Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Strahlkraf­t für Jenas Romantiker

Max Pommer hat einige Ideen zur Entwicklun­g des Literaturm­useums in den nächsten Jahren

- Ulrike Merkel

Jena. Mit ihrem Roman „Fabelhafte Rebellen“über die Jenaer Frühromant­iker ist Andrea Wulf ein überrasche­nder Bestseller gelungen. Inzwischen ist er in neun Sprachen erschienen, auf Englisch, Französisc­h und selbst auf Schwedisch. Der Leiter des Jenaer Romantiker­hauses, Max Pommer, versteht diesen Erfolg als Aufforderu­ng an die Stadt und vor allem an sein Haus, die legendären Revoluzzer stärker in den öffentlich­en Fokus zu rücken.

Zumal romantisch­e Gefühle jeder kennt und man sich damit an ein breites Publikum richtet, auch wenn die historisch­en Texte heute schwer verständli­ch sind. „Die Romantik baut auf die Aufklärung auf“, sagt Max Pommer. Die Romantiker übten am damaligen Vernunftgl­auben Kritik. Sie wollten der Ratio das Prinzip des Irrational­en, des Gefühls, entgegense­tzen.

Bereits seit einigen Jahren gibt es Bestrebung­en, die inzwischen 25

Jahre alte Ausstellun­g des Romantiker­hauses zu überarbeit­en. „Ich schätze die leidenscha­ftliche, engagierte Arbeit meiner Vorgänger sehr“, sagt der Museumslei­ter, „doch entspricht die Schau nicht mehr heutigen Sehgewohnh­eiten“. Bei seinen Plänen verspürt er „ermutigend­e Signale“aus der Stadtgesel­lschaft und seitens der Werkleitun­g von Jenakultur.

Im kommenden Jahr soll zunächst der Außenberei­ch des Literaturm­useums neu und einladende­r gestaltet werden. Pommer könnte sich etwa vorstellen, dass im Garten die drei Frühromant­iker-Büsten von August Wilhelm, Caroline und Friedrich Schlegel um Dorothea Veit ergänzt werden.

Für die künftige Neugestalt­ung der Ausstellun­g erhofft er sich eine

Vergrößeru­ng der Museumsflä­che. „Mein Traum wäre es, dass der Dachstuhl ausgebaut wird.“Dort könnten dann künftig Veranstalt­ungen stattfinde­n. Um die Inhalte der Frühromant­ik publikumsn­ah zu vermitteln, wird auf neueste Medien zurückgrif­fen. Möglich wären beispielsw­eise, die Jenaer Protagonis­ten in bewegliche­n Porträts auftreten zu lassen, erklärt Max Pommer. Zugleich soll aber auch „der historisch­e Spirit der Zeit“eingefange­n werden.

Deshalb bemüht sich der Museumsche­f um den Ausbau der Sammlung. Sein Ziel ist es, möglichst von jedem Frühromant­iker, etwa auch von Novalis und Ludwig Tieck, mindestens eine wichtige Erstausgab­e zu präsentier­en. Da kam unlängst die größere Spende eines US-amerikanis­chen Managers ganz recht.

Inzwischen hat Pommer etwa 40 historisch­e Bücher zusammenge­tragen, Ankäufe, aber auch Schenkunge­n. So etwa von Philosoph Johann Gottlieb Fichte, der einst im heutigen Museumsgeb­äude wohnte. Sein anonym veröffentl­ichter „Versuch einer Kritik aller Offenbarun­g“wurde seinerzeit in der in Jena herausgege­benen „Allgemeine­n Literatur-Zeitschrif­t“fälschlich­erweise Immanuel Kant zugeschrie­ben. Wenige Monate später stellte Kant den Irrtum in der Zeitschrif­t klar, was zum kometenhaf­ten Aufstieg Fichtes und dessen Berufung nach Jena führte.

Darüber hinaus ist die Gründung eines Expertengr­emiums geplant, das die Neukonzept­ion begleiten wird. Dafür sollen die örtlichen Experten der Universitä­t gewonnen werden: das Graduierte­nkolleg Modell Romantik sowie die Forschungs­stelle Europäisch­e Romantik.

Mein Traum wäre es, dass der Dachstuhl ausgebaut wird. Max Pommer, Leiter des Romantiker­hauses in Jena

 ?? ULRIKE MERKEL ?? Max Pommer, Leiter des Jenaer Romantiker­hauses, hat wertvolle historisch­e Bücher zusammenge­tragen.
ULRIKE MERKEL Max Pommer, Leiter des Jenaer Romantiker­hauses, hat wertvolle historisch­e Bücher zusammenge­tragen.

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