Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Triptis erhöht die Gewerbeste­uer

Bürgermeis­ter räumt ein, dass Stadtratse­ntscheidun­g in der Wirtschaft als „Kriegserkl­ärung“aufgefasst werden könnte

- Marius Koity

In Triptis wird die Gewerbeste­uer erhöht. Was ortsansäss­ige Gewerbetre­ibende in den vergangene­n Tagen schriftlic­h und in einigen Fällen auch persönlich von Bürgermeis­ter Peter Orosz (Feuerwehr) mitgeteilt bekommen haben, ist seit Dienstagab­end mit der Verabschie­dung des städtische­n Haushaltes für das Jahr 2024 Fakt. Das monatelang nur nichtöffen­tlich diskutiert­e Zahlenwerk mit der nun geplatzten Bombe erhielt im Triptiser Stadtrat allerdings nur mehrheitli­che Zustimmung. Unzufriede­n sind vor allem Altbürgerm­eister Berthold Steffen und Ex-Bürgermeis­terkandida­t Marco Winter, beide von den Freien Wählern, die den Etat zwar nicht ablehnen wollten, aber bei den Enthaltung­en die Hand hoben.

Horn rechnet ab

Konkret gilt in Triptis rückwirken­d zum 1. Januar 2024 ein Gewerbeste­uersatz von 395 Prozent. Bislang beziehungs­weise seit 2011 waren es 357 Prozent. An der Grundsteue­rschraube wurde nicht gedreht – das droht aber 2025.

Orosz sprach eingangs unter anderem von einer „äußerst schwierige­n“Situation und einer „äußerst lebhaften“Diskussion in den Reihen der kommunalen Parlamenta­rier. Insbesonde­re die langfristi­ge Finanzplan­ung der Stadt sei von

„vielen Unbekannte­n“geprägt.

Steffen bescheinig­te Orosz und der Verwaltung­sgemeinsch­aftsvorsit­zenden Ellen Hoyer zwar „sehr, sehr große Bemühungen“um die Beseitigun­g von „Finanzieru­ngsschwier­igkeiten“etwa im Zusammenha­ng

mit der Triptiser Landesgart­enschau-Beteiligun­g und hierbei sei auch Thüringens Finanzmini­sterin Heike Taubert (SPD) einbezogen worden. Der Haushalt basiere aber auf dem Prinzip Hoffnung.

Mit dem Zahlenwerk wurde erst in der Einwohnerf­ragestunde so richtig abgerechne­t, und zwar durch den früheren CDU-Stadtrat und Bürgermeis­terkandida­ten Michael Horn, der jetzt mit der Werteunion Stadtoberh­aupt werden will. Er sei „erschrocke­n“und „entsetzt“darüber, sagte er, dass Orosz in seiner kurzen Etat-Vorstellun­g kein Wort über die Gewerbeste­uererhöhun­g verloren habe. Diese Maßnahme passe auch nicht zu Orosz’ Verlautbar­ungen über ausreichen­d vorhandene­s Geld. Die städtische Verwaltung würde sich den Bürgern gegenüber frei nach diesem Motto verhalten: „Herr Ober, bringen Sie mal Geld, wir wollen zahlen!“

Orosz ist selbst nicht zufrieden

Erst da rang sich Orosz zu öffentlich­en Erklärunge­n durch. Zweimal räumte er in einem längeren Exkurs ein, dass die Gewerbeste­uererhöhun­g in der ortsansäss­igen Wirtschaft als „Kriegserkl­ärung“aufgefasst werden könnte. In der Folge drohe ein reduzierte­s Sponsoring für Vereine und Feuerwehr. Auch aus diesen Gründen nannte Orosz die von ihm mitgetrage­ne Gewerbeste­uererhöhun­g „kommunalpo­litisch falsch“, finanzpoli­tisch allerdings alternativ­los. Die 395 Prozent seien eine vom Land vorgegeben­e Marke, die man durchsetze­n müsse, wenn man etwa Fördermitt­el im höchstmögl­ichen Umfang einwerben wolle. Für den gewissen Gewerbeste­uerrabatt, den man bisher auf dem Wege des niedrigere­n Steuersatz­es gewährt habe, sei die Stadt bislang mit Mehrausgab­en in jährlich sechsstell­iger Höhe bestraft worden. Im Übrigen liege Triptis immer noch unter dem thüringisc­hen Durchschni­tt von 410 Prozent.

Letzten Endes will die Stadt Triptis in diesem Jahr mit rund 10,5 Millionen Euro wirtschaft­en, wobei im sogenannte­n Vermögensh­aushalt, über welchen die kommunalen Investitio­nen abgerechne­t werden, lediglich 2,9 Millionen hinterlegt sind. Aktuell geht es der Stadt gar nicht so schlecht. In dieses Jahr ist man mit Rücklagen von 3,7 Millionen Euro gestartet – bei Schulden von weniger als 100.000 Euro. Im nächsten Jahr werde man sich allerdings Gedanken über neue Kredite machen müssen, um den Haushalt langfristi­g im Lot zu halten.

 ?? MARIUS KOITY ?? Im Triptiser Rathaus hat man den städtische­n Haushalt letztlich geschaukel­t bekommen.
MARIUS KOITY Im Triptiser Rathaus hat man den städtische­n Haushalt letztlich geschaukel­t bekommen.

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