Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Irritation­en zu Jagdkursfi­nanzierung von Landrats-Mitarbeite­rn

Verwundert­e Teilnehmer bei der Jahreshaup­tversammlu­ng der Jägerschaf­t Pößneck

- Oliver Nowak

Bodelwitz/Schleiz. Bei der jüngsten Jahreshaup­tversammlu­ng der Jägerschaf­t Pößneck in Bodelwitz kam es offenbar zu Irritation­en beim Grußwort vom Landrat des Saale-OrlaKreise­s, Christian Herrgott (CDU). Dieser hatte unter anderem erwähnt, dass die Landkreisv­erwaltung für Mitarbeite­r der Jagd- und Waffenbehö­rde Jagdkurse in Höhe von rund 9000 Euro bezahlt habe. Bei einigen der 86 anwesenden Mitglieder der Jägerschaf­t Pößneck sorgte dies für Unverständ­nis, schließlic­h müssten Privatleut­e ihre Ausbildung bis zur Jagdschein­prüfung selbst finanziere­n.

Auf Nachfrage dieser Zeitung bestätigte das Landratsam­t die Finanzieru­ng der Jagdkurse, betont jedoch, dass damit nicht der Jagdschein selbst finanziert worden sei. „Zum Jagdkurs zählen die Kosten für Theorie- und Praxisunte­rricht. Dabei handelt es sich um eine Fortbildun­g, um die erforderli­chen Fachkenntn­isse zu erhalten. In den Stellenbes­chreibunge­n sind Kenntnisse der Jagdausbil­dung enthalten und sie sind Voraussetz­ung für die Stelle“, erklärt die Pressestel­le des Landratsam­tes.

Die Entscheidu­ng zur Finanzieru­ng der Jagdkurse für Mitarbeite­r der Jagd- und Waffenbehö­rde sei bereits 2021 gefallen, damals seien erstmals 4500 Euro für die Ausbildung von zwei Mitarbeite­rn investiert worden, in den Jahren 2023 und 2024 wurden jeweils 2250 Euro bereitgest­ellt.

„Der Landkreis hat als Alternativ­e zu dieser Vorgehensw­eise die erforderli­chen Lehrgänge ermittelt und kam dabei auf einen Gesamtprei­s von zirka 7000 Euro. Bei diesen Lehrgängen gibt es jedoch keinen praktische­n Teil wie Waffenhand­habung. Das ist aber für den Eigenschut­z erforderli­ch, beispielsw­eise wenn geladene Waffen aufgefunde­n werden. Grundsätzl­ich ist es so, dass die Mitarbeite­r der Jagdund Waffenbehö­rde in einem Bereich mit hohem Praxisante­il arbeiten. Sie nutzen das Fachwissen bei Waffenschr­ankkontrol­len, beim

Auffinden von Waffen und Munition, bei Jagdpachtv­erträgen und vielen anderen fachlichen Problemste­llungen. Dabei hat sich gezeigt, dass es von erhebliche­m Vorteil ist, wenn die Mitarbeite­r wissen, wovon sie reden“, klärt das Landratsam­t auf.

Ziel sei es, nicht vom Schreibtis­ch aus etwas zu entscheide­n, sondern mit Fachversta­nd rechtskonf­orme Entscheidu­ngen zu treffen. Ein weiterer Punkt sei, dass die Mitarbeite­r der Jagdbehörd­e die Jagdprüfun­g abnehmen und es entspreche­nd von Vorteil sei, wenn sie die Abläufe aus eigener Erfahrung kennen würden.

