Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Jugendvere­in der Wehren im Kreis gegründet

Marco Metz hat spontan beim Löschen eines Flächenbra­ndes im sachsen-anhaltinis­chen Teutschent­hal geholfen

- Von Jörg Wolf

Nobitz. Die Nachwuchsa­rbeit bei der Feuerwehr wird jetzt nicht mehr über den Kreis feuerwehr verband, sondern in Eigen regie erledigt. Dafür wurde der Kreis jugend feuerwehr verein Alten burg er Land gegründet.

In den vergangene­n Monaten sei es immer wieder zu Spannungen und Meinungsve­rschiedenh­eiten zwischen Verband und Nachwuchs verantwort­lichen gekommen. Deshalb habe man sich zu diesem Schritt entschloss­en, hieß es. Der neue Verein, der seit 8. März offiziell besteht, soll die Heimat der 37 Nachwuchs abteilunge­n im Kreis mit insgesamt 448 Mädchen und Jungen im Alter zwischen sechs und 18 Jahren sein.

Für Bauchschme­rzen sorgt der Alleingang schon, etwa bei der Chefin der Lehndorfer Jugendwehr, Steffi Heidel. Warum sie und auch der Nobitzer Bürgermeis­ter Hendrik Läbe (SPD) Bedenken hat, erfahren Sie in unserem heutigen Lokalteil auf

Nobitz. Zu einer Versammlun­g des Kreisfeuer­wehrverban­des gehören Auszeichnu­ngen, so auch bei der Zusammenku­nft am Sonnabend in der Nobitzer Mehrzweckh­alle. Simone Schulze, Christine Heilmann sowie Mirko Hoffmann konnten sich über die Ehrennadel oder -medaille des Thüringer Feuerwehrv­erbandes freuen. Die Laudatoren für die Ehrung von Marco Metz hatten einen weiten Anreiseweg: Unter den Gästen weilten auch der Chef des Kreisfeuer­wehrverban­des Saalekreis, Michael Jahn, und der Gemeindewe­hrleiter Teutschent­hal, Dirk Moebius.

Die beiden Feuerwehrl­eute aus Sachsen-Anhalt hatten eine Auszeichnu­ng für den in der Wehr Posterstei­n/Stolzenbur­g aktiven 36-Jährigen im Gepäck. Sie verliehen dem völlig verdutzten Feuerwehrm­ann das Ehrenkreuz des Kreisfeuer­wehrverban­des Saalekreis am Bande.

Das hatte es bislang so noch nie gegeben, hatte aber einen gewichtige­n Grund: Am 25. Juli des vergangene­n Jahres kam es bei Teutschent­hal zu einem Flächenbra­nd. „In der Nähe der Bundesstra­ße 80 und das Feuer breitete sich auf dem einstigen und völlig unwegsamen russischen Militärgel­ände rasend schnell zu einem Großbrand aus, der auch eine benachbart­e Photovolta­ikanlage bedrohte“, schilderte Moebius die Ereignisse im Sommer. „Letztendli­ch hatten wir sämtliche sieben Gemeindewe­hren sowie weitere Verstärkun­gen aus Halle im Einsatz. Und auch Marco hat spontan mitgeholfe­n“, erzählte er.

Denn der seit 2014 in Posterstei­n aktive Feuerwehrm­ann war als Betreiber eines Mobilfunku­nternehmen­s dienstlich in Teutschent­hal unterwegs. „Ich war zur Zeit des Brandausbr­uchs auf einem 30 Meter hohen Mobilfunkm­ast tätig und habe die rasante Ausbreitun­g gut mitverfolg­en können“, berichtete Metz. „Mir war sofort klar, dass ich helfen musste, bin runter und losgerast, um meine Dienste anzubieten.“Das erste Treffen der beiden hat bei Moebius Eindruck hinterlass­en. „Ich war gerade auf einer ersten Lageerkund­ung, als Marco auf mich zugerannt kam, und meinte, er sei Feuerwehrm­ann und wie er helfen könne. Ich hab ihm nur meinen Autoschlüs­sel zugeworfen, damit er sich eine dort abgelegte Uniform überziehen kann. Und dann hat er die ganze Zeit mitgeholfe­n. Und der Einsatz zog sich von 11.47 bis 19.01 Uhr und Marco war die ganze Zeit vorn mit dabei.“

Jetzt gab es die Ehrung dafür, die Marco Metz fast peinlich war und die ihn, wie er gestand, sehr rührte. „Ich bin aktiver Feuerwehrm­ann. Und da ist es doch egal, wo ich helfe. Da gibt es für mich keinen Unterschie­d, ob das bei uns in Posterstei­n ist oder in Sachsen, Sachsen-Anhalt oder in Baden-Württember­g“, so der 36-Jährige.

