Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Songtage-Aus ist bewusste Entscheidung
Ein Gespräch über die Gründe mit dem Songtage-Team Stefan Wenzel, Daniel Zein, Simone Dake und Laura Künzel
Dass man gerade dann aufhören soll, wenn es am schönsten ist, wird oft zitiert, aber als Laie versteht man das doch nicht so ganz. Die Songtage wurden von Jahr zu Jahr erfolgreicher. Immer mehr Besucher kamen auch von außerhalb. Wieso also hört man als Veranstalter auf, an diese Reihe zu glauben? Die Entscheidung haben wir uns nicht leicht gemacht, treffen sie im Guten. Wir konnten einiges bewegen, von dem wir seinerzeit im Jahr 2008 nicht geahnt hätten, dass es in Gera funktioniert. Das hat über die Jahre auch andere ermutigt, gute Kultur nach Gera zu holen. Die Songtage haben Gera als Ort der Kultur bei den Kulturliebhabern, aber auch bei Künstlern und Agenturen wieder eine Bühne gegeben. Den Glauben an die Reihe haben wir zu keiner Zeit verloren, denn ohne die Songtage zu wichtig zu nehmen, denken wir schon, etwas bewirkt zu haben, die Stadt, die Region, die Menschen hier etwas selbstbewusster gemacht zu haben. Die Songtage sind aus unserer Sicht mit der 10. Auflage in Gera angekommen. Ein guter Zeitpunkt, etwas Erfolgreiches mit Größe zu beenden. Am Anfang waren Programm und Dauer der SongwriterKonzertreihe noch übersichtlich, in diesem Jahr allein 18 Termine. Ist das Festival zu groß geworden? Die Anzahl der Konzerte haben wir alljährlich definiert und entsprechend bewusst gesetzt. Durchschnittlich waren es seit dem ersten Jahr 20 Veranstaltungen. Hattet ihr vielleicht von Anfang an vor, nur die „10“voll zu machen, wenn alles gut läuft? Wir haben nie etwas „vollmachen“wollen. Wir haben schon immer von Jahr zu Jahr geblickt und dann abgewogen, wie es weiter geht. Wenn man jedes Jahr neue und mehr Künstler bieten will, hat man auch mehr Kosten. Vor allem der Druck, bekannte Namen zu holen, steigt. Sind die schlichtweg zu teuer? Das Konzept und die Philosophie der Songtage lag von Anfang vorrangig in der Ausgewogenheit des Line-Ups in entsprechend passenden Locations. Den Druck haben wir uns diesbezüglich selber auferlegt, denn der gekonnte Mix aus bekannten, namhaften Acts, IndieKünstlern und Newcomern haben in ihrer Kombination den Reiz und Erfolg des Festivals ausgemacht. Das scheint uns gelungen zu sein. Gerüchteweise hört man vom angekündigten Rückzug einiger größerer Sponsoren. Sind die Songtage ohne sie nicht mehr zu stemmen? Die Songtage waren noch nie ohne unsere Partner und Sponsoren zu stemmen, die im Übrigen beinahe ausnahmslos aus der Region stammen und uns viele davon über viele Jahre treu unterstützt haben. Deshalb sind wir auch nie müde geworden, das zu betonen. Entsprechend groß ist dabei auch das Vertrauensverhältnis und von unseren Partnern hat uns gegenüber keiner einen Absprung signalisiert. Da wissen offensichtlich andere mehr als wir. Oder gehen euch schlichtweg langsam die Songwriter aus, weil einfach alle schon mal da waren? Alle Songwriter können nie da gewesen sein, denn glücklicherweise wächst und entwickelt sich auch diese Szene immer weiter. Plant ihr ein neues Projekt für Gera oder zieht ihr euch als Veranstalter ganz aus der Stadt zurück? Nein, wir ziehen uns nicht zurück. Daniel und Stefan sind hier aufgewachsen und haben auch gerade deswegen die Songtage in Gera gestartet. Simone und Laura liegt die Stadt über verschiedene gemeinsame Projekte, die gemeinsame Arbeit seit nunmehr fünf Jahren und vor allem viele tolle Menschen ebenso am Herzen. Daher werden wir auch schauen, welche neuen Ideen hier zur Wirklichkeit werden können. Doch dabei ist eines wichtig, und das verdeutlicht nichts besser als die Songtage selbst: Wir machen nichts, nur um es irgendwie zu machen!