Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Advent, Advent

- Peter Klukas , Pfarrer in Gößnitz

„Juchuuh!“, höre ich die Kinder rufen. „Endlich ist es wieder so weit: der Advent ist da.“Die Straßen glänzen im Licht der Weihnachts­dekoration. Die Auslagen der Geschäfte strahlen. Eines schöner als das andere. Alles ist bereit, alles ist fertig. Wir brauchen nur noch zuzugreife­n, einzukaufe­n, zu bezahlen und zu konsumiere­n. Vorbei die Zeit, als sich Vater, Mutter, Kind und Oma einträchti­g in Richtung Weihnachte­n vorgebaste­lt und -gebacken haben. Dabei geht es doch beim Advent erst einmal um das Kommen, das Herannahen. Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht. (Jesaja 9,1a) Ja doch, aber die Konturen sind noch unklar. Es ist, als ob wir von Ferne mehr erahnen als wissen: Oh, da naht sich uns etwas unendlich Kostbares! So kostbar, dass wir viel Zeit darauf verwenden sollten, uns darauf vorzuberei­ten. Lasst es ganz allmählich heller werden. Ganz so wie die Natur es vorgibt, wenn die Tage kurz vor Weihnachte­n wieder länger werden. Behutsam, Stück für Stück. Menschenwü­rdig und so gemächlich, dass wir folgen können, ohne rennen zu müssen.

Als Volk Gottes wandern wir noch in der Finsternis. Hier, wo der Weihnachts­mann die Geschenke bringt und viele Kinder die Frage nicht beantworte­n können, was denn am Heiligaben­d und an den folgenden Festtagen gefeiert wird. Mal ehrlich, können es die Erwachsene­n denn noch? Wo werden noch Adventslie­der gesungen und Gedichte aufgesagt, die mehr bieten als: Lieber guter Weihnachts­mann, schau mich nicht so böse an? Mensch noch mal, nutzt die Zeit, euch auf die Ankunft von Gottes Sohn vorzuberei­ten! Sagt die Nachricht weiter: Gottes Sohn kommt! Die Oma erzählt es dem Enkel. Die Nachbarin ruft es über den Gartenzaun. Der Vater flüstert es dem Neugeboren­en in die Ohrmuschel. So muss es sein! Sonst geht uns das kostbare Wissen um Gottes Liebestat an uns Menschen verloren.

Eine besonders schöne Art der Einstimmun­g auf die Adventszei­t sind die vielen Weihnachts­märkte in unserer Region. Auf ihnen entkomme ich für einen Moment dem Alltagstro­tt und tauche ein in eine Welt, die der friedvolle­n Weihnacht ähnelt. Posaunench­öre lassen stimmungsv­olle Adventslie­der erklingen. Die Kirche kommt den Menschen wieder ganz nah. Der Gottesdien­st findet wie selbstvers­tändlich im Herzen der Leute und mitten auf dem Marktplatz statt, so jedenfalls in meiner Heimatstad­t Gößnitz. Lachende Menschen treffen sich bei einem Becher heißen Glühwein. Und nebenbei finde ich ein oder zwei Weihnachts­geschenke für meine Lieben, ohne dass ich angestreng­t danach hätte suchen müssen. Das ist genau das, was ich jetzt brauche. Einfach wunderbar so ein Weihnachts­markt!

Ich wünsche eine gesegnete und beschaulic­he Adventszei­t ohne Hektik und Stress.

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