Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Russische Ärztedelegation zu Besuch im Klinikum Altenburger Land
Professor Jörg Berrouschot stellt Besonderheiten der Schlaganfallbehandlung vor
Altenburg. Die russische Schlaganfallgesellschaft wollte sich über die Schlaganfallmedizin in Deutschland informieren und besuchte dazu zwei Kliniken, eine in Berlin und eine im ländlichen Raum. „Es ist eine große Ehre, dass die Deutsche Schlaganfallgesellschaft uns in Altenburg dafür vorgeschlagen hat“, freut sich Professor Jörg Berrouschot, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurologische Intensivmedizin am Klinikum Altenburger Land. Auf der Gästeliste standen Spezialisten vom „federal center of cerebrovascular pathology and stroke of MoH of RF” aus Moskau, vergleichbar einem Bundeszentrum für Gehirnblutungen und Schlaganfall.
„Deutschland verfügt weltweit über die beste Schlaganfallversorgung, und das vor allem in der Fläche, im gesamten Land und nicht nur in ausgewählten Zentren“, erklärt Berrouschot das Interesse der Delegation. In Deutschland wurden in den letzten zehn Jahren rund 330 zertifizierte Schlaganfallstationen, so genannte Stroke Units, etabliert, denn in der Behandlung des Schlaganfalls geht es um Zeit. Umso wichtiger, dass jeder Patient sehr schnell medizinische Behandlung bekommt.
Chefarzt Berrouschot erläuterte den Gästen die Schlaganfallbehandlung im Klinikum. Das Konzept, Schlaganfallpatienten von der Akutphase über stationäre Behandlung, Rehabilitation bis zur ambulanten Behandlung mit einem Team zu behandeln, sei einmalig in Thüringen. „Die Behandlung erfordert Spezialwissen. Der Patient muss im Heilungsprozess nicht laufend das Behandlungsteam wechseln. Damit wird Informationsverlust automatisch unterbunden. Mit 90 Betten verfügen wir in Altenburg über eine ziemlich große neurologische Klinik“erläutert der Neurologe.
Die neurologische Klinik in Altenburg sei neben der Uniklinik Jena das zweite telemedizinische Behandlungszentrum für Schlaganfallpatienten in Thüringen. Die Patienten werden in fünf internistischen Kliniken im Drei-Länder-Eck Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt betreut. „Wir sehen jeden Schlaganfallpatienten dieser Kliniken in der Akutphase über die Telemedizin. In drei dieser Krankenhäuser führen wir täglich Visiten durch“, umreißt Jörg Berrouschot den Umfang der Telemedizin. Er ist sicher, dass das Behandlungsmodell für ein Flächenland wie Russland die Zukunft in der Schlaganfallbehandlung werden könnte.
In der Neuroradiologie wurden die Gäste von Albrecht Bormann, Chefarzt der Klinik für Radiologie, Interventions- und Neuroradiologie, erwartet. An Hand von CT-Aufnahmen stellte er den Behandlungsverlauf eines Patienten mit Lähmungen der linken Seite vor. Nach der Diagnose wurde eine Thrombektomie vorgenommen. In die Leiste führt der Arzt einen Katheter ein, der bis in das Gehirn geschoben wird. Dort entfaltet sich ein Stent, mit dessen Hilfe man das Blutgerinnsel herauszieht. „Das ist Hightech, das kann nicht jeder“, so Bormann „Drei Radiologen und eine Neurologin teilen sich die Dienste rund um die Uhr. Das ist eine medizinische Infrastruktur, die nicht selbstverständlich ist.“
Die Rehabilitation vervollständigt das Behandlungskonzept. Davon überzeugten sich die Gäste beim Besuch der Klinik für Ambulante Rehabilitation im Medicum. Die leitende Neurologin, Gundula Tautenhahn, führte durch die Etage. Hier interessierten die Besucher neben den Therapieräumen die Sport- und Arbeitstherapie besonders. Eine Begleitung durch Logopäden, Physio- und Ergotherapeuten in der Schlaganfallbehandlung ist in Russland nicht selbstverständlich.
Dieses neue Konzept umzusetzen, darum soll es in der angestrebten weiteren Zusammenarbeit gehen. (red)