Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Irritationen zu Jagdkursfinanzierung von Landrats-Mitarbeitern
Verwunderte Teilnehmer bei der Jahreshauptversammlung der Jägerschaft Pößneck
Bodelwitz/Schleiz. Bei der jüngsten Jahreshauptversammlung der Jägerschaft Pößneck in Bodelwitz kam es offenbar zu Irritationen beim Grußwort vom Landrat des Saale-OrlaKreises, Christian Herrgott (CDU). Dieser hatte unter anderem erwähnt, dass die Landkreisverwaltung für Mitarbeiter der Jagd- und Waffenbehörde Jagdkurse in Höhe von rund 9000 Euro bezahlt habe. Bei einigen der 86 anwesenden Mitglieder der Jägerschaft Pößneck sorgte dies für Unverständnis, schließlich müssten Privatleute ihre Ausbildung bis zur Jagdscheinprüfung selbst finanzieren.
Auf Nachfrage dieser Zeitung bestätigte das Landratsamt die Finanzierung der Jagdkurse, betont jedoch, dass damit nicht der Jagdschein selbst finanziert worden sei. „Zum Jagdkurs zählen die Kosten für Theorie- und Praxisunterricht. Dabei handelt es sich um eine Fortbildung, um die erforderlichen Fachkenntnisse zu erhalten. In den Stellenbeschreibungen sind Kenntnisse der Jagdausbildung enthalten und sie sind Voraussetzung für die Stelle“, erklärt die Pressestelle des Landratsamtes.
Die Entscheidung zur Finanzierung der Jagdkurse für Mitarbeiter der Jagd- und Waffenbehörde sei bereits 2021 gefallen, damals seien erstmals 4500 Euro für die Ausbildung von zwei Mitarbeitern investiert worden, in den Jahren 2023 und 2024 wurden jeweils 2250 Euro bereitgestellt.
„Der Landkreis hat als Alternative zu dieser Vorgehensweise die erforderlichen Lehrgänge ermittelt und kam dabei auf einen Gesamtpreis von zirka 7000 Euro. Bei diesen Lehrgängen gibt es jedoch keinen praktischen Teil wie Waffenhandhabung. Das ist aber für den Eigenschutz erforderlich, beispielsweise wenn geladene Waffen aufgefunden werden. Grundsätzlich ist es so, dass die Mitarbeiter der Jagdund Waffenbehörde in einem Bereich mit hohem Praxisanteil arbeiten. Sie nutzen das Fachwissen bei Waffenschrankkontrollen, beim
Auffinden von Waffen und Munition, bei Jagdpachtverträgen und vielen anderen fachlichen Problemstellungen. Dabei hat sich gezeigt, dass es von erheblichem Vorteil ist, wenn die Mitarbeiter wissen, wovon sie reden“, klärt das Landratsamt auf.
Ziel sei es, nicht vom Schreibtisch aus etwas zu entscheiden, sondern mit Fachverstand rechtskonforme Entscheidungen zu treffen. Ein weiterer Punkt sei, dass die Mitarbeiter der Jagdbehörde die Jagdprüfung abnehmen und es entsprechend von Vorteil sei, wenn sie die Abläufe aus eigener Erfahrung kennen würden.
Jägerschaft Pößneck bildet Jungjäger aus
Kritik vom Vorstand der Jägerschaft Pößneck selbst gibt es nicht an der Verfahrensweise des Landratsamtes. „Das geht uns als Jägerschaft nichts an, auf welche Weise das Landratsamt ihre Mitarbeiter in der Jagd- und Waffenbehörde ausbildet“, erklärt die Vorsitzende Ilona Rahmelow. Sie selbst arbeite 16 Jahre lang in der Behörde und begann 2012 auf Eigeninitiative mit der Jagdausbildung. Die Jägerschaft
Pößneck ist die einzige Jägerschaft in Saale-Orla-Kreis, die im Auftrag des Landesjagdverbandes Thüringen Jagdausbildungen anbietet. „Früher gab es Kurse mit 20 bis 25 Teilnehmern bei uns. In den vergangenen fünf Jahren waren es dann in der Regel zwischen zehn und 17 Teilnehmern. Zurzeit haben wir neun in der Ausbildung, die im Juni ihre Prüfung machen“, berichtet die Jägerschaftsvorsitzende.
Im vergangenen Jahr habe die Jägerschaft Pößneck zwölf Jungjäger ausgebildet, von denen alle die Prüfung zum Jagdschein bestanden hatten, zwei davon nach der Wiederholung der mündlichen Prüfung. Da die Jägerschaft Pößneck die einzige im Landkreis ist, die Jungjäger ausbildet, sind auch zahlreiche Jäger aus dem Oberland Mitglied in der Jägerschaft Pößneck. „Wir ermuntern diese Mitglieder aber auch, in ihren ortsnahen Jägerschaften, die es in Bad Lobenstein und Schleiz gibt, Mitglied zu werden. So wachsen wir Jägerschaften auch zunehmend besser zusammen“, erklärt Ilona Rahmelow.
Von den rund 650 Jägern, die in den Jägerschaften organisiert sind, zählen 374 zur Jägerschaft Pößneck.
Gemeinsam organisierten die Jägerschaften zum Beispiel im vergangenen Jahr am 26. August den 2. Tag der Jäger im Ferienland Crispendorf. Dieses Jahr soll der 3. Tag der Jäger am 17. August im Ferienland Crispendorf stattfinden.
Zwischen 40.000 und 50.000 Euro habe die Jägerschaft Pößneck seit 2018 in ihren Schießplatz in Neustadt investiert, vor allem in die Bereiche Ordnung und Sicherheit. So wurde der das Gelände umschließende Zaun für rund 18.000 Euro erneuert, mit Eigenmitteln und Fördermitteln des Landesjagdverbandes und des Freistaates.
Mit einem Beschluss will die Jägerschaft Pößneck nun die Jagd mit Hunden fördern. „Getreu nach dem Motto ‚Jagd ohne Hund ist Schund‘“, gibt Ilona Rahmelow zu verstehen. Für jedes bestandene Fach, außer dem des Gehorsams in der Brauchbarkeitsprüfung, wird dem Jäger nach Bestätigung der Brauchbarkeit des Hundes und bei Vorlage der sogenannten Grünen Karte als amtlicher Nachweis 50 Euro ausgezahlt. So soll den Jägern ein Anreiz geschaffen werden, sich einen Jagdhund anzuschaffen und auszubilden.