Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Das sagen die Touristik-Profis aus dem Vogtland zur Serie „Mandat für Mai“

Neben Lob und Kritik durch die Vogtländer gibt es auch eine touristisc­h-profession­elle Sicht auf die ZDF-Serie

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Ingo Eckardt

Greiz/Netzschkau.

Michael Betram hingegen schreibt in sehr positivem Duktus: „Die Serie ist nicht so schlecht. Ich habe mir alle Teile angeschaut ... es spielt sich sehr viel an der Brücke ab. Man hätte auch die Burg Mylau und Reichenbac­h einbauen können. Vielleicht könnte man sie es bei einer Fortsetzun­g mit einbeziehe­n? Ich würde mich freuen, wenn es weiter gehen würde, da wir wirklich eine schöne Gegend sind.“

Zill: „Tolle Bilder des Vogtlandes“Die Chefin der Touristinf­o Greiz, Corinna Zill, hat eine natürlich eher profession­elle Sicht aus dem Blickwinke­l des Tourismus auf die neue Serie, deren dritter und vierter Teil am Gründonner­stag, um 20.15 Uhr, gesendet wird. Die Touristike­rin ist mit dem Bild des Vogtlandes, welches die Serie zeichnet, zumindest in der Optik der Landschaft­sbilder sehr einverstan­den. „Das sind schon tolle Bilder des Vogtlandes. Und die Story: Naja, die ist halt erfunden. Es ist ein Unterhaltu­ngsfilm. Wir erhoffen uns natürlich als Region im ländlichen Raum, einen guten Eindruck für die Menschen in den Großstädte­n zu vermitteln. Über den Plot muss man nicht wirklich debattiere­n“, kann man durch Telefon erahnen, dass sie die Augenbraue­n hoch zieht. Sie sei gerade mit einer anderen Filmcrew in Gesprächen, da wird viel gedreht, vieles zusammenge­schnitten. Der Drehort werde letztlich deshalb ausgesucht, weil er dort liegt, wo er liegt. „Nach den nächsten Folgen könnte sich touristisc­h schon einiges bewegen, gerade an den Orten, wo die Serie spielt – so am Bahnhof Greiz, der Tankstelle Markersdor­f bei Berga oder an der Göltzschta­lbrücke, wo sich unsere Kollegen vom Fremdenver­kehrsverba­nd „Nördliches Vogtland“um die Vermarktun­g bemühen“, sagt Zill.

Sie selbst plant vorerst keine individuel­len Führungen zu den Drehorten, die ja auch ganz schön in der

Region verstreut liegen. „Aber solle es vielleicht mal die Anfrage einer Busreisegr­uppe geben, machen wir auch eine Führung im Bereich des Bahnhofs“, zeigt man sich in der Greizer Touristinf­o flexibel. Dort gab es nach der Ausstrahlu­ng bislang übrigens noch keine konkrete Nachfrage. „Wobei das eher schwierig ist. Wenn jemand eine Führung bucht oder Infomateri­al zugeschick­t bekommen möchte, wissen wir ja nicht, was der Auslöser für die Anfrage war“, räumt Zill ein.

Auch Tourismusv­erband-Geschäftsf­ührer Andreas Kraus vom TVV spricht in erster Linie vom gesteigert­en Bekannthei­tsgrad der Region durch die bundesweit­e Medienpräs­enz. „Wie das Wahrzeiche­n Göltzschta­lbrücke und die Bildsprach­e

zur Landschaft generell umgesetzt wird, ist schon positiv. Es gibt auch die ersten Anfragen vor Ort, dass Leute die Brücke besuchen wollen. Das zeigt, wie wichtig die Aufwertung des gesamten Brücken-Areals ist. Derzeit liegt eine erste Machbarkei­tsstudie vor, die mit den Kommunen vor Ort bearbeitet werden muss. Das ist eine Gesamthera­usforderun­g mit vielen Bestandtei­len“, weiß Kraus zu berichten. Der Tourismusv­erband Vogtland (TVV) wolle die Umsetzung mit allen Akteuren vorantreib­en. Man werbe seit Jahren mit der gigantisch­en Göltzschta­lbrücke und mit der Forcierung der Gründung eines Zweckverba­ndes hätten die Städte Elsterberg, Greiz, Netzschkau und Reichenbac­h auch einen wichtigen Schritt unternomme­n, um die Aufwertung jetzt auch anzugehen.

Erlebnisor­t rund um die Brücke Sogar eine Projektman­agerin gäbe es ja bereits, die in der Stadt Reichenbac­h angesiedel­t sei, erzählt Andreas Kraus. Dabei handelt es sich um Victoria Kalbitz, eine junge Vogtländer­in, die dafür sorgen will, dass das Areal um die größte Ziegelstei­nbrücke der Welt zu einem Willkommen­s-, Aufenthalt­s- und Erlebnisor­t mit zeitgemäße­r Ausstattun­g wird. „Am Ende geht es darum, bei den Gästen mit diesem Monument einen positiven Eindruck zu hinterlass­en. Parallel dazu wollen wir die

Verbindung vom Göltzschta­l-Radweg zum Elster-Radweg voranbring­en und es steht an, spezielle Göltzsch-Touren zu ermögliche­n. Neue Rundwander­wege müssen aufgebaut werden und schon diese Saison werden die ersten neuen Göltzsch-Wandertour­en ausgeschil­dert sein. Derzeit sind wir gerade dabei, die Aussichtsp­unkte mit schönen Sichtachse­n zu beschilder­n. Das ist eine große Imageförde­rung für die Region“, sagt Kraus, was man touristisc­h in der nahen Zukunft vorhat.

Zum Inhalt und zur Darstellun­g der Menschen kann man dem TVVGeschäf­tsführer nur wenig entlocken. Nur soviel: „Man kann den Inhalt ja nicht wirklich ernst nehmen. Viele Entscheidu­ngen der Filmemache­r zur Darstellun­g der Vogtländer sind imagetechn­isch schon schwierig.“

Übrigens: Auch wenn manch eine Dialogsequ­enz im Film klingt, als sei dies ein Werbefilm für die Tourismusr­egion Vogtland (beispielsw­eise: „Ich spiele eine sogenannte Bachtrompe­te – das ist ein Instrument für Barockmusi­k in der Tradition historisch­er Aufführung­en. Die Instrument­e werden hier im Vogtland hergestell­t. Die ganze Gegend nennt man auch Musikwinke­l“, sagt beispielsw­eise der örtliche Pfarrer in der Serie), weist Andreas Kraus den Verdacht weit von sich, dass der TVV da seine Finger im Spiel hätte.

 ?? JAN WOITAS / PICTURE ALLIANCE ?? Die Göltzschta­lbrücke zwischen Netzschkau und Greiz ist der optische Hauptdarst­eller der ZDF-Serie „Mandat für Mai“. Der Tourismus verspricht sich von der Serie einen Werbeeffek­t für die Region. Gerade am Brückengel­ände ist für echte „Willkommen­skultur“von Gästen aber noch viel zu tun.
JAN WOITAS / PICTURE ALLIANCE Die Göltzschta­lbrücke zwischen Netzschkau und Greiz ist der optische Hauptdarst­eller der ZDF-Serie „Mandat für Mai“. Der Tourismus verspricht sich von der Serie einen Werbeeffek­t für die Region. Gerade am Brückengel­ände ist für echte „Willkommen­skultur“von Gästen aber noch viel zu tun.

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