Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Ein Wow- Gefühl im Neubau
Kommunalpolitiker aus dem Saale-Orla-Kreis sind beim Tag der offenen Baustelle im millionenschweren Erweiterungsbau des Grenzmuseums in Mödlareuth dabei
Mödlareuth. Sie hatte ein Wow-Gefühl, als sie zum Tag der offenen Baustelle am Samstag den Neubau des Deutsch-Deutschen Museums Mödlareuth betrat, sagte Romy Hammerschmidt. Die Ortsteilbürgermeisterin von Gebersreuth, zu dem der thüringische Teil des einstigen Grenzdorfes Mödlareuth gehört, und zugleich Gefeller VuB/ CDU-Stadtratsmitglied, war sehr erstaunt, dass das Erweiterungsgebäude „so großräumig wird“. Ähnlich ging es vielen Rednern, die später mit den interessierten Besucher die Räume besichtigen.
Bauleiter Reinhard Geißner erklärte, dass die Nutzfläche 1350 Quadratmeter oder – anders gesagt – so groß werde wie die Fläche von zehn Einfamilienhäusern. Die Rohund Holzbauarbeiten sind weitgehend abgeschlossen. Die Arbeit verrichteten regionale Firmen wie ASBau Hof und Holzbau Pfeiffer aus Remptendorf-Burglemnitz. Aktuell werden Sanitäranlagen, Haus- wie auch Elektrotechnik installiert.
Das Gebäude werde künftig mit einer Erdwärmepumpe beheizt und das begrünte Dach mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet. Durch die große Fensterfront aus DreifachWärmeschutzverglasung werden Besucher auf die Reste der DDRGrenzanlage sehen können, die per Mauer und Stacheldraht das Dorf einst wie Berlin in zwei Teile trennte.
Museumsgebäude mit Knick wie die sichtbare Grenzmauer
Der Entwurfsgedanke des Architekturwettbewerbssieger Atelier 30 Architekten aus Kassel war, dass sich das Gebäude gut in die Landschaft einfügt und einen gefalteten Grundriss haben soll. „Das in den Hang gebaute Gebäude hat einen leichten Knick spiegelgleich zum Knick der beiden Mauerstücken, die erhalten geblieben sind“, sagte Christine Schmölzer-Glier, Fachbereichsleiterin Hochbau vom Hofer Landratsamt.
„Unsere Exponatliste hat rund 600 Einzelpositionen wie Dokumente, historische Filme und Fotos, Akten, Zeitzeugenberichte und dreidimensionale Objekte. In der
neuen Dauerausstellung sollen etwa 160 Originalobjekte präsentiert werden, darunter einige Großobjekte“, sagte Museumsleiter Robert Lebegern. So steht im Museumsneubau in „Little Berlin“bereits ein Stück der Berliner Mauer. Das selbstgebaute Leichtflugzeug Dowa81, mit dem Gerhard Wagner samt Familie 1981 von Zeitz entlang der A9 über die innerdeutsche Grenze in Richtung Hof fliehen wollte, aber verhaftet wurde, soll an der Decke des Museumsneubaus angebracht werden.
„Es wird kein Spaßmuseum, sondern soll den Menschen deutsche Geschichte vermitteln“, sagte der Museumszweckverbandsvorsitzende und Hofer Landrat Oliver Bär (CSU). Sein Verbandsvize und Schleizer Kollege Christian Herrgott (CDU) sagte, der Neubau solle nicht nur ein Erinnerungsort werden, sondern auch ein Ort für die Zukunft. An diesem sollen Museumspädagogen mit Schulklassen arbeiten.
Der neue Saale-Orla-Landrat dankte den 47 Mödlareuther Einwohnern, die nicht nur 100.000 Besucher pro Jahr und nun die Bauarbeiten ertragen müssen. Der Neubau entsteht auf bayerischer Seite im Töpener Ortsteil Mödlareuth, der vom gleichnamigen Ortsteil im Saale-Orla-Kreis durch den Tannbach und Kreiszugehörigkeit getrennt ist, sondern auch eine andere Telefonvorwahl und Postleitzahl hat.
Der ehemalige Töpener Bürgermeister Arnold Friedrich erinnerte, wie 1990 gegen den Willen vieler Mödlareuther Teile der Grenzanlagen erhalten geblieben sind und damit erst die Grundlage für das Museum gebildet haben.
Ungeahnte Dimensionen
Unter den Gästen am Samstag waren auch einige Kreistagsmitglieder aus dem Saale-Orla-Kreis, der gemeinsam mit den Landkreisen Hof und Vogtland sowie der Stadt Gefell
und der Gemeinde Töpen den Museumszweckverband bildet. „Ich war zur Grundsteinlegung vor einem Jahr hier und habe die Planungen gesehen. Aber wenn man erst im Gebäude steht, sind das ungeahnte Dimensionen“, sagte die SPD-Kreistagsfraktionsvorsitzende Regine Kanis. Sie sei stolz, dass mit Holzbau Pfeiffer ein Unternehmen aus ihrer Heimat das Museum wie auch das Seesport- und Erlebnispädagogische Zentrum Kloster (SEZ) baut. Marko Bias, CDU-Kreistagsmitglied und Schleizer Bürgermeister, schwärmte: „Hier wird nicht nur Geschichte geschrieben, sondern auch ein Meilenstein für die Zukunft gesetzt.“
Der über 22 Millionen Euro teure Erweiterungsbau soll im Jahr 2025 fertiggestellt werden.