Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Maria im Tunnel: Eine Osterbegegnung
Die Osterbotschaft im Johannesevangelium ist in eine geheimnisvolle, tiefgründige Begegnungsgeschichte hineingeschrieben: Maria aus Magdala, einem kleinen Fischerdorf am See Genezareth, weit weg von Jerusalem, der Heiligen Stadt, kommt am frühen Morgen des ersten Tages der Woche zum Grab Jesu. Um zu trauern, um den Leichnam Jesu zu salben.
Doch der Grabstein ist weggerollt, das Grab ist leer. „Sie haben den Herrn weggenommen aus dem Grab, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben.“
Maria weint und beugt sich ins leere Grab. Da wird sie von Engeln angesprochen. „Frau, was weinst du?“
Maria wiederholt ihren Satz: „Sie haben den Herrn weggenommen aus dem Grab …“
Als Maria sich wieder vom Grab wegwendet, steht jemand neben ihr, den sie für den Gärtner hält. Er fragt: „Frau, was weinst du? Wen suchst du?“Und sie wiederholt zum dritten Mal: „Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir: Wo hast du ihn hingelegt?“
Maria ist im Tunnel, von der Suche nach dem Leichnam ganz und gar gefangen. Dann spricht sie der Fremde mit ihrem Namen an: „Maria!“Und damit ändert sich alles.
Maria erkennt den, der neben ihr steht. Sie erkennt seine vertraute Stimme wieder. Mehr als ein Wort aus ihrem Mund braucht es nicht: „Rabbuni!“(„Meister!“)
In welchen Tunneln sind wir unterwegs? Wo haben wir uns festgebissen und kriegen unseren Blick einfach nicht über unsere Scheuklappen hinaus geweitet?
Noch viel wichtiger: Wo hören wir die Stimme, die uns persönlich meint, unvorhergesehen, ungeplant, ohne versteckte Interessen, die uns ganz meint mit Haut und Haaren? Wo hören wir die Stimme, die uns so anspricht, dass wir genau spüren: Ich bin gemeint?
Vielleicht genau da, wo es eigentlich nur noch dunkel zu sein scheint?