Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Hohe Fluktuation in Poliklinik-Nachfolgern
Die Kassenärztliche Vereinigung wünscht sich, dass Gesetzgeber den Krankenhäusern mehr Pflichten auferlegen.
Weimar/Altenburg. Aus Sicht der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen (KVT) tragen Medizinische Versorgungszentren (MVZ) zwar in wachsendem Maße zur ambulanten ärztlichen Versorgung im Freistaat bei. Mit Sorge betrachtet die KVT aber, „dass Klinik-MVZ stärker an Facharzt- als an Hausarzt-Sitzen interessiert sind, dass unter den Ärzten eine hohe Fluktuation herrscht und dass Ärzte in Teilzeit sowohl ambulant als auch stationär eingesetzt werden“.
Der Gesetzgeber habe es versäumt, „den Kliniken als Träger neben umfassenden Rechten auch Pflichten für die Versorgung der Patienten aufzugeben“, sagt die 1. Vorstandsvorsitzende der KVT, Annette Rommel. Angesichts dessen sei die KVT gut beraten, das Modell der inhabergeführten Praxen und MVZ zu unterstützen.
Zum Stichtag 31. Dezember 2017 gab es in Thüringen 111 solcher Poliklinik-Nachfolger, von denen 81 in der Hand von Kliniken waren. Das ist ein bundesweit überdurchschnittlicher Wert. Der Bundesdurchschnitt liege unter 50 Prozent.
Als Beispiel für die hohe Fluktuation nach dem Übergang von Arztsitzen in Klinik-MVZ führt die KVT unter anderem zwei Sitze für Nervenärzte im MVZ Altenburger Land an: So war einer der Sitze von Oktober 2007 bis heute mit zehn verschiedenen Ärzten besetzt, ein zweiter von Juli 2005 bis heute mit sechs Ärzten – inklusive einer Pause von zwei Monaten. Den Sitz eines Facharztes für Orthopädie am MVZ Bad Salzungen hatten seit Herbst 2008 ebenfalls sechs verschiedene Ärzte inne. Von Betreuungskontinuität in Fachrichtungen, in denen diese relevant sei, kann aus Sicht der KVT da nicht mehr die Rede sein.