Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Ein Pößnecker in einer Reihe mit Goethe, Schiller und Clueso
Neues Buch des Historikers Steffen Raßloff stellt Roland Matthes als „Thüringer Persönlichkeit“vor
Manch einer hält ihn für den „berühmtesten Pößnecker“. Und wer ihn näher kannte, spricht von einem „ganz feinen Kerl“. In Erfurt bekam eine Einrichtung schon zu seinen Lebzeiten seinen Namen, im Pößnecker Stadtbild spielt er trotzdem keine Rolle, nicht einmal an der stadtgeschichtlichen Wand an der östlichen Seite des Altstadtplatzes. Es geht um Roland Matthes (1950-2019), den aus Pößneck stammenden Weltrekordschwimmer und vierfachen Olympiasieger.
In „Thüringer Persönlichkeiten – Vom Mittelalter bis zur Gegenwart“, einem neuen Buch des Historikers Steffen Raßloff aus dem Sutton Verlag, ist Matthes unter 55 porträtierten Frauen und Männern der einzige Mensch mit Wurzeln oder Wirkungsstätte auf dem Gebiet des heutigen Saale-Orla-Kreises. Der Pößnecker steht in einer Reihe, die beim Homo bilzingslebensis als „ältestem Thüringer“beginnt und über die Heilige Elisabeth, Martin Luther und Johann Sebastian Bach, Goethe und Schiller, Friedrich Fröbel, Alfred Brehm und
Carl Zeiß, aber auch Otto Dix, Bruno Apitz und Herbert Roth bis in die Gegenwart mit dem „doppelten Ministerpräsidenten“Bernhard Vogel und dem Rapper Clueso reicht.
Matthes wird vom Autor des kurzweiligen Sachbuches als „Mozart des Schwimmens“gewürdigt. Erwähnt wird seine Ehe mit der nicht minder legendären Schwimmerin Kornelia Ender, mit welcher er „einige Jahre so etwas wie das Traumpaar der DDR-Sportwelt“gebildet habe. Eingedenk seiner Leistungen wurde der erfolgreichste Rückenschwimmer aller Zeiten 1981 in die Ruhmeshalle des internationalen Schwimmsports und 2006 „als erster ehemaliger DDR-Sportler“in jene des deutschen Sports aufgenommen. Raßloff merkt nicht zuletzt an, dass das Andenken des Ausnahmeathleten „nicht von den
Schattenseiten des DDR-Sportsystems verdunkelt wird“.
Der reich illustrierte und gepflegt herausgegebene 120-seitige Band dürfte an der einen oder anderen Stelle auch gut informierte Thüringer überraschen. Und man kann ihn getrost auswärtigen Gästen schenken, welchen man Thüringen in kurzen Geschichten, ja in Lebensbildern nahebringen will. Bleibt nur noch, dass sich jemand die Mühe macht und ein ausgewogenes Buch über 55 Persönlichkeiten schreibt, die das Oberland und Orlatal geprägt oder bekannt gemacht haben.