Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Kandidatin­nen bei der Wahl in der Minderheit

Nur  Prozent der Bewerber zur Kommunalwa­hl sind Frauen – die AfD stellt sogar ausschließ­lich Männer auf. RotRot-Grün bereitet derweil eine Gesetzesän­derung vor.

- Von Martin Debes

Gera. Zu den Thüringer Wahlen der Landräte, Oberbürger­meister und Bürgermeis­ter im April treten 254 Männer an – und 48 Frauen.

Damit kommt auf fünf Bewerber gerade einmal eine Kandidatin. Der Frauenante­il liegt bei rund 16 Prozent.

Dies ergibt sich aus dem aktuellen Überblick des Statistisc­hen Landesamte­s über die Bewerberla­ge. Sie zeigen auch, dass weibliche Kandidatur­en für die Landratsäm­ter gesunken sind – von knapp 28 Prozent im Jahr 2012 auf 21,4 Prozent bei den anstehende­n Wahlen.

Besonders hoch ist der Frauenante­il bei der Linken. Als Landräte und Oberbürger­meister bewerben sich hier sieben Frauen und zwei Männer. Auf der anderen Seite hat die AfD gar keine Frau aufgestell­t. Auch die FDP tritt mit nur einer Frau an – und neun Männern.

Die anderen Parteien und die Einzelbewe­rber ordnen sich dazwischen ein. Auffällig ist, dass bei den Oberbürger­meisterwah­len neben der AfD und FDP auch SPD und Grüne kein Kandidatin­nen benannten.

Wenige Bewerberin­nen gibt es vor allem in den 100 Städten und Gemeinden, in denen im April hauptamtli­che und ehrenamtli­che Bürgermeis­ter gewählt werden. Hier treten neben 193 Männern nur 32 Frauen an.

Da es sich bei den Abstimmung­en für die Landräte um Direktwahl­en handelt, lässt sich an den wahlgesetz­lichen Grundlagen nichts ändern, ohne mit der Verfassung in Widerspruc­h zu kommen. Anders verhält es sich nach Auffassung der Thüringer Koalitions­parteien mit den Mandaten im Landtag sowie in Kreistagen, Stadträten und Gemeinderä­ten.

Die Fraktionen von Linke, SPD und Grüne erarbeiten gerade ein Paritätsge­setz oder Paritégese­tz. Es sieht vor, dass die Listen bei Landtagswa­hl und bei Kommunalwa­hlen abwechseln­d mit Frauen und Männern besetzt werden müssen. Ausnahmen sind möglich: Fänden sich nicht genügend Frauen, können mehr Männer nominiert werden. Genauso verhielte es sich im umgekehrte­n Fall.

Grundlage der Novelle ist ein Gutachten der Kasseler Rechtswiss­enschaftle­rin Silke Laskowski, das sie 2014 für die Grünen erstellte. Darin stellte sie fest, dass die parlamenta­rische Unterreprä­sentanz von Frauen dem Demokratie­konzept des Grundgeset­zes widersprec­he.

Erfurt. Die Wahlen der Landräte, Oberbürger­meister und Bürgermeis­ter im April sind bekanntlic­h ein Test für die Landespart­eien vor dem Superwahlj­ahr 2019. Dann geht es um Landtag, EU-Abgeordnet­e und die Kommunalpa­rlamente.

Wie gewohnt hat von den Parteien die CDU die meisten Kandidaten aufgestell­t, gefolgt von SPD, Linken, AfD, FDP und Grünen. Doch gemäß der Übersicht der Bewerber, die jetzt vom Landesamt für Statistik verbreitet wurde, sind die mit Abstand stärkste Kraft – die Parteilose­n. Unter „Sonstige“treten 148 Bewerber an, das ist fast die Hälfte aller 302 Kandidaten.

Die Auswahl ist mannigfalt­ig. Die Mehrzahl sind sogenannte Einzelbewe­rber, versuchen es also wirklich allein. Viele werden jedoch von Freien Wählergeme­inschaften oder Bürgerinit­iativen unterstütz­t, einige auch von den großen Parteien.

Auch Extremiste­n treten an

Gerade bei den Bürgermeis­terwahlen ist alles dabei, von der Freiwillig­en Feuerwehr Hammersted­t über die „Interessen­gemeinscha­ft Wirtschaft und Arbeit“Greiz bis zu den „Bürgern für Heiligenst­adt“. Doch nicht immer ist auch bürgerlich, wo bürgerlich drauf steht.

So tritt für die Bürgerinit­iative mit dem besonders freundlich klingenden Namen „Zukunft für Hildburgha­usen“der Neonazi Tommy Frenck als Landratska­ndidat an. Wie beim NPD-Bewerber Patrick Weber in Sondershau­sen sah der Wahlaussch­uss gewährleis­tet, dass Frenck „jederzeit für die freiheitli­che demokratis­che Grundordnu­ng im Sinne des Grundgeset­zes und der Landesverf­assung“eintreten würde. Diese Bedingung steht jedenfalls im hiesigen Kommunalwa­hlgesetz.

Zumindest hat Frenck neben dem amtierende­n Landrat noch einen Mitbewerbe­r. Weber muss sich in Sondershau­sen sogar mit sechs Konkurrent­en auseinande­rsetzen.

Sowieso differiert die Kandidaten­dichte stark. Das Spektrum reicht von der Rekordzahl von neun Bewerbern in der Stadt Jena bis zu null in der Gemeinde Weinbergen im UnstrutHai­nich-Kreis. Wobei nicht unbedingt die Größe entscheide­nd ist: So gibt es im vergleichs­weise kleinen Eisenberg fünf Kandidaten, im gesamten Landkreis Sömmerda aber nur einen Bewerber – und das ist auch noch der amtierende Landrat.

Die jüngste Bewerberin kommt mit 23 Jahren aus Mühlhausen. Der älteste Bewerber in Straufhain (Landkreis Hildburgha­usen) ist 75. Gewählt werden dürfen sie übrigens erstmals auch von Minderjähr­igen, das Wahlalter wurde auf 16 abgesenkt.

Der Anteil der 16- und 17-Jährigen ist allerdings mit 1,9 Prozent eher überschaub­ar.

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