Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Stadt sucht neuen Pächter für Bootsverleih
Podiumsdiskussion im Lindenau-Museum anlässlich der Ausstellung „Die einzig revolutionäre Kraft – Kunst und Revolution“
Altenburg. Die bisherigen Pächter des Bootsverleihs am Altenburger Inselzoo haben angekündigt, ihren Pachtvertrag nicht zu verlängern. Darum prüft die Stadtverwaltung derzeit drei mögliche Zukunftsmodelle: Entweder findet sich ein neuer Pächter, der den Bootsverleih aufrechterhält. Oder der Bootsverleih wird ganz in private Hände abgegeben. Denkbar sei auch, dass die Stadt den Bootsverleih in Eigenregie weiterführt, mit Hilfe von Personal über den sogenannten zweiten Arbeitsmarkt.
Oberbürgermeister André Neumann (CDU) sagte gegenüber der OTZ: „Unser Ziel ist, dass auch in diesem Jahr wieder gerudert wird auf dem Teich.“Mit Blick auf die angespannte Finanzlage der Stadt sei allerdings klar, dass am Ende das kostengünstigste Betreibermodell den Zuschlag erhalten wird. Im Vorjahr stand für die Stadt unter dem Strich ein Minus von 12.000 Euro. Angesichts der traditionell niedrigen Preise nicht verwunderlich. Es sei daher unwahrscheinlich, dass die Preise nicht erhöht werden. Auch um eine Einschränkung der Öffnungszeiten werde man wahrscheinlich nicht herumkommen, so Neumann.
Altenburg. Welche Kraft hat die Kunst, Visionen für eine bessere Zukunft zu entwerfen? Mit einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion am Lindenau-Museum Altenburg wurde anlässlich der Ausstellung „Die einzig revolutionäre Kraft. Kunst und Revolution 1918/1968“(Finissage an diesem Sonntag) dazu eingeladen, einmal grundsätzlich über das Verhältnis von Kunst und Gesellschaft nachzudenken.
Vor der Diskussion führten vier Kunstwerke, die sich mit dem Thema Flucht und Migration befassen, sehr kurz in die aktuelle Debatte ein. Dann entspann sich ein Gespräch über zeitgenössische Kunst und den Umgang mit drängenden politischen Themen. Es diskutierten Benjamin-Immanuel Hoff, Thüringer Minister für Kultur und Chef der Staatskanzlei (Die Linke), Foto-Künstlerin Margret Hoppe sowie der Schriftsteller Ingo Schulze.
Der Moderator Arnold Bartetzky, Kunsthistoriker und freier Journalist, eröffnete die Runde mit der Frage, inwiefern Kunstwerke überhaupt noch politische Wirkmacht entfalten können und lud das Publikum dazu ein, sich gerne mit Fragen oder kurzen Statements in die Diskussion einzubringen.
Ingo Schulze äußerte die Vermutung, dass Kunst heute mehr als je zuvor eine Wirksamkeit habe. Er gab aber zu bedenken, dass es eine Definitionsfrage sei, was man als solche gelten lasse: „Kunst muss nicht a priori gut sein.“Heutzutage werde fast jeden Tag gefordert, dass irgendwelche Kunstwerke abgehängt oder aus dem öffentlichen Raum entfernt werden, was Schulzes starke Ablehnung hervorrufe.
Nach Auffassung von Margret Hoppe sei Kunst heute leichter zugänglich, aber nach wie vor würden sich hauptsächlich elitäre Zirkel damit auseinandersetzen. Kultusminister BenjaminImmanuel Hoff rief in Erinnerung, dass damals noch mehr als heute ein beträchtlicher Teil der Menschheit mit dem eigenen Überleben ausgelastet ist. Auch sei in Ländern wie Polen oder Ungarn heute wieder eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen von Künstlern bemerkbar.
Sowohl Hoff als auch Schulze rückten die Frage in den Mittelpunkt, welchen Umgang mit abweichenden Meinungen wir pflegen. Hoff brach eine Lanze für die Prinzipien der Aufklärung: „Als Minister habe ich neutral zu sein und die Rahmenbedingungen für Künstler möglichst weit offen zu halten.“Mit Hoppe teilte er die Einschätzung, dass die Gesellschaft als Ganzes nicht intoleranter geworden sei. Ingo Schulze kam im weiteren Verlauf in Fahrt, angeregt vom mehrmaligen Zwischenapplaus entpuppte er seine Entertainer-Qualitäten und verstieg sich zu so mancher gewagter Äußerung, die insbesondere den Kultusminister einige Male verdrießlich wirken ließen. Auch die Themen Provenienzforschung, der elfte September, Charlie Hebdo, Soko Chemnitz und #metoo wurden kurz gestreift, doch waren die Podiumsteilnehmer hier überwiegend einvernehmlich oder schmallippig. Eingehender wurde die Frage nach den Möglichkeiten des Kunstmuseums als Ort des Diskurses erörtert. Schulze zeigte sich als entschiedener Gegner jeglicher Instrumentalisierung der Kultureinrichtungen. Hoppe warnte davor, den Erfolg an Besucherzahlen zu messen. Hoff pflichtete ihr bei: „Diese Institutionen muss man sich leisten, weil sie gesellschaftlich wichtig sind.“
Die Diskussion ließ an Dynamik und Unterhaltungswert kaum Wünsche offen. Doch drohte das Gespräch mehrmals, sich allzu lange in amüsanten Detailfragen zu verzetteln, die vom eigentlichen Thema wegführten. Etwa darum, ob die 90er-Jahre als Zeit des Aufbruchs oder Ende der Geschichte gewertet werden sollten. Moderator Bartetzky und auch Äußerungen aus dem Publikum sorgten dafür, dass der rote Faden erkenntlich blieb.
Museumsdirektor Krischke zeigte sich deutlich angetan vom Erfolg des Formats. Einziger Wermutstropfen war, dass durch die kurzfristigen wetterbedingten Absagen der geplanten Podiumsmitglieder Verena Krieger und Stephan Lessenich die Perspektiven der Kunsthistorikerin und des Soziologen weggefallen sind, welche dem Abend noch eine ganz andere Richtung hätten geben können.