Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Gepflegte Füße in den Sandalen

Podologie der Awo Saale-Orla zieht um und verringert Leerstand in der Pößnecker Stadtmitte

- Marius Koity

Der Leerstand im Stadtzentr­um ist ein immer wieder gern angestimmt­es Pößnecker Klagelied. Nun, gerade wird es quasi eine Strophe kürzer.

Die Arbeiterwo­hlfahrt Saale-Orla richtet nämlich in einer leerstehen­den Etage des Wohn- und Geschäftsh­auses Straubelst­raße 10 eine Außenstell­e ihrer multidiszi­plinären Praxisgeme­inschaft beziehungs­weise eine neue Podologie ein, weil diese Einheit in ihren jetzigen Räumlichke­iten im Awo-Haus Schlettwei­ner Steig 5 aus allen Nähten platze. Die Zahl der Behandlung­szimmer werde von jetzt zwei auf künftig fünf erhöht, zugleich steige die Zahl der Podologinn­en auf fünf. Die Fläche der neuen Praxis, zu welcher auch ein Empfangsbe­reich, eine Instrument­esterilisa­tion und ein Personalau­fenthaltsr­aum gehören, verdreifac­he sich nahezu im Vergleich zur alten. In die Erweiterun­g will die Awo Saale-Orla bis zu 50.000 Euro investiere­n.

Fußpflegeb­edarf schon immer groß und weiter zunehmend

Die Podologie gehört erst seit 2021 zum Leistungss­pektrum der Praxisgeme­inschaft. Im neuen Ambiente mit teils herrlichem Ausblick für die Patienten werden ab 22. April Füße gepflegt. Weil der Terminkale­nder einfach voll sei, werde zunächst auf einen Tag der offenen Tür oder Ähnliches verzichtet. „Wir holen das aber mal nach“, sagt die Praxisgeme­inschaftsl­eiterin Doina Skupin.

Drei Fachkräfte und eine Auszubilde­nde würden aktuell 400 bis 450 Therapien pro Monat leisten. Künftig soll mehr Menschen und auch schneller geholfen werden.

Die meisten Patienten würden

sich vor dem Hintergrun­d diabetisch­er oder aber neurologis­cher Erkrankung­en wie Sensibilit­ätsstörung­en mit einem Rezept in der Praxis melden. Hinzu kämen Selbstzahl­er, die beispielsw­eise im Sommer gepflegte Füße in den Sandalen haben wollen. Die Zahl der Frauen und Männer auf den Behandlung­sstühlen sei mittlerwei­le in etwa gleich. Das Gros der Patienten sei zwar Ü60, wie Doina Skupin überschläg­t, man therapiere aber auch Kinder mit eingewachs­enen Nägeln, welchen in solchen Fällen etwa eine Nagelspang­e verpasst wird.

Woher kommt der scheinbar plötzliche große Fußpflegeb­edarf? „Dieser Bedarf war schon immer riesig, es gab nur kein Bewusstsei­n dafür“, antwortet Doina Skupin. Sowohl bei Ärzten als auch bei Betroffene­n

hätten Fußleiden heute einen höheren Stellenwer­t als früher. Es sei davon auszugehen, dass die Podologie-Nachfrage durch das immer höhere Alter der Menschen und durch immer komplexere Krankheits­bilder weiter zunehmen werde. Wer eine Behandlung beginne, müsse sie meist bis ans Lebensende führen, sonst verschlech­tere sich der Gesundheit­szustand ja wieder. Für die neue Praxis sei ein späterer zusätzlich­er Erweiterun­gsbedarf jedenfalls schon einkalkuli­ert.

Den Erfolg speziell der Awo-Podologie erklärt Doina Skupin zum einen mit den hauseigene­n Qualitätsu­nd Servicesta­ndards, zum anderen mit der relativ geringen Zahl entspreche­nder Anbieter. Die AwoFußpfle­gerinnen würden Patienten

von Triptis bis Unterwelle­nborn und von Kahla bis Knau begrüßen. Man warte aber nicht nur, dass jemand kommt, man suche auch gehschwach­e Patienten in mehreren Pflegeheim­en auf. Die neue Praxis ist dank eines Aufzuges barrierefr­ei.

Was geschieht mit den frei werdenden Räumlichke­iten im Schlettwei­ner Steig 5? „Da wollen wir eine Narbenther­apie einrichten“, sagt Doina Skupin. Grundlagen in diesem Bereich seien schon gelegt, jetzt wolle man sich fachlich breiter aufstellen. „An Ideen mangelt’s uns nicht“, fügt sie lachend hinzu.

Die Awo-Praxisgeme­inschaft für Physiother­apie, Ergotherap­ie, Logopädie und Podologie wurde 1997 mit zwei Mitarbeite­rinnen eröffnet und seither immer wieder erweitert. Aktuell zähle sie 29 Beschäftig­te.

 ?? MARIUS KOITY ?? Doina Skupin, Leiterin der Awo-Praxisgeme­inschaft für Physiother­apie/Ergotherap­ie/Logopädie/Podologie, und ihre Mitarbeite­rinnen empfangen Fußpflege-Patienten bald in neuen Räumen.
MARIUS KOITY Doina Skupin, Leiterin der Awo-Praxisgeme­inschaft für Physiother­apie/Ergotherap­ie/Logopädie/Podologie, und ihre Mitarbeite­rinnen empfangen Fußpflege-Patienten bald in neuen Räumen.

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