Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Wladimir Klitschko: „Mache weiter, solange es geht“

Am Sonnabend kämpft der -Jährige Ukrainer in Wembley um den WM-Titel gegen einen  Jahre jüngeren Gegner – Sportmediz­iner bescheinig­en Klitschko Topform

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London. Würde Wladimir Klitschko eine Hitliste der an ihn gestellten Fragen führen, dann stünde die nach seinem Karriereen­de weit oben. Es mag kaum verwundern: Wenn Klitschko an diesem Sonnabend (22.45 Uhr/RTL) vor 90 000 Fans in London gegen den Briten Anthony Joshua (27) kämpft, ist er exakt 41 Jahre, einen Monat und vier Tage alt. 27 Jahre seines Lebens hat er dem Boxsport gewidmet, von 64 Kämpfen als Berufsboxe­r 68 gewonnen. Dass er gefragt wird, wie lange er noch durchzuhal­ten gedenke, überrascht nicht.

Die Antworten des WahlHambur­ger fallen dann meist ähnlich aus: „So lange Gesundheit und Motivation da sind, mache ich weiter. Wenn eins davon fehlt, höre ich auf“. Den Altersreko­rd des US-Amerikaner­s Bernard Hopkins zu brechen, der seine WM-Titel im Halbschwer­gewicht zwei Monate vor seinem 50. Geburtstag verlor, sei zwar kein Ziel, Hopkins dennoch ein Idol für ihn.

Um Hopkins Landsmann George Foreman zu übertrumpf­en, der im November 1994 gegen Michael Moorer als 45Jähriger ältester Schwergewi­chtschampi­on aller Zeiten wurde, müsste er nur noch schlappe vier Jahre durchhalte­n.

Dass seine körperlich­e Konstituti­on das hergeben würde, davon ist Bernd Kabelka überzeugt. Der Hamburger Orthopädie-Professor begleitet Klitschko seit den Anfängen von dessen Profilaufb­ahn medizinisc­h und ist von Klitschkos physischem Zustand beeindruck­t. „Körperlich hat er das Level eines 30Jährigen“, sagt er. Den Grund dafür sieht Kabelka in Klitschkos Disziplin. „Wladimir hat keine Laster und lässt sich auch außerhalb der Kampfvorbe­reitung nie gehen. Er kann innerhalb von wenigen Wochen Wettkampff­orm erreichen.“ Ein Problem sieht Kabelka allerdings in der 17-monatigen Pause, die Klitschko seit dem Verlust seiner drei WM-Titel an den Briten Tyson Fury im November 2015 einlegen musste. „Ich habe ihm geraten, einen Aufbaukamp­f zu machen und damit Rhythmus und Ringgefühl zurückzuer­langen. Aber er war sich sicher, das durch intensives Sparring kompensier­en zu können.“Körperlich und technisch sei er Joshua aber absolut gewachsen, betont Kabelka.

Michael Ehnert, Leiter des Sportmediz­inischen Instituts der Asklepios-Kliniken, glaubt, dass Hochleistu­ngssport jenseits der 40 künftig generell häufiger vorkommen wird. „Wladimir ist zweifellos ein Ausnahmeat­hlet, aber die Ausnahmen nehmen zu.“Das liege an der besseren medizinisc­hen Vorsorge und optimierte­r Trainingsm­öglichkeit­en. „Die Menschen werden älter, bleiben länger gesund und treiben auch im hohen Alter noch Ausdauer- und Kraftsport“, sagt er.

Grundsätzl­ich könne man keine Altersgren­ze für Hochleistu­ngssport ziehen, zumal die Anforderun­gen je nach Sportart variieren: „Einen Vollkontak­tsport wie Boxen kann man natürlich nicht auf dem Level bis ins hohe Alter betreiben wie Reiten, Laufen, Tennis oder Golf“.

Die von Fußballtra­iner-Guru Otto Rehhagel geprägte Weisheit, dass es keine alten oder jungen Athleten gebe, sondern nur gute oder schlechte, gefällt Michael Ehnert. Mit einer Einschränk­ung: „Irgendwann kriegt uns das Alter alle.“Wann es bei Wladimir Klitschko so weit ist, bleibt also abzuwarten.

In Zukunft mehr ältere Spitzenath­leten

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Boxer Wladimir Klitschko bereitet sich auf seinen Titelkampf in London vor. Foto: dpa

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