Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Starke deutsche Leistung im Test auf hohem Niveau
Beim : gegen Spanien in Düsseldorf trifft Thomas Müller per Heber. Dienstag geht es gegen Brasilien in Berlin
Düsseldorf. Am Ende des Spiels war der Glanz der gleiche, aber das Ansehen beschädigt. Die goldenen Folienreste hingen etwas lieblos über den Geländern in der Düsseldorfer Arena. Sie hatten zu Beginn des Abends ein hübsches Bild abgegeben, fügten sich zusammen zu einem tribünenfüllenden Stern, neben dem eine große 18 zu sehen war. Der Stern ist das Sinnbild für den WM-Titel, um den es in diesem Sommer bei der Weltmeisterschaft in Russland gehen wird.
Und die beiden Mannschaften, die sich in diesem güldenen Rahmen begegneten und das Turnier-Jahr eröffneten, zählen zum Kreise der Favoriten. Das Duell der letzten beiden Weltmeister, Deutschland und Spanien, lieferte neben dem 1:1 (1:1) auch die Erkenntnis, dass die Kontrahenten den Rang des Titelanwärters zurecht mit sich herumtragen. Die deutsche Mannschaft blieb mit dem Ergebnis auch im 22. Spiel in Serie ungeschlagen und kann gegen Brasilien am Dienstag (20.45 Uhr) in Berlin den verbandseigenen Rekord einstellen. Bundestrainer Joachim Löw hatte eine Mannschaft aufs Feld geschickt, die exakt so auch im ersten Turnierspiel vorstellbar wäre. Im Sturm durfte sich Timo Werner herumtreiben, ihn umkreisten Thomas Müller, Mesut Özil und Julian Draxler.
Doch zunächst stand die deutsche Innenverteidigung im Blickpunkt, die sonst in der Besetzung Jerome Boateng und Mats Hummels für höchste Qualität bürgt, sich aber nach sechs Minuten als etwas nachlässig erwies. Boateng trottete zunächst einem herrenlosen Ball hinterher, was die Szene gefährlicher machte als sie eigentlich war. Und Sekunden später hebelte Andres Iniesta mit einem geschmeidigen Pass die deutsche Deckung aus und Rodrigo Moreno traf frei vor Marc-André ter Stegen. Eine Sehenswürdigkeit.
Doch auch Deutschland kam zu Chancen. Erst stürzte Werner an einer Flanke von Joshua Kimmich knapp vorbei (9.), dann verfehlte ein beherzter Volleyschuss von Jonas Hector das Tor knapp (10.). Dann kan er, der besondere Moment des Thomas Müller für den Ausgleich. Der Bayer, sonst Spezialist für Hüft-, Knie- und Sondertechniktore aus kurzer Distanz, schoss den Ball aus etwas mehr als 20 Metern ins Tor (35. Minute). Auch eine Sehenswürdigkeit. Und Müllers 38. Treffer (Oliver Bierhoff überholt) im 90. Länderspiel (Rudi Völler überholt).
Und obwohl die Spanier in der Halbzeitpause auswechselten und ohne Iniesta fortfuhren, blieb es phasenweise eine Partie wie aus dem Genussmittelsortiment. Draxlers Schuss wehrte David de Gea zur Ecke ab (47.), Özil bekam nicht ausreichend Wucht hinter seinen Versuch (50.), ehe in der 56. Minute zunächst ein prächtiger Angriff der Spanier zu einer Chance von Isco entwickelte (ter Stegen parierte stark).
Im Gegenzug scheiterte der eingewechselte Ilkay Gündogan mit seinem Schuss an de Gea, der den Ball in voller Streckung um den Pfosten drehte. Tempo, Präzision, Torgefahr auf beiden Seiten. Das Spiel – durchaus eine Sehenswürdigkeit. Nur Tore gab es nicht mehr. Timo Werner traf ebenso nur das Außennetz (64.) wie auf der Gegenseite David Silva (68.). Dazwischen fertigten der dieses Mal weniger prägnante Toni Kroos und Mats Hummels noch eine sehenswerte Freistoßvariante an, an deren Ende der Kopfball des Verteidigers auf der Latte landete (65.).
„Es war ein sehr, sehr guter Test für beide Mannschaften. Wir haben viele Erkenntnisse gewonnen“, befand Bundestrainer Joachim Löw zufrieden. „Das war ein gutes Fußballspiel. Nach den ersten fünfzehn Minuten haben wir uns gefunden – auch das ist eine Qualität“, erklärte Mats Hummels. „Spanien ist verwundbar“, stellte Torschütze Thomas Müller fest.
Gegen Brasilien am Dienstag (20.45 Uhr), das kündigte Bundestrainer Joachim Löw schon an, wird er deutlich mehr experimentieren als beim sehenswerten Treffen mit den Spaniern.
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Bundestrainer Löw gewinnt Erkenntnisse