Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Von Frankreich lernen . . .
In der französischen Geschichte ging es immer ordentlich hin und her, mit all den Republiken, Revolutionen und Reaktionen. Mal definierte das Land, was Fortschritt heißt, mal das Gegenteil davon.
Beim Frauenwahlrecht waren die Franzosen spät dran. Dafür gehen sie nun voran. Es gibt ein Gesetz, das gleiche Entlohnung für Frauen und Männer vorschreibt, Quoten für Führungspositionen in der Wirtschaft – und die Parität bei den Wahlen.
Die Kandidatenlisten sind laut Gesetz und bei Androhung von Sanktionen gleichmäßig mit Frauen und Männern zu besetzen. Der Anteil der Frauen im Parlament hat sich seitdem immerhin mehr als verdoppelt.
In Deutschland haben sich bislang nur Parteien wie etwa SPD, Grüne und Linke bei ihren internen Kandidatenaufstellungen zu dem Prinzip der Parität verpflichtet. Das hat immerhin dazu geführt, dass im Thüringer Landtag 40 Prozent Frauen sitzen und im Bundestag mehr als 30 Prozent – wobei der Anteil zuletzt dank der männlich dominierten AfD wieder sank.
Nun ist die Quote ein ambivalentes und ziemlich unelegantes Instrument, das Grundrechte berührt. Doch dort, wo sich der Fortschritt nur langsam voran quält, muss im Rahmen der Verfassung nachgeholfen werden – und sei es für eine Übergangszeit. Zur Freiheit, das haben uns die Franzosen gelehrt, gehört immer auch die Gleichheit.