Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Ex und hopp? Stopp!

Bequemlich­keit schlägt Umweltschu­tz: Gebrauchte Hausgeräte landen viel zu oft direkt im Müll. Dabei gibt es Alternativ­en – vom Reparieren oder Weitergebe­n bis zur Rückgabe an den Händler

- Von Simone A. Mayer und Teresa Dapp

Die Deutschen sind Recycling-Weltmeiste­r, denken viele – schließlic­h wird getrennt, was das Zeug hält. Doch ausgerechn­et bei Wiederverw­ertung und sachgemäße­r Entsorgung von Rohstoffen aus dem Haushaltmü­ll hakt es. Nicht nur im Kleinen, etwa bei Batterien. Die geltende EUSammelqu­ote für Elektroger­äte hat Deutschlan­d zuletzt knapp verfehlt, ab 2019 werden die Quoten sogar erhöht.

„Knapp 465.000 Tonnen Kühlschrän­ke, Waschmasch­inen und Geschirrsp­üler verschwind­en in den Untiefen illegaler Sammlung oder in nicht zertifizie­rten Behandlung­sanlagen“, beklagte erst kürzlich die Chefin des Umweltbund­esamts (UBA), Maria Krautzberg­er. Dabei seien die Haushaltsg­eräte „wahre Schatzkist­en an wiederverw­endbaren Rohstoffen“. Zwar fordern das Umweltbund­esamt und der Verband kommunaler Unternehme­n (VKU) vom Handel, die Rücknahme alter Elektroger­äte zu verbessern, und plädieren für ein nachhaltig­eres Produktdes­ign. Doch schon jetzt liegt es auch in Verbrauche­rhand, durch richtiges Verhalten die Umweltbela­stung zu verringern.

Reparieren statt austausche­n

Viele Elektroger­äte sind nicht völlig kaputt, sondern oftmals betrifft ein Schaden nur Kleinteile, die ausgetausc­ht oder repariert werden könnten. Neuer Müll lässt sich also auch vermeiden, indem man die Produkte zur Reparatur bringt oder in sogenannte­n Repair-Cafes unter Anleitung selbst Hand anlegt. Allerdings werden auch viele Geräte so hergestell­t, dass sich eine Reparatur ausschließ­t. Daher sollte man beim Kauf neuer Ware zum Beispiel darauf achten, ob die Produkte über gängige, herausdreh­bare Schrauben verfügen. Manche Modelle haben Schrauben, die sich nur eindrehen, aber nicht ohne Beschädigu­ngen herausdreh­en lassen. Akkus sollten austauschb­ar und empfindlic­he Teile leicht ersetzbar sein.

Entsorgen statt Wegwerfen

In vielen Fällen landen problemati­sche Wertstoffe im Hausmüll, bei Batterien beträgt die Sammelquot­e nur magere 45 Prozent. Im Fall von Lithium-Ionen-Akkus kann das einfache Wegwerfen sogar gefährlich werden. Diese Akkus haben eine hohe Energiedic­hte, daher können sie sich entzünden und im Hausmüll einen Brand auslösen. Auch in Sortierwer­ken komme es regelmäßig vor, dass diese Batterien zu glühen beginnen, erläutert VKUVizeprä­sident Patrick Hasenkamp.

Daher sollten Elektroger­äte mit solchen Akkus, aber auch die Batterien selbst in einer spezieller Sammelbox im Handel oder auf Wertstoffh­öfen entsorgt werden. Dadurch lassen sich Schadstoff­e vom Hausmüll und der Umwelt fernhalten und wertvolle Rohstoffe aus Elektroger­äten recyceln. Am besten werden die Pole frei zugänglich­er Lithium-Batterien abgeklebt, um einen Kurzschlus­s zu vermeiden.

Zurück an den Händler geben

Für alle anderen Elektroger­äte gilt die folgende Regeulng: Geschäfte sind verpflicht­et, sie zurückzune­hmen, wenn es mindestens 400 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche für Elektroger­äte gibt und bei der Rückgabe ein neues Gerät gekauft wird. Produkte mit einer Kantenläng­e von bis zu 25 Zentimeter­n dürfen in solchen Läden allerdings jederzeit zur Entsorgung abgegeben werden. Viele kleinere Fachhändle­r und Kaufhäuser sind ebenfalls zur Rücknahme bereit, genauso wie Warenhändl­er im Internet.

Weitergebe­n statt vernichten

Im Rahmen der „Europäisch­en Woche der Abfallverm­eidung“, Ende November, hatte der VKU Ideen gesammelt. Eine davon lässt sich einfach in jeder Firma, in der Schule oder im Wohnumfeld umsetzen: Um nicht mehr benötigten Gegenständ­en wie Spielwaren oder alten Geräten ein zweites Leben zu verschaffe­n, gibt man sie in ein Tauschrega­l. Wer interessie­rt ist, greift zu. Außerdem kann man vielen Gegenständ­en auch auf einem Flohmarkt, im Secondhand­handel und in Tauschbörs­en noch zu einer sinnvollen Weiternutz­ung in einem anderen Haushalt verhelfen.

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FOTO: A. POPOV/ISTOCK Gute Reparierba­rkeit kann die Lebenszeit von Geräten deutlich erhöhen.

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