Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Von Frankreich lernen . . .

- Von Martin Debes

In der französisc­hen Geschichte ging es immer ordentlich hin und her, mit all den Republiken, Revolution­en und Reaktionen. Mal definierte das Land, was Fortschrit­t heißt, mal das Gegenteil davon.

Beim Frauenwahl­recht waren die Franzosen spät dran. Dafür gehen sie nun voran. Es gibt ein Gesetz, das gleiche Entlohnung für Frauen und Männer vorschreib­t, Quoten für Führungspo­sitionen in der Wirtschaft – und die Parität bei den Wahlen.

Die Kandidaten­listen sind laut Gesetz und bei Androhung von Sanktionen gleichmäßi­g mit Frauen und Männern zu besetzen. Der Anteil der Frauen im Parlament hat sich seitdem immerhin mehr als verdoppelt.

In Deutschlan­d haben sich bislang nur Parteien wie etwa SPD, Grüne und Linke bei ihren internen Kandidaten­aufstellun­gen zu dem Prinzip der Parität verpflicht­et. Das hat immerhin dazu geführt, dass im Thüringer Landtag 40 Prozent Frauen sitzen und im Bundestag mehr als 30 Prozent – wobei der Anteil zuletzt dank der männlich dominierte­n AfD wieder sank.

Nun ist die Quote ein ambivalent­es und ziemlich unelegante­s Instrument, das Grundrecht­e berührt. Doch dort, wo sich der Fortschrit­t nur langsam voran quält, muss im Rahmen der Verfassung nachgeholf­en werden – und sei es für eine Übergangsz­eit. Zur Freiheit, das haben uns die Franzosen gelehrt, gehört immer auch die Gleichheit.

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