Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Wechsel unter besonderen Umständen
Interview der Woche: Quasi über Nacht stellt der VfR Bad Lobenstein Christian Feig als neuen Cheftrainer für die Fußball-Landesklasse vor
Benjamin Schmutzler
Bad Lobenstein. All zu lang hat sie diesmal nicht gedauert - die Trainersuche beim VfR Bad Lobenstein. Das Team aus der Fußball-Landesklasse stellte in der vergangenen Woche den Nachfolger von Ex-Trainer Johannes Liebmann sowie der Interimstrainer Martin Wirth und Martin Müller vor. Christian Feig ist 33 Jahre jung, in Schleiz geboren, spielte aktiv in Plauen, Schleiz und Hirschberg. Zuletzt stand der Familienvater als Co-Trainer von Roger Fritzsch bei Thüringenligist FSV Schleiz an der Seitenlinie. Über die Hintergründe des Wechsels und die neuen Aufgaben unterhielten wir uns mit Bad Lobensteins neuem Cheftrainer im Interview.
Gestern noch in Schleiz, heute in Bad Lobenstein: Wie kam es zum recht schnellen Wechsel im Trainerlager?
Bereits seit Herbst 2023 stand für mich fest, dass ich mich Ende der Saison 2023/2024 aufgrund privater Gründe aus dem aktiven Fußballgeschäft zurückziehen werde. Der Vorstand des FSV Schleiz und Roger Fritzsch waren über meine Entscheidung informiert. Nach dem Rücktritt von Johannes Liebmann in Bad Lobenstein kontaktierte mich deren 1. Vorstand Martin Wirth. Die Gespräche waren von gegenseitigem Respekt und Vertrauen geprägt. Ich habe meinen bevorstehenden Rückzug kommuniziert. Als er mir dennoch Interesse signalisierte, geriet ich in einen Zwiespalt, da sich zu Schleiz und Roger Fritzsch eine Freundschaft entwickelt hat und ich niemanden im Stich lassen wollte. Ich verspürte aber auch einen gewissen Reiz, nochmals selbst als hauptverantwortlicher Trainer ein ambitioniertes Team trainieren zu können. Mit dem Wissen, dass Roger Fritzsch einen Wechsel aus Sicht eines Freundes nachvollziehen konnte, entschloss ich mich für den Wechsel. Zum Glück hat der FSV Schleiz mit Daniel Micklisch schnell einen neuen Co-Trainer gefunden.
Mit welchen Gefühlen verlassen Sie den FSV Schleiz?
Mit einer Portion Stolz, Wehmut und Dankbarkeit. Es ist etwas Besonderes, Mitglied eines Trainerteams in der Thüringenliga zu sein. Ich konnte viele Erfahrungen sammeln. Außerdem war ich selbst dort als Spieler aktiv und wohne in der Nähe. Meine Aufgaben als Co-Trainer lagen in der Unterstützung des
Cheftrainers in der Trainingsarbeit, der Analyse und dem Meinungsaustausch über Taktik und Aufstellung. Auch Gespräche mit Neuzugängen habe ich geführt. Ich war immer ein bisschen Bindeglied zwischen Trainerteam und Mannschaft. Bei Personalmangel stand ich zudem selbst noch auf dem Feld.
Wie bekannt sind Ihnen die Mannschaft und Strukturen beim VfR?
Die Mannschaft ist mir zu Teilen bekannt. Mit Kevin Hammerschmidt habe ich die gesamte Jugend in Hirschberg gespielt. Auch mit Oliver Hölzel habe ich in Schleiz zusammengespielt. Florian Wiechert, Niko Schröder und Mike Gottschalk kenne ich aus der Zeit der Spielgemeinschaft Hirschberg/ Blankenstein. Spieler und Verantwortliche wie Janek Köcher, Martin Wirth, Marco Narr und David Linke sind mir aus den damaligen Begegnungen bekannt. Gegen Sebastian Mai habe ich mit Hirschberg das eine oder andere Mal spielen dürfen. Auch bei Hallenturnieren war der VfR Bad Lobenstein öfters vertreten, sodass mir einige Spieler bekannt sind. Was ich bis jetzt in meiner Trainingsarbeit hier feststellen durfte, ist, dass ich nicht viele Sachen ändern musste, da die Abläufe
gut funktionieren. Jeder im Vorstand weiß, wovon er spricht, es gibt eine klare Aufgabenteilung und Struktur.
Was waren Ihre ersten Worte an das Team?
Bereits am Tag, als Martin Wirth der Mannschaft meine Verpflichtung mitteilte, schrieben mir einige Spieler, dass sie sich auf die künftige Zusammenarbeit freuen. Der Kontakt am ersten Trainingstag war unspektakulär, da alle Anwesenden mehr oder weniger ins kalte Wasser geworfen wurden. Ich wollte keine Zeit verlieren, sondern die Arbeit auf dem Platz nutzen. Nach dem Training habe ich eine kleine Sitzung in der Mannschaftskabine anberaumt, um einige organisatorische und allgemeine Dinge zu besprechen. Der Kontakt ist rundum positiv gewesen.
Mit der Groundhopping-Partie in Greiz hatten Sie direkt ein besonderes, erstes Punktspiel. Wie zufrieden sind Sie mit dem 2:2?
Wenn man bedenkt, dass ich taktisch Änderungen vorgenommen habe und wichtige Spieler fehlten, dann war das Spiel in Greiz sehr ordentlich. Auch wie wir nach dem frühen Rückstand gut weiterspielten und die Marschroute umsetzten, zeigt mir, dass es innerhalb der Mannschaft stimmt. Dass wir die Gegentore im Prinzip selbst aufgelegt haben, hat mich extrem geärgert. Selbst in der 2. Halbzeit kamen wir noch zu guten Torchancen, die wir nicht nutzten. Wir hätten uns für die couragierte Leistung mit drei Punkten belohnen können.
Nach der Partie sagten Sie, noch einige Dinge justieren zu wollen. Was genau schwebt Ihnen vor?
Ohne jetzt im Speziellen darauf eingehen zu wollen, habe ich Dinge gesehen, gerade im Spiel mit und gegen den Ball, die verbessert werden müssen. Meine taktischen Veränderungen müssen wir in den Trainingseinheiten noch festigen und vertiefen.
Die Zusammenarbeit ist zunächst bis Ende der Saison vereinbart. Was wollen Sie in der kurzen Zeit erreichen?
Wie bereits erwähnt, ist die Zusammenarbeit nur bis Sommer geplant. Das ist dennoch Zeit genug, um unser Spiel zu stabilisieren, taktische Vorgaben zu verinnerlichen, junge Spieler weiter heranzuführen und spielerisch an ein paar Stellschrauben zu drehen. So wollen wir noch viele Punkte sammeln.