Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Schleizer Tafel an neuem Standort
Hier wird die Tafel des Diakonievereins ab der kommenden Woche ihr neues Domizil haben
Schleiz. Dass große Menschentrauben dienstags und freitags die Braugasse um die Mittagszeit verstopfen, weil die Schleizer Tafel des Diakonievereins Orlatal Ausgabetag hat, wird bald der Vergangenheit angehören. Denn die Tafel hat ein neues Domizil, das gerade eingerichtet wird. Bereits ab kommendem Dienstag wird am neuen Standort an der Oschitzer Straße, rechts neben dem Textil-Discounter Kik, die Ausgabe von Lebensmitteln und anderen Artikeln erfolgen.
Das neue Domizil ist um ein Vielfaches größer als das alte. Herzstück ist der Ausgaberaum mit einer Gesamtgröße von etwa 300 Quadratmetern, der etwa hälftig durch Trennwände geteilt wird. Hinter diesen stehen die großen und kleineren Kühlgeräte für die Lebensmittel sowie Tische für die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Tafel, wo diese die Ausgabekisten bepacken können. Im vorderen Bereich sind sechs große Tische an den Wänden platziert, wo die Tafel-Klienten ihre Taschen mit der ausgegebenen Ware packen können. In dem riesigen Raum können die Klienten auch Schutz vor Wind und Wetter während der Ausgabezeit finden. Durch eine Tür im Ausgaberaum können die Tafelmitarbeiter in ihre Sozialräume gelangen. Zudem gibt es für den Tafelleiter nun ein separates Büro. „Am alten Standort war alles dicht gedrängt und zusammengelegt, der Sozialraum mit dem Büro und der Ausgaberaum mit dem Lager. Jetzt habe ich ein komplett separates Büro, in dem es sich gut arbeiten lässt. Die komplette Möblierung habe ich von der Grundschule in Moßbach erhalten, die neue Möbel bekommen hat“, berichtet Tafelleiter Klaus Weidhase.
Umzugs- und Mietkosten waren der Knackpunkt
Der Umzug war schon seit längerer Zeit vorgesehen, nur die Finanzierung des Umzuges und des neuen Standortes musste erst stimmen. „Für den Umzug der Kühlgeräte waren 5700 Euro fällig gewesen. 2000 Euro haben wir von der Kreissparkasse Saale-Orla erhalten, 500 Euro vom vorherigen Landrat Thomas Fügmann (CDU), 1000 Euro von
der Stadt Schleiz, und die Schleizer Wohnungsgesellschaft hat uns auch 1000 Euro versprochen, wenn wir umziehen“, zählt Klaus Weidhase auf.
Doch damit sei die benötigte Summe immer noch nicht erreicht. Deshalb habe der Tafelleiter der Firma Viessmann immer wieder EMails geschrieben, bis diese endlich nachgaben und die Umzugskosten gegen eine entsprechende Spendenquittung um 3000 Euro reduzierte. „Mit der Münchener Firma, die uns die neuen Räumlichkeiten vermietet, konnte ich auch sprechen. Eigentlich liegt die Miete bei monatlich 1000 Euro, doch in diesem
Jahr müssen wir nur die Hälfte zahlen“, schildert der Tafelleiter. Um für die Miet- und Nebenkosten im kommenden Jahr aufkommen zu können, müsse eine Lösung gefunden werden. „Wir werden ab Mai pro Beutel vom Klienten vier statt drei Euro erbitten müssen. Außerdem werden wir mehr auf Spenden angewiesen sein, das müssen keine großen Spendengelder sein, kleine Spenden bringen uns auch schon voran“, unterstreicht Klaus Weidhase.
Was den Warenbestand der Schleizer Tafel betrifft, kann sich der Leiter aktuell freuen. Am neuen Standort gibt es einen etwa 100
Quadratmeter großen Lagerraum für haltbare Lebensmittel und Alltagsprodukte. Durch die Partnerschaft zur Hofer Tafel hat die Schleizer Tafel nun einen Zugang zu Retouren von Amazon. Bis zu drei Paletten unterschiedlichster Retourenprodukte landen so unsortiert in einem großen Karton bei der Schleizer Tafel. Darunter findet sich alles Mögliche, von Bekleidung über diverse Spielsachen bis hin zu nagelneuen Schuhen, Schlafsäcken oder auch Fitnesszubehör wie Yogamatten und dergleichen. Für Weihnachten sammelt Klaus Weidhase bereits hochwertiges Spielzeug namhafter Hersteller, die er per Zuschlag von
der Tafel Thüringen bekommt. Aktuell zählt die Schleizer Tafel rund 270 registrierte Klienten.
Der Unmut über die stark gestiegenen Lebenshaltungskosten seien laut Klaus Weidhase deutlich spürbar. „So werden dann von manchen Menschen Gerüchte über angeblich verschwenderische Tafel-Klienten gestreut, die Teile ihrer bei uns bezogenen Ausgaben in öffentlichen Mülleimern entsorgen würden. Ich bin der Sache nachgegangen, habe die ganzen Mülleimer auf der genannten Strecke durchsucht und mehrere Tage alten Abfall gefunden, nur nichts von uns“, stellt Klaus Weidhase klar.