Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

15 Künstlerpo­rträts und ihr Werk

Sommerpala­is Greiz zeigt in Kabinettau­sstellung ab Sonnabend „Lehmanns Linse – Atelier und Cartoon“

- Ulrike Kern Geöffnet: Täglich, außer montags 10-16 Uhr, ab April bis 17 Uhr.

Greiz. Matthias Lehmann aus dem mittelsäch­sischen Lunzenau ist ein skurriler Zeitgenoss­e. Auf seinem 1200 Quadratmet­er großen Grundstück sammelt er allerlei Merkwürdig­keiten. Unter anderem steht auf der Wiese eine Rangierlok, die nie rangiert und das zum Abriss vorgesehen­e Wartehäusc­hen von Obergräfen­hain. Es gibt eine Schiffsanl­egestelle und einen Verlag, der seit 2008 zwei- bis viermal jährlich die Satirezeit­schrift „Lokpfogel“herausgibt. In dieser Zeitung informiert Lehmann, selbstgewä­hltes Oberhaupt der von ihm gegründete­n Kleinstadt Groß-Mützenau, über die Neuigkeite­n im Ort und stellt auch Karikaturi­sten und Cartoonist­en vor, die in seinem Bahnhofsge­bäude regelmäßig ausstellen.

Denn so wie Groß-Mützenau als Witz auf die sich immer schneller verändernd­e Gesellscha­ft und die Reichsbürg­erszene zu verstehen ist, so versteht es Matthias Lehmann auch, Karikaturi­stinnen und Karikaturi­sten aus ganz Deutschlan­d in seine Stadt zu holen. Und umgedreht fährt er auch zu ihnen in die Ateliers und fotografie­rt die Künstler genau an jenem Ort, an dem ihre Arbeiten entstehen.

Kürbisköni­gin zaubert ein Lächeln ins Gesicht

Wer so dem tiefgründi­gen Humor zugetan ist und selbst Karikature­n sammelt, wie Matthias Lehmann, der ist auch regelmäßig Gast im Greizer Sommerpala­is. Und so kam man einst ins Gespräch und entwickelt­e gemeinsam eine neue Ausstellun­gsidee: Lehmanns Fotos aus den Ateliers der Zeichner mit jeweils einem dort entstanden­en Blatt aus der Sammlung des Satircums zu

kombiniere­n. „Porträt, Schreibtis­ch und Werk zusammen zu zeigen, das ist eine noch nie da gewesene Zusammenst­ellung“, erklärt Museumsdir­ektor Ulf Häder und hofft von diesem Samstag an bis zum 16. April auf viele Besucher der neuen Kabinettau­sstellung „Lehmanns Linse – Atelier und Cartoon“.

15 Künstlerin­nen und Künstler sind hier mit Foto und Werk versammelt und eröffnen einen Blick auf die Cartoonlan­dschaft. Der Berliner

Cartoonist Klaus Vonderwert­h (1936-2016) ist mit seiner 1995 gezeichnet­en Fassung von „Die Erschaffun­g Adams“von Michelange­lo vertreten. Daneben zaubert Petra Kaster aus Mannheim mit ihrer wundervoll­en Kürbisköni­gin ein Lächeln ins Gesicht.

Der Erfurter Cartoonist Nel hat mit seinem treppabwär­ts rasenden Patienten schon 1999 gefragt, auf welcher Stufe der Gesundheit­sreform wir eigentlich sind. Der vielfach

ausgezeich­nete Künstler Rainer Ehrt aus Kleinmachn­ow stellt in seiner aquarellie­rten Zeichnung „Befruchtun­g“von 2010 ein Duzend tätowierte­r und gepiercter Spermien dar, die auf eine Eizelle zusteuern.

Lothar Otto (1932-2019) lässt in seiner Zeichnung das einzige Quadrat Grün auf einer zugepflast­erten Betonfläch­e mittels Überwachun­gskamera observiere­n, während der Berliner Cartoonist OL mit

seiner Bilderfolg­e „Jürgen der Trinker“für herzhafte Lacher sorgen dürfte.

Ein Querschnit­t an menschlich­en und gesellscha­ftlichen Themen also, umgesetzt mit verschiede­nsten künstleris­chen Handschrif­ten, die diese kurzweilig­e kleine Ausstellun­g vereint. Auf jeden Fall einen Besuch in Greiz wert.

 ?? ULRIKE KERN ?? Ausstellun­gsgestalte­rin Manja Karg (links) und Mitarbeite­rin Franziska Gebser im Sommerpala­is Greiz in der Kabinettau­sstellung „Lehmanns Linse – Atelier und Cartoon“vor einer Arbeit von Petra Kaster aus dem Ruhrgebiet.
ULRIKE KERN Ausstellun­gsgestalte­rin Manja Karg (links) und Mitarbeite­rin Franziska Gebser im Sommerpala­is Greiz in der Kabinettau­sstellung „Lehmanns Linse – Atelier und Cartoon“vor einer Arbeit von Petra Kaster aus dem Ruhrgebiet.

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