Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Auferstehung für ein Stück Wald
Baumpflanzaktion des Dorf- und Heimatvereines Schöndorf mit vielen Kindern
An Ostern feiern Christen die Auferstehung Jesu und den Sieg des Lebens über den Tod. Die Karsamstagsaktion des Dorf- und Heimatvereines Schöndorf passte ganz gut dazu. Mitglieder dieser Interessengemeinschaft und weitere Freiwillige ließen tief im Forst irgendwo zwischen Külmla, Schöndorf und Tausa ein totes Stück Gemeindewald wiederauferstehen. Um die 30 Kinder mit etwa 35 Eltern- und Großelternteilen an der Spitze mit dem Vereinsvorsitzenden Fabian Gabler sowie der Waldpädagogin Christina Weise vom Forstamt Neustadt und dem Revierförster Wolfgang Ladwig vom Forstamt Schleiz brachten 125 Bäumchen und zwei Extra-Setzlinge in den Boden, die die Forstbetriebsgemeinschaft Crispendorf gesponsert hatte.
Die Pflanzaktion bei herrlichem Frühlingswetter war gewissermaßen der Höhepunkt einer Initiative, die vor einem Jahr begonnen habe. Das vom Borkenkäfer vernichtete Waldstück sei zunächst von Müll befreit worden, es seien Eichelkästen aufgestellt worden – in welchen für die entsprechende Suche Ostereier versteckt waren –, die Fläche sei schließlich eingezäunt worden, um keinen Kunststoff-Verbissschutz einsetzen zu müssen. Eine Benjeshecke gehört ebenso zum „Waldliebe“-Projekt des Dorf- und Heimatvereines, und den am Karsamstag gepflanzten Laubbäumen kann man von einer nagelneuen Waldschänke beim Wachsen zusehen.
Der Wald ist kein Garten
Bevor man zur Tat schritt, wurden vor allem den jungen Aktionsteilnehmern ein paar Dinge erklärt. Zum Beispiel sollte kein Kind traurig sein, wenn das eigenhändig gepflanzte und mit Schiefertäfelchen namentlich markierte Bäumchen eingeht. „Es gibt 1000 Dinge, weswegen Bäume sterben können“, sagte der Revierförster. Im Herbst könne man ja nachpflanzen. Und muss man seinen Setzling gießen? „Das kann man anfangs gern machen“, antwortete Ladwig. „Aber der Wald ist kein Garten. Das beste Wasser kommt von oben.“
Darauf hoffen nun bei Külmla jeweils 25 frisch gepflanzte Baumhaseln, Elsbeeren, Esskastanien, Feldahorne und Vogelkirschen. Die beiden Extra-Bäume sind zum einen eine Mehlbeere, der Baum des Jahres 2024. Ihr sollen in einer exemplarischen Reihe je ein Stück all derjenigen Gewächse folgen, die fortan
zum Baum des Jahres gewählt werden. Ziel sei die Schaffung eines besonderen Waldrandes. Zum anderen ist in eine Ecke des Kommunalwaldstücks ein Riesenmammutbaum gesetzt worden. Dieser soll zu einer Landmarke und zu einem immergrünen Gruß an viele künftige Generationen wachsen.
Die Natur ist die Lösung
Nun könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Kahlflächen-Wiederaufforstung vor allem ehrenamtlich erfolgt. Ist das so? Aktionen wie jene vom Samstagmorgen bei
Külmla – am Nachmittag wurde auch bei Essbach gepflanzt – seien wichtig und richtig und vor allem auf dem Dorf sehr erfolgreich, stellte Ladwig fest. Im Ehrenamt werden allerdings nur Kommunal- und Kirchenwaldstücke wiederbelebt, klärte er auf. Privatwaldbesitzer würden sich selbst um ihre Flächen kümmern oder Dienstleister beauftragen. Den Großteil der Waldverjüngung leiste jedoch die Natur.
„Die Natur ist die Lösung“, sagte Ladwig, der aber auch anmerkte, dass man ihr nicht alles überlassen könne, weil ihr ja der Wirtschaftswald
kein Begriff sei. Der Mensch sollte sich beim Waldumbau darauf beschränken, jene Arten einzubringen, die es vor Ort nicht gibt. Um Monokulturen zu vermeiden, sollten Flächen mit „mindestens fünf, besser zehn verschiedenen Baumarten“bestückt sein.
Nun hieß es am Karsamstag im Radio, dass es nach schlechten Saatguternten zu Engpässen bei Setzlingen kommen könnte. Wie sieht es im Saale-Orla-Kreis aus? „Wir haben bisher alles bekommen, was wir gebraucht haben“, antwortete Ladwig. Der Standardbedarf für die Region seien etwa zehn Laub- und etwa fünf Nadelbaumarten.
Langer Atem notwendig
Beim Waldumbau und bei der Wiederaufforstung brauche man einen langen Atem, lautete Ladwigs Botschaft. In seinem rund 2000 Hektar großen Ziegenrücker Revier seien aktuell allein rund 500 Hektar Wald kahl. Es könnte fünf Jahre dauern, bis diese Flächen ihre aschgraue Farbe verlieren.
Fabian Gabler freute sich indes, dass nicht nur Familien aus der Gemeinde Schöndorf, sondern auch welche aus der Nachbarschaft bei Külmla mitgepflanzt haben. Ariane Lindig beispielsweise ist in Ziegenrück zu Hause und hat, wie sie bekannte, erstmals in ihrem Leben Bäume gepflanzt. „Anstrengend“, kommentierte sie, nachdem sie für ihre Kinder Henry und Luise das erste Loch eigenhändig mit der Wiedehopfhaue ausgehoben hatte. „Aber ein gutes Gefühl.“