Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Advent, Advent
„Juchuuh!“, höre ich die Kinder rufen. „Endlich ist es wieder so weit: der Advent ist da.“Die Straßen glänzen im Licht der Weihnachtsdekoration. Die Auslagen der Geschäfte strahlen. Eines schöner als das andere. Alles ist bereit, alles ist fertig. Wir brauchen nur noch zuzugreifen, einzukaufen, zu bezahlen und zu konsumieren. Vorbei die Zeit, als sich Vater, Mutter, Kind und Oma einträchtig in Richtung Weihnachten vorgebastelt und -gebacken haben. Dabei geht es doch beim Advent erst einmal um das Kommen, das Herannahen. Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht. (Jesaja 9,1a) Ja doch, aber die Konturen sind noch unklar. Es ist, als ob wir von Ferne mehr erahnen als wissen: Oh, da naht sich uns etwas unendlich Kostbares! So kostbar, dass wir viel Zeit darauf verwenden sollten, uns darauf vorzubereiten. Lasst es ganz allmählich heller werden. Ganz so wie die Natur es vorgibt, wenn die Tage kurz vor Weihnachten wieder länger werden. Behutsam, Stück für Stück. Menschenwürdig und so gemächlich, dass wir folgen können, ohne rennen zu müssen.
Als Volk Gottes wandern wir noch in der Finsternis. Hier, wo der Weihnachtsmann die Geschenke bringt und viele Kinder die Frage nicht beantworten können, was denn am Heiligabend und an den folgenden Festtagen gefeiert wird. Mal ehrlich, können es die Erwachsenen denn noch? Wo werden noch Adventslieder gesungen und Gedichte aufgesagt, die mehr bieten als: Lieber guter Weihnachtsmann, schau mich nicht so böse an? Mensch noch mal, nutzt die Zeit, euch auf die Ankunft von Gottes Sohn vorzubereiten! Sagt die Nachricht weiter: Gottes Sohn kommt! Die Oma erzählt es dem Enkel. Die Nachbarin ruft es über den Gartenzaun. Der Vater flüstert es dem Neugeborenen in die Ohrmuschel. So muss es sein! Sonst geht uns das kostbare Wissen um Gottes Liebestat an uns Menschen verloren.
Eine besonders schöne Art der Einstimmung auf die Adventszeit sind die vielen Weihnachtsmärkte in unserer Region. Auf ihnen entkomme ich für einen Moment dem Alltagstrott und tauche ein in eine Welt, die der friedvollen Weihnacht ähnelt. Posaunenchöre lassen stimmungsvolle Adventslieder erklingen. Die Kirche kommt den Menschen wieder ganz nah. Der Gottesdienst findet wie selbstverständlich im Herzen der Leute und mitten auf dem Marktplatz statt, so jedenfalls in meiner Heimatstadt Gößnitz. Lachende Menschen treffen sich bei einem Becher heißen Glühwein. Und nebenbei finde ich ein oder zwei Weihnachtsgeschenke für meine Lieben, ohne dass ich angestrengt danach hätte suchen müssen. Das ist genau das, was ich jetzt brauche. Einfach wunderbar so ein Weihnachtsmarkt!
Ich wünsche eine gesegnete und beschauliche Adventszeit ohne Hektik und Stress.