Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Holzhey plant Stausee- Spektakel
Zeppelin und Fahnen sollen eine zentrale Rolle spielen. So steht es aktuell um die Brücke
Er will einfach nicht aufgeben. Fünf Jahre und eine Pandemie nach dem letzten Brücken-Spektakel zum Jahrestag der Sprengung der Linkenmühlenbrücke plant Ex-Landrat und Stausee-Aktivist Hartmut Holzhey wieder eine spektakuläre öffentliche Aktion zwischen Altenroth und der Linkenmühle. Am 12. April, 78 Jahre nachdem die Wehrmacht die Stauseequerung in die Luft jagte, soll mit einem Zeppelin-Luftschiff und vielen Deutschlandfahnen die Brücke simuliert und darauf aufmerksam gemacht werden, dass hier die letzte Stelle im ganzen Land ist, an der eine im Weltkrieg zerstörte Brücke noch nicht wieder aufgebaut wurde.
Vier Donnerschläge erklingen zum Zeitpunkt der Sprengung
„Es ist eine gemeinsame Aktion mit den Bürgermeistern von Gössitz und Altenbeuthen, Sandro Schindler und Lothar Linke", sagt Holzhey. Bänder mit Fahnen sollen von den Widerlagern der Brücke hinauf zum Zeppelin führen, den der Saalfelder vor fünf Jahren in Österreich gekauft hat und mit ThüringerMeer-Design umdekorieren ließ. Das sieben Meter lange Luftschiff, das mit 26 Kubikmeter Helium gefüllt wird, sollte seinerzeit Investoren für ein Hotel auf der Hohen Leite bei Altenbeuthen anlocken. Nun
wird es 20 bis 30 Meter über dem Wasser, in der Mitte der Querung befestigt.
„Im April 2018, als die Gebrüder Weisheit mit dem Motorrad in 40 Metern Höhe über den Stausee fuhren und alle maßgeblichen Politiker – auch Ramelow – sagten, dass die Brücke kommt, waren wir voller Euphorie", so der 65-Jährige. Danach habe es zwar große Pläne, aber auch viel Ernüchterung gegeben. „Jetzt soll eine Elektrofähre der neueste Schrei sein, aber wir wollen weiter für die Brücke kämpfen", so der frühere Transportunternehmer.
Persönliche Einladungen werde es zu der Veranstaltung am 12. April nicht geben, „es soll sich nämlich kein Politiker genötigt fühlen, leere Versprechungen abgeben zu müssen", so Holzhey sarkastisch. 18 Uhr beginnt das Brücken-Spektakel, zum Zeitpunkt der Sprengung um 19 Uhr sollen vier Donnerschläge zu hören sein.
Tatsächlich liegen die Pläne für den Wiederaufbau der festen Verbindung zwischen Linkenmühle und Altenroth derzeit auf Eis, wie das Landratsamt auf Nachfrage bestätigt. „Da die in der Leistungsphase
2 ermittelte Kostenschätzung der Gesamtmaßnahme einschließlich Straßen und Planungsarbeiten in Höhe von 20,5 Millionen Euro (auf Preisbasis 2020) gegenwärtig fördertechnisch seitens des Landes nicht finanzierbar erscheint, wird an einer weiteren Vereinbarung zur Fortführung der Vorbereitung nicht gearbeitet", erklärte Behördensprecher Peter Lahann. Die Kosten entfielen etwa hälftig auf die Straßen und das Brückenbauwerk. Stattdessen liefen Überlegungen, „die gegenwärtige Fähre durch eine leistungsfähigere Variante zu ersetzen".
Am 18. April 2019 war zwischen dem Freistaat Thüringen, vertreten durch das Infrastruktur-Ministerium, dem Saale-Orla-Kreis, dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt und den Gemeinden Altenbeuthen und Gössitz eine Absichtserklärung abgeschlossen worden. Diese hat zum Inhalt, zunächst die Planungsphasen 1 und 2 zu beauftragen, um die Grundlage für weiterreichende Entscheidungen zu ermitteln. Aus diesen Leistungsphasen ergeben sich die Bauform der Brücke und die Straßenführung. Der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt tritt als Vorhabenträger auf.
Bislang mehr als 200.000 Euro für das Projekt verausgabt
Am 4. November 2021 fand die Vorstellung der Planung beim Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr statt. In der Folge gab es Hinweise, die eingearbeitet wurden. Am 19. Juli 2022 erhielt der Auftraggeber die finalen Planungsunterlagen. „Die bewilligte Maßnahme (Planungsphase 1 und 2) verlief somit planmäßig und ist abgeschlossen", so Lahann. Die Planung umfasse das Brückenbauwerk selbst sowie jeweils angrenzend etwa fünf Kilometer Straßenplanung bis zur Anbindung an das Landesstraßennetz.
Diese Planungsarbeiten einschließlich Vermessung wurden mit 80 Prozent gefördert, heißt es auf Nachfrage zu den bisher entstandenen Kosten. Insgesamt wurden 202.110 Euro verausgabt. 161.700 Euro Fördermittel gingen ein. Gemäß der Verwaltungsvereinbarung der beiden Landkreise trugen diese den Eigenanteil jeweils hälftig, also zu jeweils etwa 20.000 Euro.
Als nächster Schritt sei die Planung bis zur Leistungsphase 4, d. h. Genehmigungsplanung einschließlich Kostenberechnung durchzuführen, um in ein Genehmigungsverfahren eintreten zu können. Dazu sei eine neue Vereinbarung mit dem Freistaat Thüringen bezüglich der Förderung der Planungsarbeiten erforderlich. Dazu ist es bisher nicht gekommen.
Im Netz existiert ein Video aus dem Jahr 2018 mit dem Zeppelin über der Hohen Leite und Blick auf den Hohenwarte-Stausee. Darunter läuft ein Schriftzug: „Genau in der Mitte zwischen Berlin und München liegt das größte Stauseegebiet Deutschlands. Die Saalekaskade. Auf über 80 km Länge mit insgesamt 5 Staustufen bildet das 'Thüringer Meer' die landschaftliche reizvollste Region zwischen Ostsee, Elbsandsteingebirge, Alpen und Rhein-Main-Mosel. Gegenwärtig schafft der Freistaat Thüringen die infrastrukturellen Voraussetzungen für die Beendigung des touristischen Dornröschenschlafs dieser Region. Er investiert in Straßen, Brücken, Eisenbahn- und Radwegenetz." Mag sich jeder sein eigenes Bild machen, was davon fünf Jahre später noch stimmt. Und was nicht.