Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Auf Tuchfühlung
Die deutsche Kegel-Nationalmannschaft bereitet sich in Gößnitz auf die Weltmeisterschaft Ende des Monats vor
Gößnitz. „Es ist eine sehr schöne Bahn, auch das Umfeld gefällt mir“, meinte Torsten Reiser. Der Staffelsteiner Kegler hatte quasi fast Heimvorteil beim Training der deutschen Nationalmannschaft am Montag in Gößnitz. „Ich komm ja gleich von hinterm Berg“, so der Franke augenzwinkernd, im Gegensatz vom Gros des Teams aus Zerbst oder den Spielern aus Schwarzberg und Singen.
Voller Eifer legte sich die deutsche Kegel-Elite seit dem frühen Morgen des Feiertages ins Zeug, probte Technik und Bewegung, um die Kugel zielgenau auf das Kegelbild zu steuern.
„Seit Freitag sind wir zusammen, wir sind an der Sportschule in Breitenbrunn. Heute proben wir hier den ganzen Tag auf der Bahn in Gößnitz, weil diese die gleiche Anlage ist wie zur Weltmeisterschaft“, erläuterte Martin Herold. Er gehört als Co neben Wolfgang Lutz (Herren) und Günther Doleschel (Gesamt) zum Bundestrainerstab des Deutschen Kegel-Bundes Classic (DKBC).
Am Montag wurde vor allem Wert auf Wettkampfatmosphäre gelegt. „Wir wollen Drucksituationen herstellen, wie sie auch bei der WM sind“, so Herold, der das Team auch am Dienstag betreute. „Dafür haben die Jungs einen Tag Urlaub genommen.“Acht Spieler gehören zum deutschen Nationalteam. Daniel Schmied ist neu dazu gestoßen. „Erfahrung ist das eine, das Abschneiden in Bundesliga und Champions-League das andere“, nannte der Co-Trainer Kriterien für den Sprung in den deutschen Kader.
Im Rund und unter den Blicken schon etlicher Gößnitzer und weiterer Kegelfreunde verfolgte Bundescheftrainer Günther Doleschel die ersten Trainingseinheiten der Herren.
„Deutschland ist vom 19. bis 28. Mai Gastgeber der Damenund Herren-Weltmeisterschaft in Dettenheim, und zählt bei den Herren neben Serbien und Ungarn zu den Favoriten“, so der Mann aus Westhausen.
Darüber hinaus finden ab 12. Mai die Weltmeisterschaften der U18- und U23-Teams statt. „Deutschland leistet eine hervorragende Nachwuchsarbeit, aber bis zum Erreichen der Leistungsspitze muss aber auch sehr viel investiert werden.“Ein Kandidat war Steve Mittelbach vom ASV Wintersdorf. Auch er hatte sich in Gößnitz mehrfach auf die U18-WM vorbereitet. „Steve hat es leider aber nicht in den Kader geschafft“, so der Bundescoach.
Neben dem Nachwuchs steht jetzt auch der achtköpfige Kader bei den Herren fest. „Gemeldet haben wir aber elf Spieler, falls sich mal einer verletzt.“
Günther Doleschel, der ja für alle deutschen Nationteams sowie für die Aus- und Weiterbildung der Trainer verantwortlich ist, obliegt derzeit die gesamte organisatorische Vorbereitung auf die WM im Rundumpaket. Dazu gehört natürlich auch die technische Beschaffenheit der Bahn, die er in Gößnitz in Augenschein nimmt und worüber er sich auch mit den Vertretern der Herstellerfirma austauschte. „15 Nationalteams sind bei den Herren zur WM am Start, rund 1000 Zuschauer wohnen der Veranstaltung bei, für die derzeit die Bahnen aufgebaut in einer großen Sporthalle werden. Die Spieler bekommen dafür in Gößnitz schon einmal das Gefühl.“Direkt an der Bahn verfolgte Wolfgang Lutz die einzelnen Würfe, immer wieder im Gespräch mit den Spielern
„Wir sind jetzt erstmal soweit, dass wir bei der WM vorn mitspielen können, wir sind jetzt in einer guten Phase und manche Spieler sind schon sehr gut drauf. Heute Mittag absolvieren wir hier noch eine Trainingseinheit, morgen sind wir in Stollberg, versuchen die Trainingsintensität nach oben zu schrauben, um dann langsam wieder herunter zu fahren, so dass wir zur WM top drauf sind“, sagt Herrenbundestrainer.
„Die Mannschaft ist gut drauf, aber es kommt auch immer auf die Tagesform an, wie man ins Turnier rein kommen. Wir wollen aber unsere Vorrundengruppe gewinnen und am Viertelfinale müssen wir sehen wie die anderen Gruppen spielen. Wir müssen halt Schritt für Schritt aufbauen.“
Torsten Reiser hatte derweil seine erste Trainingseinheit geschafft, er wischte sich mit dem Handtuch die Schweißtropfen von der Stirn und hatte auch den Blick für die Wandbemalung.“Das gefällt mir sehr.“
Am 13. Mai sind er und seine Teamkameraden sowie die Damen nochmals zum Abschlusstraining in Gößnitz dabei.