Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Ex und hopp? Stopp!
Bequemlichkeit schlägt Umweltschutz: Gebrauchte Hausgeräte landen viel zu oft direkt im Müll. Dabei gibt es Alternativen – vom Reparieren oder Weitergeben bis zur Rückgabe an den Händler
Die Deutschen sind Recycling-Weltmeister, denken viele – schließlich wird getrennt, was das Zeug hält. Doch ausgerechnet bei Wiederverwertung und sachgemäßer Entsorgung von Rohstoffen aus dem Haushaltmüll hakt es. Nicht nur im Kleinen, etwa bei Batterien. Die geltende EUSammelquote für Elektrogeräte hat Deutschland zuletzt knapp verfehlt, ab 2019 werden die Quoten sogar erhöht.
„Knapp 465.000 Tonnen Kühlschränke, Waschmaschinen und Geschirrspüler verschwinden in den Untiefen illegaler Sammlung oder in nicht zertifizierten Behandlungsanlagen“, beklagte erst kürzlich die Chefin des Umweltbundesamts (UBA), Maria Krautzberger. Dabei seien die Haushaltsgeräte „wahre Schatzkisten an wiederverwendbaren Rohstoffen“. Zwar fordern das Umweltbundesamt und der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) vom Handel, die Rücknahme alter Elektrogeräte zu verbessern, und plädieren für ein nachhaltigeres Produktdesign. Doch schon jetzt liegt es auch in Verbraucherhand, durch richtiges Verhalten die Umweltbelastung zu verringern.
Reparieren statt austauschen
Viele Elektrogeräte sind nicht völlig kaputt, sondern oftmals betrifft ein Schaden nur Kleinteile, die ausgetauscht oder repariert werden könnten. Neuer Müll lässt sich also auch vermeiden, indem man die Produkte zur Reparatur bringt oder in sogenannten Repair-Cafes unter Anleitung selbst Hand anlegt. Allerdings werden auch viele Geräte so hergestellt, dass sich eine Reparatur ausschließt. Daher sollte man beim Kauf neuer Ware zum Beispiel darauf achten, ob die Produkte über gängige, herausdrehbare Schrauben verfügen. Manche Modelle haben Schrauben, die sich nur eindrehen, aber nicht ohne Beschädigungen herausdrehen lassen. Akkus sollten austauschbar und empfindliche Teile leicht ersetzbar sein.
Entsorgen statt Wegwerfen
In vielen Fällen landen problematische Wertstoffe im Hausmüll, bei Batterien beträgt die Sammelquote nur magere 45 Prozent. Im Fall von Lithium-Ionen-Akkus kann das einfache Wegwerfen sogar gefährlich werden. Diese Akkus haben eine hohe Energiedichte, daher können sie sich entzünden und im Hausmüll einen Brand auslösen. Auch in Sortierwerken komme es regelmäßig vor, dass diese Batterien zu glühen beginnen, erläutert VKUVizepräsident Patrick Hasenkamp.
Daher sollten Elektrogeräte mit solchen Akkus, aber auch die Batterien selbst in einer spezieller Sammelbox im Handel oder auf Wertstoffhöfen entsorgt werden. Dadurch lassen sich Schadstoffe vom Hausmüll und der Umwelt fernhalten und wertvolle Rohstoffe aus Elektrogeräten recyceln. Am besten werden die Pole frei zugänglicher Lithium-Batterien abgeklebt, um einen Kurzschluss zu vermeiden.
Zurück an den Händler geben
Für alle anderen Elektrogeräte gilt die folgende Regeulng: Geschäfte sind verpflichtet, sie zurückzunehmen, wenn es mindestens 400 Quadratmeter Verkaufsfläche für Elektrogeräte gibt und bei der Rückgabe ein neues Gerät gekauft wird. Produkte mit einer Kantenlänge von bis zu 25 Zentimetern dürfen in solchen Läden allerdings jederzeit zur Entsorgung abgegeben werden. Viele kleinere Fachhändler und Kaufhäuser sind ebenfalls zur Rücknahme bereit, genauso wie Warenhändler im Internet.
Weitergeben statt vernichten
Im Rahmen der „Europäischen Woche der Abfallvermeidung“, Ende November, hatte der VKU Ideen gesammelt. Eine davon lässt sich einfach in jeder Firma, in der Schule oder im Wohnumfeld umsetzen: Um nicht mehr benötigten Gegenständen wie Spielwaren oder alten Geräten ein zweites Leben zu verschaffen, gibt man sie in ein Tauschregal. Wer interessiert ist, greift zu. Außerdem kann man vielen Gegenständen auch auf einem Flohmarkt, im Secondhandhandel und in Tauschbörsen noch zu einer sinnvollen Weiternutzung in einem anderen Haushalt verhelfen.