Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Drehen an Stellschrauben
Üblicherweise ist einem als jungem und gesundem Menschen der Gang zum Arzt ja eher ein Graus, selten lästige Pflicht. Das Leben ist komplett ausgebucht, sich stundenlang ins Wartezimmer zu hocken, passt gar nicht rein. Eigentlich müsste man mal zur regelmäßigen Kontrolle beim Augenarzt, mal Impfungen auffrischen, einen Routine-Check durchführen lassen. Dann denkt man aber an die armen Ärzte, die auf dem Land eh schon Mangelware sind und will sie nicht weiter mit unwichtigem Kleinkram behelligen. Denn im Alter, denke ich, wird man die Frauen und Männer schon oft genug aufsuchen müssen.
Immerhin, ich gehe einmal im Jahr zum Zahnarzt mit der ganzen Familie. Das fällt mir übrigens immer kurz vor Jahresende ein, da sind freilich die Termine noch rarer als sonst. Als in Pößneck Lebende schätzen wir uns glücklich, einen aus meiner Sicht sehr kompetenten Menschen um die Ecke zu haben, der unsere Zähne gut beurteilen kann. Selbst auf den Dörfern lebende Personen können relativ gut in wenigen Minuten Autofahrt einen Zahnarzt erreichen, vorausgesetzt man ist derart mobil. Doch was kieferorthopädische Fälle angeht, hat man außerhalb der Pößnecker Umgebung in einem Jahr schon richtig viel Pech, wenn der zweite derartige Facharzt im Saale-Orla-Kreis keine Nachfolge findet. Dann muss man als treu umsorgende Eltern richtig viel Zeit investieren, um die jahrelange Behandlung mit Zahnspange und Co. den Kids zu ermöglichen. Ich muss jetzt schon mit Erstaunen feststellen, dass Bekannte mit ihren Kindern aus dem Orlatal nach Jena und Saalfeld zu Kieferorthopäden gondeln. Um gut ausgebildete Fachärzte auf Land zu locken, müssen noch ein paar politisch-gesellschaftliche Stellschrauben gedreht werden.