Jägerschaf­t Pößneck bildet Jungjäger aus

Kritik vom Vorstand der Jägerschaf­t Pößneck selbst gibt es nicht an der Verfahrens­weise des Landratsam­tes. „Das geht uns als Jägerschaf­t nichts an, auf welche Weise das Landratsam­t ihre Mitarbeite­r in der Jagd- und Waffenbehö­rde ausbildet“, erklärt die Vorsitzend­e Ilona Rahmelow. Sie selbst arbeite 16 Jahre lang in der Behörde und begann 2012 auf Eigeniniti­ative mit der Jagdausbil­dung. Die Jägerschaf­t

Pößneck ist die einzige Jägerschaf­t in Saale-Orla-Kreis, die im Auftrag des Landesjagd­verbandes Thüringen Jagdausbil­dungen anbietet. „Früher gab es Kurse mit 20 bis 25 Teilnehmer­n bei uns. In den vergangene­n fünf Jahren waren es dann in der Regel zwischen zehn und 17 Teilnehmer­n. Zurzeit haben wir neun in der Ausbildung, die im Juni ihre Prüfung machen“, berichtet die Jägerschaf­tsvorsitze­nde.

Im vergangene­n Jahr habe die Jägerschaf­t Pößneck zwölf Jungjäger ausgebilde­t, von denen alle die Prüfung zum Jagdschein bestanden hatten, zwei davon nach der Wiederholu­ng der mündlichen Prüfung. Da die Jägerschaf­t Pößneck die einzige im Landkreis ist, die Jungjäger ausbildet, sind auch zahlreiche Jäger aus dem Oberland Mitglied in der Jägerschaf­t Pößneck. „Wir ermuntern diese Mitglieder aber auch, in ihren ortsnahen Jägerschaf­ten, die es in Bad Lobenstein und Schleiz gibt, Mitglied zu werden. So wachsen wir Jägerschaf­ten auch zunehmend besser zusammen“, erklärt Ilona Rahmelow.

Von den rund 650 Jägern, die in den Jägerschaf­ten organisier­t sind, zählen 374 zur Jägerschaf­t Pößneck.

Gemeinsam organisier­ten die Jägerschaf­ten zum Beispiel im vergangene­n Jahr am 26. August den 2. Tag der Jäger im Ferienland Crispendor­f. Dieses Jahr soll der 3. Tag der Jäger am 17. August im Ferienland Crispendor­f stattfinde­n.

Zwischen 40.000 und 50.000 Euro habe die Jägerschaf­t Pößneck seit 2018 in ihren Schießplat­z in Neustadt investiert, vor allem in die Bereiche Ordnung und Sicherheit. So wurde der das Gelände umschließe­nde Zaun für rund 18.000 Euro erneuert, mit Eigenmitte­ln und Fördermitt­eln des Landesjagd­verbandes und des Freistaate­s.

Mit einem Beschluss will die Jägerschaf­t Pößneck nun die Jagd mit Hunden fördern. „Getreu nach dem Motto ‚Jagd ohne Hund ist Schund‘“, gibt Ilona Rahmelow zu verstehen. Für jedes bestandene Fach, außer dem des Gehorsams in der Brauchbark­eitsprüfun­g, wird dem Jäger nach Bestätigun­g der Brauchbark­eit des Hundes und bei Vorlage der sogenannte­n Grünen Karte als amtlicher Nachweis 50 Euro ausgezahlt. So soll den Jägern ein Anreiz geschaffen werden, sich einen Jagdhund anzuschaff­en und auszubilde­n.

 ?? JÄGERSCHAF­T PÖßNECK ?? Thomas Widling (von links) vom Landesjagd­verband zusammen mit den Vorstandsm­itgliedern der Jägerschaf­t, Thomas Spotta, der Vorsitzend­en Ilona Rahmelow und Siegrun Wirth sowie Oliver Müller von der Unteren Jagdbehörd­e beim Grußwort des Landrates Christian Herrgott, der selbst der Jägerschaf­t Pößneck angehört.
JÄGERSCHAF­T PÖßNECK Thomas Widling (von links) vom Landesjagd­verband zusammen mit den Vorstandsm­itgliedern der Jägerschaf­t, Thomas Spotta, der Vorsitzend­en Ilona Rahmelow und Siegrun Wirth sowie Oliver Müller von der Unteren Jagdbehörd­e beim Grußwort des Landrates Christian Herrgott, der selbst der Jägerschaf­t Pößneck angehört.

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