Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Schiffe stechen an Ostern auf dem Thüringer Meer in See
Saisonstart für Schiffspassagiere im größten Stauseengebiet Deutschlands. Wo es noch Einschränkungen gibt
Die letzten Checks stehen an. Anlegebrücken und Hausboote übers Wasser an ihre Liegeplätze gezogen und vertäut. „Dampferfahrten“auf dem Thüringer Meer erfreuen sich großer Beliebtheit. Im vergangenen Jahr hätten rund 25.000 Passagiere eine dieser kleinen Seefahrten gebucht, verriet Falko Tiesel, Kapitän und Chef der Fahrgastschifffahrt am Hohenwartestausee.
Ältestes Schiff feiert bald ihr 100-jähriges
Rund 90 Minuten dauert die gemütliche „Schaukelei“, wobei man nicht seefest sein muss, denn dazu seien die Wellen einfach nicht hoch genug. Zu niedrig sei auch der derzeitige Wasserstand an der Talsperre, was aber lediglich bedeute, dass man die Anlegestellen in der Alterbucht sowie in der Portenschmiede noch nicht anlaufe. Ansonsten freue sich der Kapitän, dass wieder abgelegt werden könne. Acht feste Mitarbeiter und die ein oder andere zusätzliche Aushilfe stemmen den Betrieb. Darunter vier ausgebildete Kapitäne und demnächst ein fünfter.
Die Saison beginnt am Karfreitag und endet erst im Oktober. Wenn es der Wettergott gut mit ihnen meine, ließe sich diese durchaus auch verlängern, meint Tiesel. Für das Osterwochenende prognostizieren die Meteorologen jedenfalls Sonne satt und frühlingshafte Temperaturen. Bevor es aber losgeht, wird das älteste Schiff der Flotte – die Saaletal – genau geprüft. 1927 lief die alte
Dame vom Stapel. „Alle fünf Jahre müssen unsere Schiffe durch den Tüv“, hieß es vom Chef gegenüber dieser Redaktion. SUK (Schiffsuntersuchungskommission) nenne sich das. Die Prüfer kämen dafür extra aus Magdeburg nach Thüringen angereist.
Auf dem Bleilochstausee startet man mit Sonderfahrten
In den Wintermonaten sei einiges investiert worden. Neben den üblichen Instandhaltungsarbeiten baute man unter anderem eine neue Lenkanlage in das Fahrgastschiff „Hohenwarte“ein und installierte ein modernes Soundsystem in der „Saaletal“. Für letzteres arbeitete man mit Experten aus Pößneck zusammen und habe sich das ordentlich was kosten lassen. Tiesel spricht von 15.000 Euro. Diese Investition schraube jedoch nicht an den Preisen für die Passagiere. Gestiegene Treibstoffkosten hätten jedoch in den vergangenen Jahren für „schwere See gesorgt“. 6000 Liter Diesel fasse der Tank ihres größten „Dampfers“– der „Saaleland“.
Gleichfalls fällt der Startschuss auch auf der Bleilochtalsperre am Osterwochenende. Zweistündige Panoramafahrten auf der MS „Thüringer Meer“werden von Karfreitag bis Ostermontag angeboten. Der offizielle Beginn des Passagierschiffsverkehrs auf drei Linien ist der 13. April, darüber informiert Kapitän Klaus-Peter Pretzsch, Chef der Saaletal-Kabinen-Schifffahrtsgesellschaft.
Seinen Worten zufolge werde der Schützenverein die Saison mit Böllerschüssen eröffnen.
Ein Fragezeichen stehe noch hinter dem Anlegepunkt Harra, aufgrund des niedrigen Wasserspiegels. Zurzeit werde nämlich neben der alten Saaldorfbrücke die neue gebaut, der Pegel der Talsperre sei zu diesem Zweck um zwölf Meter abgesenkt worden. Aktuell habe man zwar schon wieder etwas mehr Wasser
unter dem Kiel, was jetzt aber noch fehle, sei ein bisschen mehr Regen. Pretzsch schränkt seinen Wunsch sofort ein und sagt: „Regnen soll es bitte nur nachts.“
Kirchturmspitze von Preßwitz bei Niedrigwasser angeblich zu sehen
Der Jahreshöhepunkt auf dem Hohenwartestausee sei wieder „Stausee in Flammen“, gibt Falko Tiesel weiter Auskunft. Der große Feuerzauber werde am 27. Juli, diesmal
vor der Portenschmiede, veranstaltet. Zudem sei etwa eine Schlagerparty und „Rock the Boat“mit der Rammstein-Coverband „Stammheim“in der Saison geplant.
Eine Idee, die man derzeit verfolge, sei das Anbringen einer Plattform mit Glocke, nahe der Preßwitzer Spitze. Diese soll ein Symbol sein für die Kirchturmspitze des untergegangenen Dorfes, die – so wird’s berichtet – bei Niedrigwasser aus dem See rage.