Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Bürgermeister prägen CDU-Wahlliste
Landrat Christian Herrgott geht mit „multiprofessioneller Mannschaft“in den Kreistagskampf
Marius Koity
Schleiz/Pößneck. Jeder vierte Kandidat auf der vierzigköpfigen CDUKreistagswahlliste 2024 ist ein haupt- oder ehrenamtlicher Bürgermeister. So ziehen die Christdemokraten unter anderem mit den gewählten oder amtierenden Oberhäuptern der fünf größten Städte und drei größten Gemeinden des Saale-Orla-Kreises in den Wahlkampf um die Sitze im regionalen Parlament. Hinzu kommen eine Verwaltungsgemeinschaftsvorsitzende, ehemalige Bürgermeister oder Behördenleiter, nicht zuletzt Landrat Christian Herrgott nebst Ärzten, Unternehmern, einem Bundeswehroffizier, einer selbstständigen Landwirtin, Frauen und Männern aus dem sozialen Bereich, Rentnerinnen, Angehörigen weiterer Berufe, die höhere Ausbildungen voraussetzen.
Herrgott, der diese Liste als Chef der CDU Saale-Orla anführt, sprach am Montagabend zur Kandidatenkür in einem Dittersdorfer Saal sowohl im Podium als auch am Rande von einer „multiprofessionellen Mannschaft“und einem „Kompetenzteam“, mit welchem man wieder stärkste Fraktion im Kreistag werden will. Seinen Parteimitgliedern und parteilosen Mitstreitern gab er als konkreteres Ziel vor, in dem von 46 auf 40 Plätze schrumpfenden Kreistag trotzdem das jetzige Niveau von fünfzehn Mandaten zu halten, „im besten Fall auszubauen“, was vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Stimmungslagen und Zersplitterungen wohl sensationell wäre.
Als Coup kann auch der Fakt gewertet werden, dass sich André Grau, der aktuell für die UBV im Kreistag sitzt, und Frank Weidermann, der dieser Fraktion in der ersten Hälfte der Legislatur angehörte, nun den Christdemokraten angeschlossen haben. Direkt kommentiert wurde das nicht. An anderer Stelle hatte Herrgott allerdings festgestellt, dass man mit der CDU den Saale-OrlaKreis am ehesten „gestalten“und „nach vorn bringen“könne.
In den insgesamt überschaubaren inhaltlichen Auseinandersetzungen des Abends, was eher dem
Wahlmarathon geschuldet war, kümmerte es die Christdemokraten wenig, was die politischen Wettbewerber so vorhaben.
Nur einmal arbeitete Herrgott die Widersprüchlichkeit und Inkonsequenz der AfD heraus, die einerseits Schulen sanieren wolle, andererseits aber gerade die Grundlage solcher Projekte, nämlich den Haushalt 2024 des Saale-Orla-Kreises abgelehnt habe. Die Wirtschaftsinformatikerin und Professorin Regina Polster, die nach Herrgotts Wahl zum Landrat für ihn in den Thüringer Landtag nachgerückt ist und sein Orlatal-Mandat übernommen hat, sprach sich unter anderem gegen Bevormundungs- und Verbotspolitik aus, was ein Seitenhieb gegen die Grünen war.
Zehn Frauen, dreißig Männer Knapp zwanzig Prozent der 223 CDU-Mitglieder im Saale-OrlaKreis haben am Montagabend mit ihren Stimmen und in dieser Reihenfolge diese zehn Frauen und dreißig Männer ins Rennen um Kreistagsmandate geschickt: Christian Herrgott, Katrin Gersdorf, Alex Neumüller, Allam Hanna, Sandra Smailes, Carsten Sachse, Thomas Fügmann, Kathleen Merz, Marko Bias, Katharina Kappe, Thomas Franke, Arnfried Völlm, Leon-Justin Zwerenz, Petra Hirsch, Michael Modde, Ralf Weiße, Jonas Chudasch, Nicole Köhler, Peter Orosz, Marcel Zapf, Thomas Weidermann, Sabrina Roy, André Grau, Tino König, Steve Werner, Gabriele Peißker, Jan Schübel, Andree Burkhardt, Markus Thümmig, Regina Stumpf, Sascha Horn, Philipp Patzer, Steffen Timm, Ramona Kleinhenz, Rainer Grau, Timm Luckhardt, Robert Däumer, Ralf Löscher, René Richter, Frank Weidermann.
Sieben dieser Bewerber wurden in geheimer Wahl mit 100-prozentiger Zustimmung auf ihre Listenplätze gewählt, und zwar Herrgott, Kappe, Völlm, Orosz, Thomas Weidermann, König und Richter. Herrgott wird dem Kreistag unabhängig vom individuellen und Listenwahlergebnis kraft seines Amtes als Landrat angehören. Das regionale Parlament wird in zwei Monaten, am 26. Mai, gewählt. Meinung