Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Ein Abend der Kontraste
Vogtland Philharmonie spielte Werke von Arvo Pärt, Alban Berg und Johannes Brahms
Greiz. Auch in der Musik hängt manchmal alles mit allem zusammen. Der Gedanke erleichterte den Zugang zum vielgestaltigen Programm der Vogtland Philharmonie bei ihrem jüngsten Sinfoniekonzert am Freitag in der Greizer Vogtlandhalle. Das eingangs erklungene, fein gesponnene, in sich gekehrte „Festina lente“(„Eile mit Weile“) des Esten Arvo Pärt von 1988 kann als Reaktion auf allzu ausdrucksstarke, dem Ohr einiges zumutende Kompositionen der Moderne verstanden werden.
In diese Kategorie dürfte das zweite Werk des Abends, Alban Bergs Violinkonzert von 1935, gehören. Das wiederum lässt sich einleuchtend als kämpferische Antwort auf die von überschäumendem Pathos und verschwenderischer Klangartistik geprägten Gipfel der Spätromantik interpretieren.
Jene Epoche war in Greiz mit Johannes Brahms‘ Sinfonie Nr. 4 in eMoll würdig vertreten. Der Philharmonie gelang unter ihrem einmal mehr Musizierfreude pur verkörpernden Chefdirigenten David Marlow eine ansprechende, mitreißende Version des Stücks, das zweifellos der Favorit des Publikums war. Zum Ende hin gab es freilich leichte Einbußen in puncto Konzentration und Strahlkraft. Im ungemein differenziert und bewegend gebotenen Violinkonzert war der slowakische Geiger Juraj Cizmarovic ein ausgezeichneter Partner. Der Konzertmeister des WDR Sinfonieorchesters Köln fand einen bewundernswerten Zugang zu dem von inniger Trauer erfüllten Part und verfügte auf seiner 1761 gebauten Gagliano-Violine auch über den großen, blühenden Ton für die markanten Kantilenen des Finalsatzes.