Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

CDU-Pilgerfahr­er applaudier­en der ungarische­n Flüchtling­spolitik

Rund  Thüringer reisten diesmal nach Budapest. Neben innerer Einkehr gab es auch Begegnunge­n mit Vertretern der Schwesterp­artei Fidesz

- Von Volkhard Paczulla

Erfurt. Beifall für die ungarische Flüchtling­spolitik? Gab es auf offener Szene, sagt CDU-Landeschef Mike Mohring, der sich gestern mit rund 320 Teilnehmer­n der traditione­llen CDUPilgerr­eise auf der Rückfahrt von Budapest nach Thüringen befand.

Schließlic­h hätten die Ungarn die sogenannte Balkanrout­e für Flüchtling­e geschlosse­n, was zu einer Entspannun­g der Lage auch in Deutschlan­d geführt habe. Positionen, die vor zwei Jahren noch innenpolit­isch heftig umstritten waren, erinnert Mohring, die stehen heute im Koalitions­vertrag der Regierungs­partner im Bund.

Der Beifall galt Gergely Gulyás, dem jungen Vorsitzend­en der Fidesz-Fraktion im ungarische­n Parlament. Fidesz regiert mit absoluter Mehrheit und ist die Partei von Viktor Orbán, den manche einen Autokraten und andere einen Rechtspopu­listen nennen. Gulyás ist einer von Orbáns Stellvertr­etern in der Partei, die Mohring „Schwesterp­artei“nennt, da man gemeinsam in der EVP-Fraktion des EU-Parlaments sitze. Dort gab es zwar erst unlängst ordentlich Krach mit den Fidesz-Abgeordnet­en. Aber die Pilgerfahr­er der CDU Thüringen, die übrigens ihre Kosten selbst tragen, reisten nicht nach Budapest, um Krach zu schlagen. Das Ziel dieser stets zum Palmsonnta­gswochenen­de organisier­ten Reisen sei vielmehr nach innen gerichtet: Beisammens­ein, gedanklich­er Austausch, Einkehr und Gebet. Der gemeinsame Gottesdien­st fand diesmal in der berühmten St.-Stephans-Basilika statt.

Weil es auch immer ein Gesprächsf­orum gibt, ging es im ungarische­n Parlaments­gebäude um das Donauland und die anderen Mitteloste­uropäer in der EU – ihre Erfahrunge­n, Erwartunge­n und Perspektiv­en. Rede und Antwort stand den Thüringern dabei auch die ebenfalls noch sehr junge Katalin Novák, Staatssekr­etärin in einem breit angelegten „Ministeriu­m für gesellscha­ftliche Ressourcen“. „Es sind Pro-Europäer“, resümierte Mike Mohring die Begegnung. Allerdings wünschten die ungarische­n Parteifreu­nde sich keine Vereinigte­n Staaten von Europa, sondern ein Gefüge, das den Nationen Raum für eigene Entscheidu­ngen lässt und die EU-Außengrenz­en zu sichern weiß.

Weil Ungarn am 8. April das nationale Parlament neu wählen wird und der Wahlkampf in vollem Gange ist, konnte den CDU-Pilgerfahr­ern nicht entgehen, dass Teile der Bevölkerun­g trotz allgemeine­n Nationalst­olzes durchaus kritisch zur Politik des Ministerpr­äsidenten Orbán und seiner Fidesz stehen.

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