Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Rückkehr der Fernzüge nach Saalfeld
Fernverkehrschef kündigt drei neue Zugpaare an. Mit Glück Sahnehäubchen obendrauf
Es hat, wie so oft, ein bisschen länger gedauert bei der Bahn. Nun aber, sechs Jahre nach dem noch immer schmerzhaften Aus für die ICE-Trasse durch das Saaletal, kehrt der Fernverkehr nach Saalfeld zurück – mit kleiner Macht und einer gewissen Regelmäßigkeit.
Zwischen Leipzig, Jena und Nürnberg sollen ab Dezember 2023 drei neue Zugpaare verkehren, kündigte Fernverkehrschef Michael Peterson kurz vor Weihnachten an. „Damit bekennen wir uns zum Universitätsstandort Jena“, wird der Bahn-Manager im Berliner „Tagesspiegel“zitiert. Nach der Eröffnung der Schnellstrecke Erfurt - Nürnberg 2017 hatte es viel Kritik gegeben, weil die Bahn Jena, aber auch Naumburg und Saalfeld weitgehend vom Fernverkehr abhängte. Nun komme die DB der Universitätsstadt zumindest etwas entgegen. Mit der neuen Linie bringe die Bahn den Fernverkehr wieder mehr in die Fläche, betonte Peterson der Zeitung zufolge.
Umstellung auf zweistündlichen IC-Taktverkehr
Welche Züge zu welchen Zeiten konkret fahren, dazu ist bisher noch nichts bekannt. In jedem Fall wird sich das Fernverkehrsangebot in Saalfeld aber mehr als verdoppeln, denn bisher hält nur ein IC-Zugpaar, das zwischen Warnemünde und Wien verkehrt, zu nachtschlafender Zeit in Saalfeld. Tagsüber kann man auf der Saalbahn lediglich den Doppelstock-IC erblicken, der zwischen Karlsruhe und Leipzig in Saalfeld hält (9.34 Uhr in Richtung Süden, 20.23 Uhr in Richtung Norden). Nicht allerdings in
dieser Woche, in der die IC baustellenbedingt über Erfurt umgeleitet werden.
Mit dem Fahrplanwechsel 2023/2024 soll die Umstellung der IC-Linie Leipzig - Jena - Nürnberg Stuttgart - Karlsruhe auf zweistündlichen Taktverkehr erfolgen, hatte Thüringens Verkehrs-Staatssekretär Torsten Weil schon vor gut einem Jahr angekündigt. Mit der Aufnahme des IC-Taktverkehrs entfallen dann der RE 18 (Halle) und
RE 42 (Franken-Thüringen-Express), während der heutige RE 15 Saalfeld - Jena bis Leipzig verlängert wird und den IC zum Stundentakt verdichten soll. Die stündliche RBLinie 25 Saalfeld - Jena - Halle bleibe bestehen und werde ab 2026 zehn Minuten schneller.
Verfügbare Fahrwegkapazität wäre vorhanden
Dass die Ankündigung ernstgemeint ist, dafür spricht auch das mittelfristige
Konzept für eine optimierte Kapazitätsnutzung (Kurztitel: „mKoK“) der DB Netz AG, welches auf der Saalbahn und der Frankenwaldrampe eine stündliche Trasse für Personenfernverkehr eingeplant hat. Diese unterteilt sich in zwei zweistündliche Trassen: die Trasse „FV96“zwischen Leipzig und Karlsruhe über Jena, Nürnberg und Stuttgart und die Trasse „FV98“zwischen Halle, Jena und Nürnberg.
Beide Trassen bieten in Nürnberg eine Durchbindungsmöglichkeit nach München, die Trasse FV98 in Halle eine nach Berlin und RostockWarnemünde. Die Welt rückt also wieder ein Stück näher an Saalfeld.
Das mKOK dient dabei lediglich der Unterstützung der Planung und Anmeldung von Rahmenverträgen durch Eisenbahnverkehrsunternehmen und der optimalen Nutzung der verfügbaren Fahrwegkapazität. Sie sind eine Art Empfehlung des Netzbetreibers an Eisenbahnverkehrsunternehmen, ihre Anmeldungen für Verkehre an diesen Systemtrassen auszurichten. Wie es aussieht, hat DB Fernverkehr diese Vorlage nun aufgenommen.
Wenn es richtig gut läuft, bekommt der Bahnverkehrsknoten Saalfeld/Saale von Dezember diesen Jahres an sogar noch ein Sahnehäubchen in Form eines ICE-Haltes. Schon seit einiger Zeit versucht das Bahnbündnis „Fernverkehr für Jena“, das bestehende ICE-Zugpaar zwischen Berlin und Jena-Paradies bis nach Jena-Göschwitz zu verlängern.
Umsteigefrei im ICE zum Berliner Hauptbahnhof
Dort, am Jenaer „Südkreuz“steht der am Abend aus Berlin kommende Zug zwar über Nacht, man kann aber aus technischen Gründen weder ein- noch aussteigen., Kolportiert werden jetzt Überlegungen der Bahn, den Zug ab dem nächsten Fahrplanwechsel in Saalfeld übernachten und beginnen zu lassen. Dann könnte man aus der Kreisstadt morgens gegen 6.30 Uhr umsteigefrei zum Berliner Hauptbahnhof starten. Zurück wäre der ICE – nach drei Stunden Fahrt – gegen 21.30 Uhr in Saalfeld.