Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Macron muss um Sieg zittern
Frankreich: Rennen ums Präsidentenamt
Paris. Sollte Emmanuel Macron gedacht haben, der Weg in den Elyséepalast sei nur noch ein Spaziergang, dann hat er sich getäuscht. Nach seinem Erfolg in der ersten Runde der französischen Präsidentenwahl ist die Jubelstimmung verflogen. Die Chefin des rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, setzt ihrem Rivalen hart zu.
Die Sozialistische Partei hat sich zwar nach dem Ausscheiden ihres Kandidaten hinter Macron gestellt. Doch die konservativen Republikaner fordern lediglich dazu auf, nicht für Le Pen zu stimmen. Genau wie der Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon, der auf eine Wahlempfehlung verzichtet, auch wenn er nach Zögern deutlich machte, dass er „persönlich“auf keinen Fall für Le Pen votieren werde.
Weder Mélenchon noch die Konservativen wollen, dass Macron scheitert. Aber stärken wollen sie ihn mit Blick auf die Parlamentswahl im Juni auch nicht. Dann wittern sie ihre Revanche. Mélenchon liebäugelt mit der Rolle des Oppositionsführers, die Republikaner hoffen auf eine Parlamentsmehrheit, mit der sie einen künftigen Präsidenten Macron zur Ernennung eines Regierungschefs aus ihren Reihen zwingen könnten.
Das Taktieren der Unterlegenen ist eine Steilvorlage für Le Pen. Dem linken Lager macht sie Macron als „Wildwestliberalen“madig. Die Anhänger des bürgerlichen Lagers warnt sie, Macron sei in Wirklichkeit als Erbe von Noch-Amtsinhaber François Hollande angetreten. In den Umfragen, die Macron bei etwa 60 Prozent sehen, schlägt sich der Dauerbeschuss Le Pens zwar noch nicht nieder. Aber die Zahl der Unentschlossenen ist deutlich angestiegen.