Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Gründe nur teils nachvollziehbar
Der Wechsel von Marion Rosin hat mehr als ein Geschmäckle. Sie war als SPD-Kandidatin im Wahlkreis Saalfeld-Rudolstadt I mit 13,9 Prozent abgeschlagen hinter CDU-Mann Herbert Wirkner und Linke-Politiker Rainer Kräuter auf dem dritten Platz gelandet. Nur dank der SPD-Landesliste zog sie in das Parlament ein – der Wechsel verprellt jene Wähler, die ihre Landesstimme für die SPD eingesetzt hatten. Ausgleich bringt einzig, dass Oskar Helmerich von der AfD-Fraktion übergelaufen war.
Nun wechselt Rosin zur CDU, dem vorherigen ärgsten Kontrahenten. Das erlauben die Regelungen ums freie Mandat, die richtig und wichtig sind. Sonst könnte eine Partei alle unliebsamen Fraktionsmitglieder solange mobben, bis diese aufgeben, um sie durch neue Abgeordnete zu ersetzen und die Linie durchzupeitschen. Der Abgeordnete jedoch ist in erster Linie dem Wähler und nicht der Partei verpflichtet, entscheidet nach seinem Gewissen. Ergeben sich untragbare Zustände, muss die Chance bestehen, sich anderen Fraktionen anzuschließen.
Im Fall Rosin sind die Argumente nur zum Teil nachvollziehbar. Sie spürt zentralistische Tendenzen, gehörte aber lange zu den glühenden Verfechterinnen einer Gebietsreform. Bei Fragen der Bildungspolitik trifft ihre Kritik hingegen ins Schwarze. Das von der Linken angestrebte Zurückholen der Horte in Landesregie hat vielerorts Chaos ausgelöst.
Sind das die wahren Gründe? Oder ist Rosin vergnatzt, weil sie sich Chancen als Bildungsministerin ausgerechnet hatte? Oder hat ihr die CDU einen Posten im Schattenkabinett für die nächste Wahl geboten?