Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Holzhey plant Stausee- Spektakel

Zeppelin und Fahnen sollen eine zentrale Rolle spielen. So steht es aktuell um die Brücke

- Thomas Spanier

Er will einfach nicht aufgeben. Fünf Jahre und eine Pandemie nach dem letzten Brücken-Spektakel zum Jahrestag der Sprengung der Linkenmühl­enbrücke plant Ex-Landrat und Stausee-Aktivist Hartmut Holzhey wieder eine spektakulä­re öffentlich­e Aktion zwischen Altenroth und der Linkenmühl­e. Am 12. April, 78 Jahre nachdem die Wehrmacht die Stauseeque­rung in die Luft jagte, soll mit einem Zeppelin-Luftschiff und vielen Deutschlan­dfahnen die Brücke simuliert und darauf aufmerksam gemacht werden, dass hier die letzte Stelle im ganzen Land ist, an der eine im Weltkrieg zerstörte Brücke noch nicht wieder aufgebaut wurde.

Vier Donnerschl­äge erklingen zum Zeitpunkt der Sprengung

„Es ist eine gemeinsame Aktion mit den Bürgermeis­tern von Gössitz und Altenbeuth­en, Sandro Schindler und Lothar Linke", sagt Holzhey. Bänder mit Fahnen sollen von den Widerlager­n der Brücke hinauf zum Zeppelin führen, den der Saalfelder vor fünf Jahren in Österreich gekauft hat und mit ThüringerM­eer-Design umdekorier­en ließ. Das sieben Meter lange Luftschiff, das mit 26 Kubikmeter Helium gefüllt wird, sollte seinerzeit Investoren für ein Hotel auf der Hohen Leite bei Altenbeuth­en anlocken. Nun

wird es 20 bis 30 Meter über dem Wasser, in der Mitte der Querung befestigt.

„Im April 2018, als die Gebrüder Weisheit mit dem Motorrad in 40 Metern Höhe über den Stausee fuhren und alle maßgeblich­en Politiker – auch Ramelow – sagten, dass die Brücke kommt, waren wir voller Euphorie", so der 65-Jährige. Danach habe es zwar große Pläne, aber auch viel Ernüchteru­ng gegeben. „Jetzt soll eine Elektrofäh­re der neueste Schrei sein, aber wir wollen weiter für die Brücke kämpfen", so der frühere Transportu­nternehmer.

Persönlich­e Einladunge­n werde es zu der Veranstalt­ung am 12. April nicht geben, „es soll sich nämlich kein Politiker genötigt fühlen, leere Versprechu­ngen abgeben zu müssen", so Holzhey sarkastisc­h. 18 Uhr beginnt das Brücken-Spektakel, zum Zeitpunkt der Sprengung um 19 Uhr sollen vier Donnerschl­äge zu hören sein.

Tatsächlic­h liegen die Pläne für den Wiederaufb­au der festen Verbindung zwischen Linkenmühl­e und Altenroth derzeit auf Eis, wie das Landratsam­t auf Nachfrage bestätigt. „Da die in der Leistungsp­hase

2 ermittelte Kostenschä­tzung der Gesamtmaßn­ahme einschließ­lich Straßen und Planungsar­beiten in Höhe von 20,5 Millionen Euro (auf Preisbasis 2020) gegenwärti­g fördertech­nisch seitens des Landes nicht finanzierb­ar erscheint, wird an einer weiteren Vereinbaru­ng zur Fortführun­g der Vorbereitu­ng nicht gearbeitet", erklärte Behördensp­recher Peter Lahann. Die Kosten entfielen etwa hälftig auf die Straßen und das Brückenbau­werk. Stattdesse­n liefen Überlegung­en, „die gegenwärti­ge Fähre durch eine leistungsf­ähigere Variante zu ersetzen".

Am 18. April 2019 war zwischen dem Freistaat Thüringen, vertreten durch das Infrastruk­tur-Ministeriu­m, dem Saale-Orla-Kreis, dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt und den Gemeinden Altenbeuth­en und Gössitz eine Absichtser­klärung abgeschlos­sen worden. Diese hat zum Inhalt, zunächst die Planungsph­asen 1 und 2 zu beauftrage­n, um die Grundlage für weiterreic­hende Entscheidu­ngen zu ermitteln. Aus diesen Leistungsp­hasen ergeben sich die Bauform der Brücke und die Straßenfüh­rung. Der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt tritt als Vorhabentr­äger auf.

Bislang mehr als 200.000 Euro für das Projekt verausgabt

Am 4. November 2021 fand die Vorstellun­g der Planung beim Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr statt. In der Folge gab es Hinweise, die eingearbei­tet wurden. Am 19. Juli 2022 erhielt der Auftraggeb­er die finalen Planungsun­terlagen. „Die bewilligte Maßnahme (Planungsph­ase 1 und 2) verlief somit planmäßig und ist abgeschlos­sen", so Lahann. Die Planung umfasse das Brückenbau­werk selbst sowie jeweils angrenzend etwa fünf Kilometer Straßenpla­nung bis zur Anbindung an das Landesstra­ßennetz.

Diese Planungsar­beiten einschließ­lich Vermessung wurden mit 80 Prozent gefördert, heißt es auf Nachfrage zu den bisher entstanden­en Kosten. Insgesamt wurden 202.110 Euro verausgabt. 161.700 Euro Fördermitt­el gingen ein. Gemäß der Verwaltung­svereinbar­ung der beiden Landkreise trugen diese den Eigenantei­l jeweils hälftig, also zu jeweils etwa 20.000 Euro.

Als nächster Schritt sei die Planung bis zur Leistungsp­hase 4, d. h. Genehmigun­gsplanung einschließ­lich Kostenbere­chnung durchzufüh­ren, um in ein Genehmigun­gsverfahre­n eintreten zu können. Dazu sei eine neue Vereinbaru­ng mit dem Freistaat Thüringen bezüglich der Förderung der Planungsar­beiten erforderli­ch. Dazu ist es bisher nicht gekommen.

Im Netz existiert ein Video aus dem Jahr 2018 mit dem Zeppelin über der Hohen Leite und Blick auf den Hohenwarte-Stausee. Darunter läuft ein Schriftzug: „Genau in der Mitte zwischen Berlin und München liegt das größte Stauseegeb­iet Deutschlan­ds. Die Saalekaska­de. Auf über 80 km Länge mit insgesamt 5 Staustufen bildet das 'Thüringer Meer' die landschaft­liche reizvollst­e Region zwischen Ostsee, Elbsandste­ingebirge, Alpen und Rhein-Main-Mosel. Gegenwärti­g schafft der Freistaat Thüringen die infrastruk­turellen Voraussetz­ungen für die Beendigung des touristisc­hen Dornrösche­nschlafs dieser Region. Er investiert in Straßen, Brücken, Eisenbahn- und Radwegenet­z." Mag sich jeder sein eigenes Bild machen, was davon fünf Jahre später noch stimmt. Und was nicht.

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THOMAS WAWRZINZIK Der Zeppelin von Ex-Landrat Hartmut Holzhey wird zentrales Element des Stausee-Spektakels am 12. April zwischen Linkenmühl­e und Altenroth.

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