Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Beutezug mit Schockanrufen
Oberkommissarin Cindy Beyer leistet Aufklärungsarbeit bei Senioren in Birkenhügel
Aktueller konnte der Vortrag nicht sein. Als Oberkommissarin Cindy Beyer jetzt zu Gast bei der Ortsgruppe Birkenhügel der Volkssolidarität gewesen ist, um über Betrügereien am Telefon oder bei Haustürgeschäften zu informieren, hatte sie nicht nur aktuelle Fälle der vergangenen 24 Stunden dabei. Sondern es gab sogar zwei Beispiele aus den Reihen der Zuhörer.
„Meine große Tochter war bei mir zu Besuch, als gegen 11.40 Uhr das Telefon klingelte“, berichtete eine Seniorin von ihrem Erlebnis am Vortag. Eine Frauenstimme habe sich gemeldet und gemeint, sie sei ihre Tochter und gerade bei der Polizei, weil sie jemanden totgefahren habe. Letztlich wurde um Geld für eine Kaution gebeten. „Bei uns gab es den gleichen Anruf“, ergänzte Peter Schenk, „aber wir haben gar keine Tochter.“
Es ist die übliche Masche von „Schockanrufen“, die aktuell in der Region Saale-Orla an Fahrt aufgenommen haben und mit denen insbesondere ältere Menschen um ihre Ersparnissen gebracht werden sollen. Gleich sieben derartige Fälle landeten von Dienstag bis Mittwoch auf dem Tisch der Ermittler im Bereich der Landespolizeiinspektion Saalfeld, wie Oberkommissarin Cindy Beyer wissen ließ. Die Dunkelziffer könnte deutlich größer sein, denn nicht jeder Anruf wird bei der Polizei angezeigt. Ein aktuelles Beispiel hatte die Oberkommissarin noch aus Rosenthal am Rennsteig parat. Demnach sollte jemand 75.000 Euro zahlen, um einer angeblichen Enkeltochter die Haft zu ersparen, nachdem diese in Hof eine Mutter von zwei Kindern totgefahren habe. Zum Glück fiel niemand darauf herein.
Kautionen zur Aussetzung des Vollzugs von Haftbefehlen sind laut Strafprozessordnung in Deutschland zwar theoretisch möglich. Kommen in der Praxis aber kaum zur Anwendung. Schon gar nicht bei Verkehrsdelikten. Typisch bei derartigen Anrufen ist natürlich der Überraschungsmoment. Mit nachgestellten Dialogen konnte die Oberkommissarin den interessierten Zuhörern authentisch demonstrieren, wie derartige Telefonate häu
fig ablaufen. „Auch angebliche Polizeibeamte kommen dabei immer wieder vor“, erklärte Cindy Beyer. Da melde sich dann irgendein Kommissar am anderen Ende der Leitung, erzähle Geschichten von einer Diebesbande, die ihr Unwesen treibe, und man wolle daher behilflich sein, dass Geld und Wertgegenstände sicher sind. Daher werde
ein Bote kommen, um diese Dinge abzuholen.
Bei sämtlichen Anrufen dieser Art, so die Empfehlung von Cindy Beyer, gelte es vor allem, zunächst Ruhe zu bewahren. Falls möglich, sollten Familienangehörige oder vertraute Nachbarn hinzugezogen werden. „Sobald einem etwas merkwürdig vorkommt, am besten einfach
auflegen“, lautete der Rat der Polizistin. Wenn sich derartige Anrufe wiederholen, sollte Anzeige erstattet werden. Dringend riet die Oberkommissarin davon ab, womöglich bewusst selbstständig den Lockvogel zu spielen.
Neben dem Umgang mit „Schockanrufen“gab es noch eine Reihe an Tipps, um auch anderen Betrügereien beispielsweise bei Haustürgeschäften oder angeblichen Gewinnversprechen nicht auf den Leim zu gehen. Das Interesse an derartiger Aufklärungsarbeit ist groß. Britta Schenk, Leiterin der Ortsgruppe der Volkssolidarität, konnte sich jedenfalls über besonders viele Besucher bei dieser Nachmittagsveranstaltung freuen. „Das war in diesem Jahr schon der vierte Vortrag dieser Art“, informierte Cindy Beyer und Verwies auf das Angebot der polizeilichen Beratungsstelle der Landespolizeiinspektion Saalfeld, mit derartigen Präventionsveranstaltungen eine praktische Aufklärungsarbeit zu leisten.