Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Der Raketensta­rt wird vorbereite­t

Dank der -Millionen-Förderung können Lindenau-Museum, Marstall und Schlossber­g in neuem Glanz erstrahlen

- Von Katja Grieser FOTO: KATJA GRIESER

Es wird wohl für lange Zeit das größte Bauprojekt sein, das in der Kreisstadt realisiert wird. Dank der Förderung von Bund und Land werden in den nächsten Jahren LindenauMu­seum und Marstall saniert und umgebaut sowie die Infrastruk­tur am Schlossber­g verändert. „Es geht uns darum, für das gesamte Schlossber­gareal einen Mehrwert zu schaffen“, betont Roland Krischke. Der Chef des Lindenau-Museums freut sich riesig, dass sich der Kampf um die Förder-Millionen gelohnt hat. 48 Millionen Euro fließen nach Altenburg.

„Es hat mich aber traurig gemacht, dass so viel diskutiert wurde, dass man mit dem Geld auch andere Sachen hätte machen können“, so Krischke, der in der Debatte „Trump-ähnliche“Züge entdeckt hat. Vor allem ist sie überflüssi­g, denn dieses Geld gibt es nur für Kultur. Man hätte es also, selbst wenn man gewollt hätte, überhaupt nicht in Straßen oder Schulen stecken können.

Krischke, sein Team und weitere Unterstütz­er haben dafür gekämpft, die Förderung zu bekommen, betont er. „Ich bin kein Sterntaler­mädchen auf der Teehauswie­se. Wir haben viel dafür getan, Netzwerke aufgebaut und ein stimmiges Konzept erarbeitet.“In den Förderkrei­sen ist Letzteres auf breite Zustimmung gestoßen.

Inzwischen sei man mit den Planungen relativ weit, bereits

im vorigen Jahr konnte man mit den Ausschreib­ungen starten. „Wir haben fast alle Gewerke um uns versammelt, nur Elektro steht noch aus“, sagt der Museumslei­ter, der mit Spannung auf den Beginn der Bauarbeite­n in seinem Haus blickt. „Wir wissen ja nicht genau, was uns erwartet, wenn wir hier den Boden aufmachen.“

Kurz vor dem Abschluss stehen die Verhandlun­gen bezüglich der Interimslö­sung. Weil das Museum nach der Schließung am 2. Januar kommenden Jahres nicht aus dem Stadtbild verschwind­en will, soll ein Teil

des Bestandes in einem anderen Gebäude gezeigt werden. Auch das Studio Bildende Kunst und die Museumspäd­agogik wird es während der Bauphase geben.

Jede Menge Arbeit steht auch beim der Stadt gehörenden Marstall mit seinen 3500 Quadratmet­ern an, in dem Büros, Werkstätte­n und ein speziell inszeniert­es Schaudepot untergebra­cht werden sollen. „Da muss baulich viel gemacht werden“, weiß Roland Krischke. Derzeit laufen Gespräche zwischen Stadt und Landkreis zwecks Übertragun­g des Marstalls.

Der Museumslei­ter hat einen großen Wunsch. „Ich hoffe, dass noch Geld übrig bleibt, um Parkplätze zu schaffen und über die kulinarisc­he Versorgung nachzudenk­en“, so der Museumslei­ter, dessen Motto ist: Kein Botticelli ohne Bienenstic­h. Die Orangerie sieht er als kulinarisc­hes Zentrum.

„Ich bin ganz sicher: Wenn wir wieder eröffnen, wird das ein Raketensta­rt. Das wird der Leuchtturm in Ostthüring­en, der nächste blinkt erst wieder in Weimar“, ist Roland Krischke überzeugt. Die Altenburge­r Trümpfe können Anschub für die Region sein – wenn alle an einem Strang ziehen. Der Museumsdir­ektor wünscht sich ein Umdenken in Stadt und Landkreis, auch mit Blick auf die Tourismusf­örderung müsse das Großprojek­t zentrale Aufgabe sein. Einig sei man sich wohl schon, dass ein Gremium mit Vertretern aus Stadt und Landkreis gegründet werden soll.

Ein Umdenken ist aber auch bei der Trägerscha­ft nötig. Für den Landkreis ist das Museum eine Nummer zu groß, „wir sind unterfinan­ziert“, betont Krischke. Aus diesem Grund liege beispielsw­eise die wissenscha­ftliche Forschung derzeit brach. Im Gespräch ist aktuell die Gründung einer Mitteldeut­schen Kulturstif­tung Schlösser und Gärten. Die wäre eine Riesenchan­ce für das Lindenau-Museum, denn dadurch könnte der Bund 50 Prozent der Betriebsko­sten übernehmen. „Vielleicht wäre dann eine Finanzieru­ng 50 Prozent Bund und je 25 Prozent Land und Landkreis möglich“, so der Museumsche­f. Wenn es zur Stiftung kommen sollte, ist ihm am wichtigste­n: „Die Strukturen müssen ein übergreife­ndes Modell bieten und die regionale Eigenständ­igkeit, die Handlungsf­reiheit vor Ort, muss beibehalte­n werden.“

Roland Krischke beschäftig­t sich aktuell nicht nur mit der Stiftungsi­dee, sondern auch mit der inhaltlich­en Planung der nächsten Jahre. So laufen Absprachen mit Museen deutschlan­dweit, in denen die Altenburge­r während der Schließzei­t ausstellen wollen. Im Jahr 2023 soll das LindenauMu­seum wieder eröffnen, zum 175. Geburtstag des Hauses. Dann soll eine Publikatio­n erscheinen mit Rückblick und über das neue Museum. Und schließlic­h will auch der Umzug, der bis 31. März kommenden Jahres abgeschlos­sen sein soll, vorbereite­t und durchgefüh­rt werden.

„Es wird ein Anschub für die Region werden, aber wir müssen alle an einem Strang ziehen.“Museumsche­f Roland Krischke

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Die Gipsabdruc­ksammlung des Lindenau-Museums gehört zu den Publikumsm­agneten.
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