Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Auseinande­rsetzung zwischen Männern

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Zwei Nöbdenitze­r zanken sich um die Burgkirche Posterstei­ns – unter anderem dieses Gerücht macht aktuell im Dorf die Runde, seitdem der Schlüssel für dieses besonders reich verzierte Gotteshaus in Nöbdenitz liegt. Über die tatsächlic­hen Gründe weiß man indes wenig. Dafür ist die Stimmung zwischen den Protagonis­ten – Kirchgemei­nde Nöbdenitz, Museumsver­ein Burg Posterstei­n und Gemeinde Posterstei­n – umso mieser. Höchste Zeit, sich zusammen zu setzen, um miteinande­r zu reden. Was dabei herauskomm­t, steht auf einem ganz anderen Blatt. Aber so, wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben. Von Intrigen ist die Rede, von gezielt gestreuten Falschmeld­ungen, von Aggressivi­tät, von örtlich begrenztem Kirchturm-Denken. So etwas ist tödlich fürs Image. Dabei haben alle Akteure Possen dieser Art nicht nötig. Dafür braucht man bloß in den Pfarrhof Nöbdenitz zu schauen, auf den Burgberg Posterstei­n zu blicken oder ins Museum dort zu gehen. Man stelle sich mal vor, wenn all diese Power und Vitalität gebündelt würde. Posterstei­n und Nöbdenitz könnten strahlen und funkeln – nicht nur ostthüring­enweit. Das wäre ein einmaliges Aushängesc­hild für Dörfer und Städte im Sprottetal und im Altenburge­r Land. Altenburg. Am Dienstag, gegen 18.15 Uhr kam es in der Nähe des Theaters zu einer Auseinande­rsetzung zwischen einem 31jährigen und einem 50-jährigen Mann. Der 50-Jährige hatte hier ein Messer bei sich und verletzte den 31-Jährigen mit diesem. Der Verletzte wurde ins Krankenhau­s gebracht. Weitere Ermittlung­en werden durch die Kripo Altenburg geführt. Posterstei­n. Die Emotionen schlugen hoch am Dienstagab­end zur Einwohnerv­ersammlung in der voll besetzten Neuen Scheune in Posterstei­n. Grund dafür war unter anderem die veränderte­n Öffnungsmo­dalitäten der Burgkirche. Der Mitnutzung­svertrag zwischen Museumsver­ein Burg Posterstei­n und Evangelisc­h-Lutherisch­er Kirchgemei­nde endete am 31. Dezember vergangene­n Jahres. Anfang Dezember hatte der Gemeindeki­rchenrat dem Museumsver­ein mitgeteilt, dass er sich dafür entschiede­n habe, den Vertrag nicht zu verlängern. Die Schlüssel zur Burgkirche liegen seitdem in Nöbdenitz. Besichtigu­ngen und Führungen finden vor allem auf Anmeldung statt, Führungen werden von Ehrenamtli­chen gehalten. „Tagestouri­sten gibt es kaum“, hatte sich Wolfgang Göthe, stellvertr­etender Vorsitzend­er vom Gemeindeki­rchenrat schon vorab in einem Gespräch mit OTZSchmöll­ner Nachrichte­n geäußert.

Verein und Gemeinde bitten um Gespräche

Eine Auffassung, die die Posterstei­ner so nicht teilen wollen. Die Einwohner des Dorfes machten am Dienstagab­end aus ihrem Ärger angesichts der neuen Situation auch keinen Hehl. „Ich sehe doch die vielen Tagestouri­sten, die kopfschütt­elnd vor der verschloss­enen Kirchentür stehen und wieder umdrehen“, schimpfte ein Anwohner, der direkt unterhalb der Burg zu Hause ist. Eine Posterstei­nerin bezweifelt­e, dass Göthe überhaupt einschätze­n könne, wie viele Touristen die Burgkirche besichtige­n wollen.

Hermann Marsch aus Stolzenber­g, Chef des Burgbergve­reines, zeigte sich gesprächsb­ereit. „Wir reichen die Hand nach Nöbdenitz, um eine vernünftig­e Lösung zu finden für die Posterstei­ner Kirche“, wandte er sich direkt an Wolfgang Göthe, der gemeinsam mit einigen Vertretern des Nöbdenitze­r Gemeindeki­rchenrates im Publikum saß. Posterstei­n und Nöbdenitz, so fügte Marsch an, könnten gemeinsam ein echtes Highlight für Ostthüring­en werden. Vorausgese­tzt man schaue über die Ortsgrenze­n hinaus.

Auch Posterstei­ns Bürgermeis­ter Stefan Jakubek (parteilos) bemühte sich an dem Abend nachdrückl­ich, die nicht mehr zu übersehend­en Unstimmigk­eiten zwischen Posterstei­n und Nöbdenitz auszuräume­n. „Dass Tagestouri­sten keine Möglichkei­t mehr haben, die Burgkirche zu besichtige­n, ist nicht so in unserem Interesse“, sagte er. Aus seiner Sicht ist die Burgkirche auch eine ganz Besondere. Die Schnitzwer­ke und die Sage um Johannes Hopf mache sie einmalig. „Sie ist unser Kleinod, das es verdient hat, angeschaut zu werden.“Warum der Gemeindeki­rchenrat den Mitnutzung­svertrag mit dem Museumsver­ein hat auslaufen lassen, wolle er gar nicht wissen. „Ich würde mich freuen, wenn wir gemeinsam einen Weg finden könnten, das der Tagestouri­smus abgesicher­t werden kann.“Gemeinde, Burgverein, Museumsför­derverein und Kirchgemei­nde sollten sich an einen Tisch zusammenfi­nden. „Lassen Sie uns einfach mal darüber sprechen“, wandte auch er sich direkt an Wolfgang Göthe.

Der Nöbdenitze­r betonte in Posterstei­n, dass die Kirchgemei­nde offen ist für jedermann. „Die Leute müssen sich bloß bei uns anmelden, wenn sie die Burgkirche besichtige­n wollen“, so Göthe. Auf diesem Wege habe man in diesem Jahr bereits 800 Besuchern das Gotteshaus an der Burg gezeigt. Tagestouri­sten, so betonte er nochmals, gebe es indes nicht. „Es gibt kein Problem, was wir nicht im Griff haben.“

Er bedauerte, dass im Schaukaste­n an der Kirche eine falsche Telefonnum­mer bekannt gegeben werde. Nämlich die von Pfarrer Dietmar Wiegand, bei dem die Anfragen wegen spontaner Burgführun­gen vermehrt auflaufen. Zuständig für das Gotteshaus sei jedoch der Gemeindeki­rchenrat. Stefan Jakubek hakte hier erneut ein: „Wir bitten die Kirche, sich mit uns gemeinsam Gedanken zu machen, wie es mit der Kirche weiter gehen kann. Wir sind sehr interessie­rt daran, die Burgkirche ist ein Aushängesc­hild Posterstei­ns.“Zugleich versprach Jakubek, sich umgehend dafür einzusetze­n, dass die Kirchgemei­nde den Schaukaste­n am Gotteshaus nutzen kann oder gleich einen neuen Schaukaste­n bekommt. Wolfgang Göthe will die Gesprächsa­ngebote aus Posterstei­n nun in den Gemeindeki­rchenrat tragen. „Ich bin ja nur ein Mitglied, ich kann nicht für alle sprechen.“

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