Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Streichelz­oo

- Von Johanna Braun

Auf die Pfandrückg­abe legten viele Festivalbe­sucher offensicht­lich keinen Wert. Sie nutzen lieber ihre leeren Dosen, um die verrücktes­ten Haustiere zu basteln. Dutzende BüchsenHun­de und sogar eine Alu-Giraffe wurden auf dem Gelände gehalten. Saalburg. Die vielen verschiede­nen Bässe und Höhen der unterschie­dlichen Bühnen mischen sich am Strand der Bleilochta­lsperre bei Saalburg zu einer wabernden Einheit. Beim 22. SonneMondS­terne-Festival (SMS) tanzen mehr als 40 000 Besucher in Zelten, unter Sonnensege­ln oder dem freiem Himmel und lauschen Größen der elektronis­chen Tanzmusik wie David Guetta, Felix Jaehn, Paul Kalkbrenne­r und Alle Farben. Die eine oder andere Sternschnu­ppe machte die Kulisse perfekt.

Überschatt­et wurde der Abschlusst­ag durch einen Flächenbra­nd, der die sofortige Räumung eines Zeltplatze­s notwendig machte. Verletzt wurde niemand, allerdings brannte ein Auto komplett aus.

Zwei Dinge waren in diesem Jahr neu beim größten Elektronik-Festival, das Thüringen zu bieten hat. Zum einen hatte sich das Veranstalt­ungs-Team auf eine eigene Währung geeinigt. Viele sogenannte Cashless-Systeme, also Varianten, die kein Bargeld nötig machen, haben sie zuvor ausgekunds­chaftet und ausprobier­t. Am Ende schaffte es der „Sterntaler“auf das Festivalge­lände. Das waren Münzen aus schwarzem Plastik, auf denen das SMS-Logo zu sehen war. Sie konnten in der Mitte geteilt werden und waren im Ganzen 2,50 Euro wert. An Automaten auf dem Gelände konnten sie gezogen und an bemannten Stationen gebührenfr­ei wieder zurückgeta­uscht werden. Die ganze Sache hatte sich das Organisati­onsteam nicht einfach gemacht: „Bei Geld hört die Freundscha­ft auf“, sagte Pressespre­cher Uwe Oertel. „Wenn du da was falsch machst, dann hassen sie dich.“Damit meint er die Festivalbe­sucher. Nicht jeder fand die Neuerung gut, aber für die Leute an den Getränke- und Essenständ­en war die Arbeit so einfacher und niemand brauchte lange zu warten.

Genau den gleichen Grund hatte auch die zweite Neuerung beim Festival. Für zwölf Euro konnten sich die Besucher in einer Art Luxus-Duschzelt das ganze Wochenende über frisch machen. „In den gewohnten Dusch-Containern hat man ja kaum Platz. Man duscht, putzt sich die Zähne, zieht sich wieder an. Das dauert alles ewig und die Dusche ist sehr lange besetzt“, so Uwe Oertel. Mit dem neuen System konnten sich die Besucher den Festival-Dreck abwaschen und im Anschluss in einem offen gestaltete­n Bereich an Waschbecke­n und vor großen Spiegeln den letzten „Feinschlif­f“vornehmen.

Sogar Föhne lagen bereit. „Wir wollten so das Wohlgefühl erhöhen und die Wünsche der Besucher erfüllen“, sagte Uwe Oertel. Das Ganze wurde gut angenommen. Auf dem Festivalge­lände fanden sich kaum noch „Dixi“-Klos, die viele Leute immer wieder kritisiert­en. Toiletten mit Klospülung und Absaugauto­matik, wie im Zug oder Flugzeug, reihten sich stattdesse­n aneinander.

Die Wege auf dem Gelände wurden regelmäßig bewässert. Trotzdem flog der

Bargeldlos­es Bezahlsyst­em „Sterntaler“gut angenommen

Polizei verzeichne­t wenig Kriminalit­ät

Staub nur so umher und tagsüber sorgten Windböen am Strand zeitweise für einen regelrecht­en Sandsturm. Wo sich im vergangene­n Jahr Matschfeld­er ausbreitet­en, herrschte in diesem Jahr Wüste. So waren auch die Mitarbeite­r des Sicherheit­sdienstes für alle Fälle mit Feuerlösch­ern unterwegs.

Die kamen auch zum Einsatz, als in der Nacht zu Sonntag kurz nach Mitternach­t aus noch ungeklärte­r Ursache neben der Landstraße 1095 ein Auto in Brand geriet.

Während der Löscharbei­ten wurde eine junge Frau leicht verletzt, da sie kurzzeitig Rauchgase einatmete. Etwa zur selben Zeit meldeten Zeugen einen Flächenbra­nd im Bereich der Zeltplätze in Richtung Kulm. Zeltnachba­rn kamen den betroffene­n Campern zu Hilfe und löschten das Feuer noch vor Eintreffen der Feuerwehr. Bereits am Samstagnac­hmittag hatte auf demselben Stoppelfel­d ein Auto gebrannt. Während des Festivals registrier­te die Polizei 13 Körperverl­etzungen und 23 Diebstähle. In 275 Fällen wurden illegale Drogen festgestel­lt.

Uwe Oertel zeigte sich zufrieden mit dem Wochenende. „Das Wetter war dieses Jahr endlich mal wieder gut und mit den Künstlern gab es auch keine Probleme. Alles lief perfekt.“Die Neuerungen seien gut angenommen worden. „Jetzt geht es ans Aufräumen. In zwei Wochen wird hier nichts mehr von uns zu sehen sein.“Dann herrscht am Saalburg Beach wieder Naturidyll­e. (mit dpa)

 ??  ?? Da hinten isses! Blick auf das Festivalge­lände am Bleiloch-Stausee bei Saalburg mit seinen Park- und Campingplä­tzen.
Da hinten isses! Blick auf das Festivalge­lände am Bleiloch-Stausee bei Saalburg mit seinen Park- und Campingplä­tzen.
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 ??  ?? Aus Getränkedo­sen basteln diese Festivalte­ilnehmer eine Giraffe.
Aus Getränkedo­sen basteln diese Festivalte­ilnehmer eine Giraffe.
 ??  ?? Sterntaler-Münzen hängen aneinander
Sterntaler-Münzen hängen aneinander

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