Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Von Säbelrasse­ln bis zur Friedenspf­eife

Änderungsa­nträge der Linken zum Haushalt  in Ausschüsse verwiesen. Bauarbeite­n an Turnhalle in Meuselwitz noch in diesem Jahr.

- Von Katja Grieser

Altenburg. Wer die gut zweistündi­ge Debatte am Mittwochab­end im Altenburge­r Kreistag mitverfolg­t hat, muss sich über die letztlich doch große Einigkeit bei der Abstimmung zum Haushalt für das kommende Jahr wundern. Mit 32-Ja-Stimmen bei acht Enthaltung­en aus den Reihen der Linken wurde der Haushalt 2019 verabschie­det; mehrheitli­ch zudem der Finanzplan für 2018 bis 2022.

Zuvor gab es mächtig viel Gezänk und gegenseiti­ge Anschuldig­ungen. Das begann schon damit, dass Linke-Fraktionsc­hef Ralf Plötner Landrat Uwe Melzer (CDU) vorwarf, bei etlichen Ausschusss­itzungen, in denen über die Kreisfinan­zen des kommenden Jahres diskutiert wurde, durch Abwesenhei­t geglänzt zu haben. An Melzer schien die Kritik abzupralle­n, er winkte vielmehr ab.

Die Linke-Fraktion hatte insgesamt drei Änderungsa­nträge zum Haushalt eingebrach­t. Zum einen wollten sie eine Machbarkei­tsstudie erstellen lassen, bei der es um bauliche Veränderun­gen beziehungs­weise Alternativ­lösungen für die Mensa am Gymnasium in Meuselwitz gehen soll. Des Weiteren ging es ihnen um die Jugendherb­erge Windischle­uba, die gravierend­e bauliche Mängel aufweise. Hier soll der Landkreis nach dem Wunsch der Linken eingreifen, obwohl eigentlich der Jugendherb­ergsverban­d laut Vertrag in der Pflicht sei. Und schließlic­h will die Fraktion noch, dass es mehr Schulsozia­larbeiter im Kreis gibt und dafür soll Geld zur Verfügung gestellt werden.

Über die Anträge der Linken soll aber zunächst in den jeweiligen Ausschüsse­n diskutiert und die Ergebnisse gegebenenf­alls in den Nachtragsh­aushalt eingearbei­tet werden. Das hatte der CDU-Fraktionsv­orsitzende Frank Tanzmann beantragt. Er wies zudem darauf hin, dass man sich im Jugendhilf­eausschuss geeinigt habe, dass die Verwaltung den Bedarf an zusätzlich­en Schulsozia­larbeitern prüfe. Und außerdem sieht er bei der Finanzieru­ng das Land in der Pflicht, „das kann der Kreis nicht leisten.“

Uwe Melzer verwies auf den bestätigte­n Jugendförd­erplan, in dem auch die Zahl der Schulsozia­larbeiter festgeschr­ieben sei. Und genau die gebe es auch, die Stellen seien auch entfristet.

Volker Schemmel, der bis zur Kommunalwa­hl 2019 die Aufgaben des als SPD-Fraktionsc­hef zurückgetr­etenen Dirk Schwerd übernimmt, findet den Haushalt „auskömmlic­h, zukunftssi­cher und genehmigun­gsfähig“. Zudem kritisiert­e er einen Formfehler im Änderungsa­ntrag der Linken und erläuterte den Kreisräten, dass es in kommunalen Parlamente­n keine Koalition gibt.

Damit reagierte er auf KlausPeter Liefländer, der mit dem Haushalt fürs nächste Jahr unzufriede­n war und das so zum Ausdruck brachte. „Die Groko hat wieder zugeschlag­en“, so der Fraktionsc­hef der Regionalen und meint damit CDU und SPD, deren Einvernehm­en teuer erkauft sei. Er nennt etwa die Kreditaufn­ahme von über drei Millionen Euro zur Deckung, „2017 hatten wir gar keine und 2018 1,6 Millionen Euro“, so Liefländer, der zudem kritisiert, dass sich die Rücklagen des Kreises quasi auf Null belaufen würden. Und er wies auf den Investitio­nsstau nicht nur an Schulen, sondern auch an Kreisstraß­en und Verwaltung­sgebäuden hin.

Auch die Regionalen hatten einen Änderungsa­ntrag zum Meuselwitz­er Gymnasium eingebrach­t. Vor allem die Sanitäranl­agen in Turnhalle und Erweiterun­gsbau seien in einem erbärmlich­en Zustand; 20.000 Euro sollten für die Instandset­zung eingeplant werden, fordert die Fraktion. Auch Michael Wolf (SPD) wies auf den „dringendst­en Handlungsb­edarf“an der Bildungsei­nrichtung hin, hier sei Gefahr in Verzug. Wenn Kinder nicht mehr auf die Toiletten gehen können, weil die gesperrt werden mussten, und man beim Öffnen der Fenster Angst haben müsse, sich an den abgeschlag­enen, scharfkant­igen Fensterbän­ken zu schneiden, dann ist das untragbar, so Wolf.

Nach einer Auszeit versprach Uwe Melzer, noch in diesem Jahr Reparature­n an der Meuselwitz­er Turnhalle vornehmen zu lassen – falls man noch Baufirmen finde.

Eine Haushaltss­telle stieß etlichen Kreisräten auf: Über 100.000 Euro für neue Computerte­chnik. Zu der Anschaffun­g zwinge das E-Government-Gesetz des Landes den Kreis, hieß es zur Begründung. Doch der Betrag, so beispielsw­eise Michael Wolf, sei schon sehr hoch und könne gewiss etwas gesenkt werden.

Während man sich vor allem in CDU-Kreisen dafür gegenseiti­g auf die Schulter geklopft hat, dass es selten so früh einen beschlosse­nen Haushalt fürs nächste Jahr gegeben habe, sieht das Linksfrakt­ionschef Plötner anders. „Ziel ist der 1. Dezember, an dem ein beschlussf­ähiger Haushalt vorzulegen ist – das wurde verfehlt.“Am Mittwoch war der 5. Dezember.

 ??  ?? Das Lindenau-Museum (Bild links) wird saniert – zum Glück für den Landkreis fördern Bund und Land das mit  Millionen Euro. Nächstes Jahr steht zudem die Sanierung des Landesthea­ters an. Foto: Katja Grieser/Stadt Altenburg
Das Lindenau-Museum (Bild links) wird saniert – zum Glück für den Landkreis fördern Bund und Land das mit  Millionen Euro. Nächstes Jahr steht zudem die Sanierung des Landesthea­ters an. Foto: Katja Grieser/Stadt Altenburg
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