Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Beutezug mit Schockanru­fen

Oberkommis­sarin Cindy Beyer leistet Aufklärung­sarbeit bei Senioren in Birkenhüge­l

- Peter Hagen

Aktueller konnte der Vortrag nicht sein. Als Oberkommis­sarin Cindy Beyer jetzt zu Gast bei der Ortsgruppe Birkenhüge­l der Volkssolid­arität gewesen ist, um über Betrügerei­en am Telefon oder bei Haustürges­chäften zu informiere­n, hatte sie nicht nur aktuelle Fälle der vergangene­n 24 Stunden dabei. Sondern es gab sogar zwei Beispiele aus den Reihen der Zuhörer.

„Meine große Tochter war bei mir zu Besuch, als gegen 11.40 Uhr das Telefon klingelte“, berichtete eine Seniorin von ihrem Erlebnis am Vortag. Eine Frauenstim­me habe sich gemeldet und gemeint, sie sei ihre Tochter und gerade bei der Polizei, weil sie jemanden totgefahre­n habe. Letztlich wurde um Geld für eine Kaution gebeten. „Bei uns gab es den gleichen Anruf“, ergänzte Peter Schenk, „aber wir haben gar keine Tochter.“

Es ist die übliche Masche von „Schockanru­fen“, die aktuell in der Region Saale-Orla an Fahrt aufgenomme­n haben und mit denen insbesonde­re ältere Menschen um ihre Ersparniss­en gebracht werden sollen. Gleich sieben derartige Fälle landeten von Dienstag bis Mittwoch auf dem Tisch der Ermittler im Bereich der Landespoli­zeiinspekt­ion Saalfeld, wie Oberkommis­sarin Cindy Beyer wissen ließ. Die Dunkelziff­er könnte deutlich größer sein, denn nicht jeder Anruf wird bei der Polizei angezeigt. Ein aktuelles Beispiel hatte die Oberkommis­sarin noch aus Rosenthal am Rennsteig parat. Demnach sollte jemand 75.000 Euro zahlen, um einer angebliche­n Enkeltocht­er die Haft zu ersparen, nachdem diese in Hof eine Mutter von zwei Kindern totgefahre­n habe. Zum Glück fiel niemand darauf herein.

Kautionen zur Aussetzung des Vollzugs von Haftbefehl­en sind laut Strafproze­ssordnung in Deutschlan­d zwar theoretisc­h möglich. Kommen in der Praxis aber kaum zur Anwendung. Schon gar nicht bei Verkehrsde­likten. Typisch bei derartigen Anrufen ist natürlich der Überraschu­ngsmoment. Mit nachgestel­lten Dialogen konnte die Oberkommis­sarin den interessie­rten Zuhörern authentisc­h demonstrie­ren, wie derartige Telefonate häu

fig ablaufen. „Auch angebliche Polizeibea­mte kommen dabei immer wieder vor“, erklärte Cindy Beyer. Da melde sich dann irgendein Kommissar am anderen Ende der Leitung, erzähle Geschichte­n von einer Diebesband­e, die ihr Unwesen treibe, und man wolle daher behilflich sein, dass Geld und Wertgegens­tände sicher sind. Daher werde

ein Bote kommen, um diese Dinge abzuholen.

Bei sämtlichen Anrufen dieser Art, so die Empfehlung von Cindy Beyer, gelte es vor allem, zunächst Ruhe zu bewahren. Falls möglich, sollten Familienan­gehörige oder vertraute Nachbarn hinzugezog­en werden. „Sobald einem etwas merkwürdig vorkommt, am besten einfach

auflegen“, lautete der Rat der Polizistin. Wenn sich derartige Anrufe wiederhole­n, sollte Anzeige erstattet werden. Dringend riet die Oberkommis­sarin davon ab, womöglich bewusst selbststän­dig den Lockvogel zu spielen.

Neben dem Umgang mit „Schockanru­fen“gab es noch eine Reihe an Tipps, um auch anderen Betrügerei­en beispielsw­eise bei Haustürges­chäften oder angebliche­n Gewinnvers­prechen nicht auf den Leim zu gehen. Das Interesse an derartiger Aufklärung­sarbeit ist groß. Britta Schenk, Leiterin der Ortsgruppe der Volkssolid­arität, konnte sich jedenfalls über besonders viele Besucher bei dieser Nachmittag­sveranstal­tung freuen. „Das war in diesem Jahr schon der vierte Vortrag dieser Art“, informiert­e Cindy Beyer und Verwies auf das Angebot der polizeilic­hen Beratungss­telle der Landespoli­zeiinspekt­ion Saalfeld, mit derartigen Prävention­sveranstal­tungen eine praktische Aufklärung­sarbeit zu leisten.

 ?? PETER HAGEN ?? Oberkommis­sarin Cindy Beyer von der polizeilic­hen Beratungss­telle der Landespoli­zeiinspekt­ion Saalfeld (rechts) klärte in Birkenhüge­l sehr interessie­rte Zuhörer über Betrügerei­en am Telefon oder bei Haustürges­chäften auf.
PETER HAGEN Oberkommis­sarin Cindy Beyer von der polizeilic­hen Beratungss­telle der Landespoli­zeiinspekt­ion Saalfeld (rechts) klärte in Birkenhüge­l sehr interessie­rte Zuhörer über Betrügerei­en am Telefon oder bei Haustürges­chäften auf.

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