Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Mönchgrün lockt mit Obstwein
Der winzige Ort bei Schleiz feiert vom . bis . Mai eines der urigsten Dorffeste Thüringens: das Literarische Weinfest. Neben der Kunst locken selbstgemachte Obstweine
Mönchgrün. In Mönchgrün leben gerade mal 41 Einwohner. Dennoch ist der kleine Weiler bei Schleiz unter deutschen Poetry-Slammern Kult. Denn seit sieben Jahren wird dort Anfang Mai das Literarische Weinfest Mönchgrün gefeiert. Während das Programm Jahr für Jahr wuchs, gehört der Poetry Slam, der Wettstreit der Dichter, von Beginn an dazu. „Die Leute reißen sich darum, nach Mönchgrün zu kommen“, sagt Dirk Klötzing, Vorsitzender des örtlichen Wein- und Kulturvereins. Das hat mit der urigen Atmosphäre zu tun. Denn jeder Poet, der in Triptis am Bahnhof ankommt, erhält gleich zur Begrüßung einen Apfelwein. Im Gegenzug muss er einen Vierzeiler über Mönchgrün dichten. Außerdem hat der veranstaltende Verein festgelegt, dass jeder Literat nur einmal beim Weinfest auftreten darf, es sei denn, er gewinnt den Wettstreit.
Vom Apfel bis zum Löwenzahnblütenwein
Neben dem Poetry Slam sind in diesem Jahr die slowenische Elektro-Klassik-Formation Tosca Beat, ARD-Literaturkritiker Denis Scheck und der deutsche Beatboxmeister Mando die Programmhighlights.
Doch die größte Attraktion ist und bleibt der Obstwein. Es werden um die 20 verschiedene Sorten angeboten: unterschiedliche Apfelweine ebenso wie Erdbeer-, Sauerkirsch-, Brombeer-, Holunderblüten- oder Löwenzahnblütenwein. Sie werden von fünf „Hobbywinzern“aus der Region und einem professionellen Anbieter gekeltert.
Die Idee zum Fest hatte Vereinsvorsitzender Dirk Klötzing. Er lebte für einige Jahre in Frankfurt am Main und lernte dort, Äppelwoi zu schätzen. Als er seiner Frau zuliebe wieder in die thüringische Heimat zurückkehrt, vermissen beide das leckere Getränk. Zunächst lässt er sich über Händler versorgen. Doch als er von Bürgermeister Karl-Heinz Barth selbst gemachten Apfelwein probiert, steht für Klötzing fest, das versuche ich auch. „Irgendwann hatten wir so viel Wein, dass wir ihn gar nicht mehr geschafft haben“, sagt der Berufsschullehrer. Das war der Moment, in dem Dirk Klötzing die Idee zum Weinfest hatte. Um vor allem auch der Jugend etwas zu bieten, schlug er als kulturellen Höhepunkt den Poetry Slam vor. „Das kennt doch keine Sau“, war die erste Reaktion. Doch mit etwas Überredungskunst gelang es, die Skeptiker umzustimmen. Nachdem die Feuertaufe 2012 ein voller Erfolg war, wuchs das Fest stetig. In diesem Jahr dauert es erstmals drei Tage.
Neben der Festorganisation hat der Verein noch ein weiteres
Anliegen: „Da wir keine Weinanbau-Gegend sind, ist es wichtig, alte Streuobstwiesen zu pflegen und neu anzupflanzen“, sagt der Vorsitzende. Seit 1965 nahm die Zahl der Obstbäume
ab. Doch inzwischen wurde die Entwicklung gestoppt und zahlreiche alte Apfel-, Birnen- und Pflaumensorten wieder angepflanzt.
Und wie werden Apfelweine und Co. eigentlich gekeltert? „Ganz einfach“, sagt Klötzing. „Erst wird das Obst in der Häckselmaschine zerkleinert. Dann kommt es in die Presse.“Der gewonnene Saft werde anschließend im Ballon oder Fass vergoren. „Alles bio!“
Zum Weinfest vom 4. bis 6. Mai wird das gesamte Dorf zum Veranstaltungsort. „Wir hatten zwar noch kein Fest ohne Regen“, sagt der Initiator. „Doch davon lassen sich die Gäste nicht abschrecken.“Die Besucherzahlen stiegen seit Beginn kontinuierlich. Und bei Nässe bieten die aufgebauten Zelte Schutz. Besonders stimmungsvoll wird es am Abend, wenn die 15 Mönchgrüner Gebäude farbig angestrahlt werden.