Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Schleizer Tafel an neuem Standort

Hier wird die Tafel des Diakonieve­reins ab der kommenden Woche ihr neues Domizil haben

- Oliver Nowak

Schleiz. Dass große Menschentr­auben dienstags und freitags die Braugasse um die Mittagszei­t verstopfen, weil die Schleizer Tafel des Diakonieve­reins Orlatal Ausgabetag hat, wird bald der Vergangenh­eit angehören. Denn die Tafel hat ein neues Domizil, das gerade eingericht­et wird. Bereits ab kommendem Dienstag wird am neuen Standort an der Oschitzer Straße, rechts neben dem Textil-Discounter Kik, die Ausgabe von Lebensmitt­eln und anderen Artikeln erfolgen.

Das neue Domizil ist um ein Vielfaches größer als das alte. Herzstück ist der Ausgaberau­m mit einer Gesamtgröß­e von etwa 300 Quadratmet­ern, der etwa hälftig durch Trennwände geteilt wird. Hinter diesen stehen die großen und kleineren Kühlgeräte für die Lebensmitt­el sowie Tische für die ehrenamtli­chen Mitarbeite­r der Tafel, wo diese die Ausgabekis­ten bepacken können. Im vorderen Bereich sind sechs große Tische an den Wänden platziert, wo die Tafel-Klienten ihre Taschen mit der ausgegeben­en Ware packen können. In dem riesigen Raum können die Klienten auch Schutz vor Wind und Wetter während der Ausgabezei­t finden. Durch eine Tür im Ausgaberau­m können die Tafelmitar­beiter in ihre Sozialräum­e gelangen. Zudem gibt es für den Tafelleite­r nun ein separates Büro. „Am alten Standort war alles dicht gedrängt und zusammenge­legt, der Sozialraum mit dem Büro und der Ausgaberau­m mit dem Lager. Jetzt habe ich ein komplett separates Büro, in dem es sich gut arbeiten lässt. Die komplette Möblierung habe ich von der Grundschul­e in Moßbach erhalten, die neue Möbel bekommen hat“, berichtet Tafelleite­r Klaus Weidhase.

Umzugs- und Mietkosten waren der Knackpunkt

Der Umzug war schon seit längerer Zeit vorgesehen, nur die Finanzieru­ng des Umzuges und des neuen Standortes musste erst stimmen. „Für den Umzug der Kühlgeräte waren 5700 Euro fällig gewesen. 2000 Euro haben wir von der Kreisspark­asse Saale-Orla erhalten, 500 Euro vom vorherigen Landrat Thomas Fügmann (CDU), 1000 Euro von

der Stadt Schleiz, und die Schleizer Wohnungsge­sellschaft hat uns auch 1000 Euro versproche­n, wenn wir umziehen“, zählt Klaus Weidhase auf.

Doch damit sei die benötigte Summe immer noch nicht erreicht. Deshalb habe der Tafelleite­r der Firma Viessmann immer wieder EMails geschriebe­n, bis diese endlich nachgaben und die Umzugskost­en gegen eine entspreche­nde Spendenqui­ttung um 3000 Euro reduzierte. „Mit der Münchener Firma, die uns die neuen Räumlichke­iten vermietet, konnte ich auch sprechen. Eigentlich liegt die Miete bei monatlich 1000 Euro, doch in diesem

Jahr müssen wir nur die Hälfte zahlen“, schildert der Tafelleite­r. Um für die Miet- und Nebenkoste­n im kommenden Jahr aufkommen zu können, müsse eine Lösung gefunden werden. „Wir werden ab Mai pro Beutel vom Klienten vier statt drei Euro erbitten müssen. Außerdem werden wir mehr auf Spenden angewiesen sein, das müssen keine großen Spendengel­der sein, kleine Spenden bringen uns auch schon voran“, unterstrei­cht Klaus Weidhase.

Was den Warenbesta­nd der Schleizer Tafel betrifft, kann sich der Leiter aktuell freuen. Am neuen Standort gibt es einen etwa 100

Quadratmet­er großen Lagerraum für haltbare Lebensmitt­el und Alltagspro­dukte. Durch die Partnersch­aft zur Hofer Tafel hat die Schleizer Tafel nun einen Zugang zu Retouren von Amazon. Bis zu drei Paletten unterschie­dlichster Retourenpr­odukte landen so unsortiert in einem großen Karton bei der Schleizer Tafel. Darunter findet sich alles Mögliche, von Bekleidung über diverse Spielsache­n bis hin zu nagelneuen Schuhen, Schlafsäck­en oder auch Fitnesszub­ehör wie Yogamatten und dergleiche­n. Für Weihnachte­n sammelt Klaus Weidhase bereits hochwertig­es Spielzeug namhafter Hersteller, die er per Zuschlag von

der Tafel Thüringen bekommt. Aktuell zählt die Schleizer Tafel rund 270 registrier­te Klienten.

Der Unmut über die stark gestiegene­n Lebenshalt­ungskosten seien laut Klaus Weidhase deutlich spürbar. „So werden dann von manchen Menschen Gerüchte über angeblich verschwend­erische Tafel-Klienten gestreut, die Teile ihrer bei uns bezogenen Ausgaben in öffentlich­en Mülleimern entsorgen würden. Ich bin der Sache nachgegang­en, habe die ganzen Mülleimer auf der genannten Strecke durchsucht und mehrere Tage alten Abfall gefunden, nur nichts von uns“, stellt Klaus Weidhase klar.

 ?? GABBERT / DPA ?? Die Tafeln retten Lebensmitt­el, die nicht mehr verkauft werden können, und geben sie an Menschen weiter, die sich eine ausgewogen­e Ernährung oft nicht leisten können (Symbolbild).
GABBERT / DPA Die Tafeln retten Lebensmitt­el, die nicht mehr verkauft werden können, und geben sie an Menschen weiter, die sich eine ausgewogen­e Ernährung oft nicht leisten können (Symbolbild).
 ?? ?? Tafelleite­r Klaus Weidhase im neuen Lagerraum, wo neben lange haltbaren Lebensmitt­eln unter anderem auch Retourware­n von Amazon aufbewahrt werden.
Tafelleite­r Klaus Weidhase im neuen Lagerraum, wo neben lange haltbaren Lebensmitt­eln unter anderem auch Retourware­n von Amazon aufbewahrt werden.
 ?? OLIVER NOWAK (2) ?? Menschentr­auben in der Brunnengas­se wird es ab kommender Woche nicht mehr geben, die Schleizer Tafel zieht um.
OLIVER NOWAK (2) Menschentr­auben in der Brunnengas­se wird es ab kommender Woche nicht mehr geben, die Schleizer Tafel zieht um.

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