Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
„Subway to Sally“-Frontmann präsentiert in Jena seine naive Liedermalerei
Eric Fish zeigt am . April eigene Bilder im Paradies-Café und gibt dazu ein passendes Solokonzert. OTZ verlost Freikarten
Jena. Eric Fish, Sänger der populären Folk-Metal-Band „Subway to Sally“, greift seit gut einem Jahr zum Pinsel. Zwanzig seiner Werke präsentiert er am Freitag, dem 6. April, ab 18 Uhr unter dem Titel „Naive Liedermalerei“in einer eintägigen Ausstellung im Jenaer Paradies-Café. Um 20 Uhr gibt der Musiker ein passendes Solokonzert dazu.
Herr Fish, Sie sagen, mit Ihren Bildern fügen Sie Ihren Liedern eine weitere Strophe hinzu. Was können Sie mit Farben sagen, was Sie mit Worten nicht ausdrücken können?
Ich hatte einfach die Idee, ein Lied auszumalen, es zu illustrieren. Nicht jeder meiner Songs erschließt sich jedem Hörer. Die Bilder sind eine weitere Erklärung, wie ich es meine.
Warum bezeichnen Sie Ihre Kunst als naiv?
Weil ich keinerlei Vorbildung habe, weil ich keine Ahnung von Perspektiven, Dimensionen oder Farbmischungs verhältnissen habe. Das gebe ich frank und frei zu. Ich male einfach drauf los und beurteile es nach meinen eigenen ästhetischen Gesichtspunkten und inhaltlichen Ansprüchen, ob es mir gelungen ist, besagte vierte, fünfte oder sechste Strophe hinzuzufügen.
Für keinerlei Vorkenntnisse beherrschen Sie die Perspektive doch schon ziemlich gut.
Wäre ich ein Naturzeichner, dann ging das sicher besser. Aber darum geht es auch nicht. Ich spiele sogar gern mit den Dimensionen. Ein Beispiel: Wenn ich im Vordergrund riesengroß ein Seepferdchen male mit aufgerissenem Maul und dahinter einen winzigen Hai, der droht, von dem Seepferdchen verschlungen zu werden, dann sagt das für mich eine Menge aus, obwohl jeder weiß, dass die Dimensionen völlig falsch sind. Ich nenne meine Bilder naiv, weil ich mich nicht um scheinbare Gesetze kümmere. Gerade die Kunstszene ist ja sehr kritisch. Wenn man die Feuilletons liest oder auf Deutschlandfunk Kritiker hört, die gerade durch eine Ausstellung gegangen sind, dann kriegt man Angst, seine eigenen Bilder in diese Welt zu schaffen. Glücklicherweise erwächst das Interesse für meine Kunst aus meinem Publikum, nicht aus der Kunstszene.
Apropos Hai, es ist auffällig, dass Ihre Bilder oft von Wassertieren, wie Haien, Rochen oder auch Goldfischen bevölkert sind. Sind das Anspielungen auf Ihren Nachnamen oder gar Personifikationen Ihrer selbst?
Eher nicht. Fish ist übrigens mein Künstlername, ich heiße eigentlich Hecht. Ich habe von jeher eine große Affinität zum Wasser. Ich habe auch einen See vor der Haustür. Er ist mein bester Freund, wenn ich Texte schreibe. Dann sitze ich da, und die
Inspiration kommt vom Wasser her. Außerdem bin ich ein leidenschaftlicher Angler. Das mag auch eine Rolle spielen. Das dritte und Wichtigste ist aber die schon angesprochene Ästhetik, die ich vor allem in der Natur finde.
Wenn ich etwa ein Bild male, das „Staunen“heißt, und darauf spielt ein Rochen eine Rolle, dann bringe ich meine Bewunderung zum Ausdruck, mein Staunen, das ich empfinde beim Anblick des Tieres und seiner wunderschönen Bewegungen. Insofern sind die Tiere Personifikationen von Begriffen beziehungsweise Bildtiteln. Letztlich sollte jeder, der ein solches Bild verstehen will, das Lied dazu hören.
Sie sind als Frontmann von Subway to Sally sicher viel beschäftigt. Wann finden Sie Zeit zum Malen?
Die muss man sich nehmen. Ich habe aktuell extrem wenig Zeit durch meine neue Band Bannkreis. Aber sei’s drum. Zwischen den Dingen, die tatsächlich Zeit fressen, nämlich Proben, Tourneen und Medienterminen, muss man die Chance beim Schopfe packen, wenn sie sich bietet.
Sie haben mit Bannkreis gerade das erste Album „Sakrament“herausgebracht und gehen im Oktober auf Tour. Muss man sich um den Fortbestand von Subway to Sally Sorgen machen?
Nein. Das war auch die Angst vieler Fans. Es ist aber alles logistisch so eingetaktet, dass es beide Bands geben wird. Die nächste Subway-Platte kommt kommendes Frühjahr raus.
Im „Liedermalerei“-Video auf Ihrer Homepage berichten Sie, dass Sie in einer dunklen Stunde angefangen haben zu malen. Was genau war der Auslöser?
Einfach nur zu viel Arbeit. 2016 war das bisher arbeitsreichste Jahr. Ich war komplett leer. Zu diesem Zeitpunkt habe ich die Staffelei, die Leinwände und Farben, die seit zehn Jahren bei mir im Keller standen, genommen und habe einfach losgelegt.Es hat mich befreit.
Inzwischen greifen Sie auch in glücklichen Momenten zum Pinsel. Ja, das sieht man auch an den Farben. Das Malen ist inzwischen wie ein Glückshormon.
Haben Sie im Jenaer Paradies-Café eigentlich schon mal gespielt? Nein. Aber ich kenne es. Es ist genau die richtige Location. Ich war schon gefühlt hundertmal in Jena zu allen möglichen Anlässen, habe im F-Haus gespielt oder Anfang der 90er solo im Irish Pub. Ich glaube sogar, das allererste Subway-Konzert fand in Jena, im Rosenkeller, statt.
■ Konzertkarten gibt es für Euro in der Jenaer Tourist-Information. Der Besuch der Ausstellung von bis Uhr ist kostenfrei.