Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Der Raketenstart wird vorbereitet
Dank der -Millionen-Förderung können Lindenau-Museum, Marstall und Schlossberg in neuem Glanz erstrahlen
Es wird wohl für lange Zeit das größte Bauprojekt sein, das in der Kreisstadt realisiert wird. Dank der Förderung von Bund und Land werden in den nächsten Jahren LindenauMuseum und Marstall saniert und umgebaut sowie die Infrastruktur am Schlossberg verändert. „Es geht uns darum, für das gesamte Schlossbergareal einen Mehrwert zu schaffen“, betont Roland Krischke. Der Chef des Lindenau-Museums freut sich riesig, dass sich der Kampf um die Förder-Millionen gelohnt hat. 48 Millionen Euro fließen nach Altenburg.
„Es hat mich aber traurig gemacht, dass so viel diskutiert wurde, dass man mit dem Geld auch andere Sachen hätte machen können“, so Krischke, der in der Debatte „Trump-ähnliche“Züge entdeckt hat. Vor allem ist sie überflüssig, denn dieses Geld gibt es nur für Kultur. Man hätte es also, selbst wenn man gewollt hätte, überhaupt nicht in Straßen oder Schulen stecken können.
Krischke, sein Team und weitere Unterstützer haben dafür gekämpft, die Förderung zu bekommen, betont er. „Ich bin kein Sterntalermädchen auf der Teehauswiese. Wir haben viel dafür getan, Netzwerke aufgebaut und ein stimmiges Konzept erarbeitet.“In den Förderkreisen ist Letzteres auf breite Zustimmung gestoßen.
Inzwischen sei man mit den Planungen relativ weit, bereits
im vorigen Jahr konnte man mit den Ausschreibungen starten. „Wir haben fast alle Gewerke um uns versammelt, nur Elektro steht noch aus“, sagt der Museumsleiter, der mit Spannung auf den Beginn der Bauarbeiten in seinem Haus blickt. „Wir wissen ja nicht genau, was uns erwartet, wenn wir hier den Boden aufmachen.“
Kurz vor dem Abschluss stehen die Verhandlungen bezüglich der Interimslösung. Weil das Museum nach der Schließung am 2. Januar kommenden Jahres nicht aus dem Stadtbild verschwinden will, soll ein Teil
des Bestandes in einem anderen Gebäude gezeigt werden. Auch das Studio Bildende Kunst und die Museumspädagogik wird es während der Bauphase geben.
Jede Menge Arbeit steht auch beim der Stadt gehörenden Marstall mit seinen 3500 Quadratmetern an, in dem Büros, Werkstätten und ein speziell inszeniertes Schaudepot untergebracht werden sollen. „Da muss baulich viel gemacht werden“, weiß Roland Krischke. Derzeit laufen Gespräche zwischen Stadt und Landkreis zwecks Übertragung des Marstalls.
Der Museumsleiter hat einen großen Wunsch. „Ich hoffe, dass noch Geld übrig bleibt, um Parkplätze zu schaffen und über die kulinarische Versorgung nachzudenken“, so der Museumsleiter, dessen Motto ist: Kein Botticelli ohne Bienenstich. Die Orangerie sieht er als kulinarisches Zentrum.
„Ich bin ganz sicher: Wenn wir wieder eröffnen, wird das ein Raketenstart. Das wird der Leuchtturm in Ostthüringen, der nächste blinkt erst wieder in Weimar“, ist Roland Krischke überzeugt. Die Altenburger Trümpfe können Anschub für die Region sein – wenn alle an einem Strang ziehen. Der Museumsdirektor wünscht sich ein Umdenken in Stadt und Landkreis, auch mit Blick auf die Tourismusförderung müsse das Großprojekt zentrale Aufgabe sein. Einig sei man sich wohl schon, dass ein Gremium mit Vertretern aus Stadt und Landkreis gegründet werden soll.
Ein Umdenken ist aber auch bei der Trägerschaft nötig. Für den Landkreis ist das Museum eine Nummer zu groß, „wir sind unterfinanziert“, betont Krischke. Aus diesem Grund liege beispielsweise die wissenschaftliche Forschung derzeit brach. Im Gespräch ist aktuell die Gründung einer Mitteldeutschen Kulturstiftung Schlösser und Gärten. Die wäre eine Riesenchance für das Lindenau-Museum, denn dadurch könnte der Bund 50 Prozent der Betriebskosten übernehmen. „Vielleicht wäre dann eine Finanzierung 50 Prozent Bund und je 25 Prozent Land und Landkreis möglich“, so der Museumschef. Wenn es zur Stiftung kommen sollte, ist ihm am wichtigsten: „Die Strukturen müssen ein übergreifendes Modell bieten und die regionale Eigenständigkeit, die Handlungsfreiheit vor Ort, muss beibehalten werden.“
Roland Krischke beschäftigt sich aktuell nicht nur mit der Stiftungsidee, sondern auch mit der inhaltlichen Planung der nächsten Jahre. So laufen Absprachen mit Museen deutschlandweit, in denen die Altenburger während der Schließzeit ausstellen wollen. Im Jahr 2023 soll das LindenauMuseum wieder eröffnen, zum 175. Geburtstag des Hauses. Dann soll eine Publikation erscheinen mit Rückblick und über das neue Museum. Und schließlich will auch der Umzug, der bis 31. März kommenden Jahres abgeschlossen sein soll, vorbereitet und durchgeführt werden.
„Es wird ein Anschub für die Region werden, aber wir müssen alle an einem Strang ziehen.“Museumschef Roland Krischke