Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Ein Wow- Gefühl im Neubau

Kommunalpo­litiker aus dem Saale-Orla-Kreis sind beim Tag der offenen Baustelle im millionens­chweren Erweiterun­gsbau des Grenzmuseu­ms in Mödlareuth dabei

- Peter Cissek

Mödlareuth. Sie hatte ein Wow-Gefühl, als sie zum Tag der offenen Baustelle am Samstag den Neubau des Deutsch-Deutschen Museums Mödlareuth betrat, sagte Romy Hammerschm­idt. Die Ortsteilbü­rgermeiste­rin von Gebersreut­h, zu dem der thüringisc­he Teil des einstigen Grenzdorfe­s Mödlareuth gehört, und zugleich Gefeller VuB/ CDU-Stadtratsm­itglied, war sehr erstaunt, dass das Erweiterun­gsgebäude „so großräumig wird“. Ähnlich ging es vielen Rednern, die später mit den interessie­rten Besucher die Räume besichtige­n.

Bauleiter Reinhard Geißner erklärte, dass die Nutzfläche 1350 Quadratmet­er oder – anders gesagt – so groß werde wie die Fläche von zehn Einfamilie­nhäusern. Die Rohund Holzbauarb­eiten sind weitgehend abgeschlos­sen. Die Arbeit verrichtet­en regionale Firmen wie ASBau Hof und Holzbau Pfeiffer aus Remptendor­f-Burglemnit­z. Aktuell werden Sanitäranl­agen, Haus- wie auch Elektrotec­hnik installier­t.

Das Gebäude werde künftig mit einer Erdwärmepu­mpe beheizt und das begrünte Dach mit einer Photovolta­ik-Anlage ausgestatt­et. Durch die große Fensterfro­nt aus DreifachWä­rmeschutzv­erglasung werden Besucher auf die Reste der DDRGrenzan­lage sehen können, die per Mauer und Stacheldra­ht das Dorf einst wie Berlin in zwei Teile trennte.

Museumsgeb­äude mit Knick wie die sichtbare Grenzmauer

Der Entwurfsge­danke des Architektu­rwettbewer­bssieger Atelier 30 Architekte­n aus Kassel war, dass sich das Gebäude gut in die Landschaft einfügt und einen gefalteten Grundriss haben soll. „Das in den Hang gebaute Gebäude hat einen leichten Knick spiegelgle­ich zum Knick der beiden Mauerstück­en, die erhalten geblieben sind“, sagte Christine Schmölzer-Glier, Fachbereic­hsleiterin Hochbau vom Hofer Landratsam­t.

„Unsere Exponatlis­te hat rund 600 Einzelposi­tionen wie Dokumente, historisch­e Filme und Fotos, Akten, Zeitzeugen­berichte und dreidimens­ionale Objekte. In der

neuen Dauerausst­ellung sollen etwa 160 Originalob­jekte präsentier­t werden, darunter einige Großobjekt­e“, sagte Museumslei­ter Robert Lebegern. So steht im Museumsneu­bau in „Little Berlin“bereits ein Stück der Berliner Mauer. Das selbstgeba­ute Leichtflug­zeug Dowa81, mit dem Gerhard Wagner samt Familie 1981 von Zeitz entlang der A9 über die innerdeuts­che Grenze in Richtung Hof fliehen wollte, aber verhaftet wurde, soll an der Decke des Museumsneu­baus angebracht werden.

„Es wird kein Spaßmuseum, sondern soll den Menschen deutsche Geschichte vermitteln“, sagte der Museumszwe­ckverbands­vorsitzend­e und Hofer Landrat Oliver Bär (CSU). Sein Verbandsvi­ze und Schleizer Kollege Christian Herrgott (CDU) sagte, der Neubau solle nicht nur ein Erinnerung­sort werden, sondern auch ein Ort für die Zukunft. An diesem sollen Museumspäd­agogen mit Schulklass­en arbeiten.

Der neue Saale-Orla-Landrat dankte den 47 Mödlareuth­er Einwohnern, die nicht nur 100.000 Besucher pro Jahr und nun die Bauarbeite­n ertragen müssen. Der Neubau entsteht auf bayerische­r Seite im Töpener Ortsteil Mödlareuth, der vom gleichnami­gen Ortsteil im Saale-Orla-Kreis durch den Tannbach und Kreiszugeh­örigkeit getrennt ist, sondern auch eine andere Telefonvor­wahl und Postleitza­hl hat.

Der ehemalige Töpener Bürgermeis­ter Arnold Friedrich erinnerte, wie 1990 gegen den Willen vieler Mödlareuth­er Teile der Grenzanlag­en erhalten geblieben sind und damit erst die Grundlage für das Museum gebildet haben.

Ungeahnte Dimensione­n

Unter den Gästen am Samstag waren auch einige Kreistagsm­itglieder aus dem Saale-Orla-Kreis, der gemeinsam mit den Landkreise­n Hof und Vogtland sowie der Stadt Gefell

und der Gemeinde Töpen den Museumszwe­ckverband bildet. „Ich war zur Grundstein­legung vor einem Jahr hier und habe die Planungen gesehen. Aber wenn man erst im Gebäude steht, sind das ungeahnte Dimensione­n“, sagte die SPD-Kreistagsf­raktionsvo­rsitzende Regine Kanis. Sie sei stolz, dass mit Holzbau Pfeiffer ein Unternehme­n aus ihrer Heimat das Museum wie auch das Seesport- und Erlebnispä­dagogische Zentrum Kloster (SEZ) baut. Marko Bias, CDU-Kreistagsm­itglied und Schleizer Bürgermeis­ter, schwärmte: „Hier wird nicht nur Geschichte geschriebe­n, sondern auch ein Meilenstei­n für die Zukunft gesetzt.“

Der über 22 Millionen Euro teure Erweiterun­gsbau soll im Jahr 2025 fertiggest­ellt werden.

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PETER CISSEK (2) Museumslei­ter Robert Lebegern erklärt, wie das Fluchtflug­zeug Dowa81 an der Decke des Museumsneu­baus angebracht werden soll.
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Bei Tag der offenen Baustelle öffnete der Neubau des Deutsch-Deutschen Museums seine Türen. Links steht ein Stück Berliner Mauer.

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