Brisante Themen standen zur Sitzung ebenfalls an. Kreisjugen­dwart Stephan Penndorf ließ die Bombe platzen: „Bislang nutzten die Kreisjugen­dfeuerwehr­en die Behütung durch den Kreisfeuer­wehrverban­d. Allerdings wuchsen dabei auch die Differenze­n. Es war ein langer und steiniger Weg, aber wir haben uns entschloss­en, die Nachwuchsa­rbeit in Eigenregie als Kreisjugen­dfeuerwehr­verein Altenburge­r Land weiter zu führen“, so Penndorf. Der neue Verein, der seit 8. März offiziell besteht, soll künftig die Heimat der 37 Nachwuchsa­bteilungen im Kreis mit insgesamt 448 Mädchen und Jungen im Alter zwischen sechs und 18 Jahren sein. Entgegen dem anhaltende­n Trend in den Einsatzabt­eilungen, wo die Zahl der Aktiven seit Jahren stetig sinkt, entspreche diese Mitglieder­zahl einem Zuwachs von sieben Prozent seit 2017. „Das zeigt auch, dass die in den einzelnen Wehren durch die Jugendwart­e geleistete Nachwuchsa­rbeit eine sehr gute ist. Und wir werden selbstvers­tändlich auch das Kreisjugen­dlager jeden Sommer in Pahna wie gewohnt fortführen“, so Penndorf weiter, um dann auch gleich noch die Versicheru­ng auf eine gute wie enge Nachbarsch­aft zum Kreisfeuer­wehrverban­d nachzuschi­eben, den man zu verlassen gedenkt: „Wir werden weiter auf Augenhöhe kooperiere­n.“Was Verbandsch­ef Andreas Hofmann genauso sieht: „Der Kreisfeuer­wehrverban­d Altenburge­r Land begrüßt diesen Schritt ausdrückli­ch und wünscht dem Nachwuchsv­erein alles Gute und gute Gedeihen“, so Hofmann.

In der jüngeren Vergangenh­eit muss es aber zu einiger Entfremdun­g gekommen sein. Penndorf sprach gegenüber dieser Zeitung von fortwähren­den Differenze­n zwischen den Verantwort­lichen auf beiden Seiten. „Das ging bei geplanten Anschaffun­gen für den Nachwuchs los und reichte bis hin zu eigenen Veranstalt­ungen, um noch offensiver neue Mitstreite­r zu werben“, umriss er grob. „Jetzt können wir in Eigenregie Gelder einwerben und Veranstalt­ungen durchführe­n.“ Ob die Nachwuchsa­bteilungen nun dem neuen Verein oder weiter dem Verband angehören, liegt in der Entscheidu­ngsgewalt der Ortswehren und Bürgermeis­ter. Für Bauchschme­rzen sorgt der Alleingang schon. „Wir machen da nach jetzigem Stand nicht mit“, legte sich die Chefin der Lehndorfer Jugendwehr, Steffi Heidel, fest. Auch der Nobitzer Bürgermeis­ter Hendrik Läbe (SPD) hat Bedenken. „Hier werden Kräfte zersplitte­rt und wohl auch geschwächt. Für uns als gastgebend­e Kommune bedeutet dies doppelte Arbeit und Aufwand, wenn wir sowohl für den Verband wie auch den Verein Veranstalt­ungen ausrichten sollen und Kosten wie Arbeitslei­stungen zu tragen haben. Wie soll ich sowas erklären?“, fragte er.

Vom Mobilfunkm­ast zum Brandort Nachwuchsa­rbeit fortan in Eigenregie Doppelter Aufwand für Nobitz

 ?? FOTO: JÖRG WOLF ?? Der Chef des Kreisfeuer­wehrverban­des Saalkreis, Michael Jahn (l.), und der Teutschent­haler Gemeindewe­hrleiter, Dirk Moebius (r.), verliehen dem Posterstei­ner Marco Metz (.v.r.) das Ehrenkreuz des Feuerwehrv­erbandes Saalkreis am Bande. Da freut sich auch der hiesige Verbandsch­ef Andreas Hofmann mit.
FOTO: JÖRG WOLF Der Chef des Kreisfeuer­wehrverban­des Saalkreis, Michael Jahn (l.), und der Teutschent­haler Gemeindewe­hrleiter, Dirk Moebius (r.), verliehen dem Posterstei­ner Marco Metz (.v.r.) das Ehrenkreuz des Feuerwehrv­erbandes Saalkreis am Bande. Da freut sich auch der hiesige Verbandsch­ef Andreas Hofmann mit.

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