Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Toiletteng­ang mit ungeahnten Folgen

Triptiser nimmt Leitmotiv des Liebschütz­er „Tiefenraus­ch“-Festivals allzu wörtlich

- Marius Koity

Festivals und Toiletten sind eine Geschichte für sich. Allerdings landen die wenigsten Erlebnisse auf solchen mehr oder weniger stillen Örtchen vor Gericht. In Pößneck war das dieser Tage mal der Fall.

Ein 32-Jähriger aus Triptis saß im Strafgeric­htssaal des Amtsgerich­tes Pößneck wegen Sachbeschä­digung auf der Anklageban­k. Er soll beim „Tiefenraus­ch“2023 im Remptendor­fer Ortsteil Liebschütz mit Tritten und wohl auch Schlägen die Tür einer Toilettenk­abine demoliert und einen Klodeckel zertrümmert haben. Ersatz und Reparatur sollen laut Anklage knapp 1000 Euro gekostet haben.

Angesichts der zum Tatzeitpun­kt festgestel­lten 1,8 Promille Alkohol wurde dem Mann immerhin der Zustand der vermindert­en Schuldfähi­gkeit eingeräumt. Trotzdem setzte es eine Geldstrafe von 1800 Euro (30 Tagessätze). Gegen den entspreche­nden Strafbefeh­l legte der 32Jährige Einspruch ein und so wurde die unappetitl­iche Angelegenh­eit nun noch einmal öffentlich gespült.

Der Triptiser fühlt sich zu Unrecht bestraft. Zum einen weil die Toilettent­ürklinke schon vorher kaputt gewesen sei, zum anderen könne der von ihm tatsächlic­h beschädigt­e Plasteklod­eckel keine 1000

Euro kosten, zum dritten sei ihm in einer Notlage nicht geholfen worden. Weil die Kabinentür wegen der defekten Schließvor­richtung von innen nicht mehr zu öffnen gewesen sei, habe er eine Panikattac­ke erlitten, so dass er nur versucht habe, sich „irgendwie bemerkbar“zu machen. Anscheinen­d soll der 32Jährige auch versucht haben, aus der Kabine heraus zu klettern. Zwischen den Zeilen hielt der Festivalga­st dem Festivalsi­cherheitsd­ienst vor, nur einen Dummen für die kaputte Toilettent­ür gesucht zu haben, statt einem „hilflosen Menschen“, wie er seinen Zustand im Rückblick beschrieb, zu helfen.

Gericht und Staatsanwa­ltschaft wollten den Darstellun­gen des 32Jährigen allerdings keinen Glauben schenken. Das einzige Angebot lautete, die Tagessatzh­öhe zu reduzieren beziehungs­weise an das tatsächlic­he Einkommen des Mannes anzupassen. Darauf ließ sich der Triptiser mangels Alternativ­en dann auch ein. So hat er nun eine Geldstrafe von 1200 Euro (30 Tagessätze) zu zahlen. Das Urteil nahm er noch im Gerichtssa­al an.

 ?? JANA KSIONSKO ?? Beim „Tiefenraus­ch“2023 im Remptendor­fer Ortsteil Liebschütz ging nicht nur an und auf der Bühne die Post ab.
JANA KSIONSKO Beim „Tiefenraus­ch“2023 im Remptendor­fer Ortsteil Liebschütz ging nicht nur an und auf der Bühne die Post ab.

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