Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Der Blick in die Gruben offenbart die Siedlungsgeschichte
Ausgrabung bei Kosma kann am Tag des offenen Denkmals besichtigt werden
Kosma.
Wenn am Sonntag zahlreiche Denkmäler ihre Tore öffnen, ist von 10 bis 13 Uhr auch eine Stelle begehbar, wo schon seit Jahrhunderten nichts mehr steht. Denn auf dem Feld westlich von Kosma haben Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie eine frühe Siedlung ausgegraben. Seit April sind die Archäologen nach und nach auf 23 Kilometern Länge durch den Landkreis unterwegs, um bauvorgreifend Kulturschätze zu bergen.
Ermöglicht wird dies durch den Austausch einer Ferngasleitung, der Bauträger Ontras muss die Maßnahmen bezahlen. „Bis Burkersdorf (bei Nöbdenitz) erwarten wir noch viele Funde. Danach ändert sich der Boden und darum auch das Siedlungsverhalten“, sagt Ines Spazier, Gebietsreferentin für Ostthüringen. Die anfangs sechs Fundplätze sind zum großen Teil abgearbeitet, doch schon haben sich drei neue gefunden.
Höhepunkt bislang war der Fund eines Grabes aus der Völkerwanderungszeit im Juni, das Grabbeigaben wie Halsreif und Stab aus Bronze enthielt. Zwischenzeitlich sind dort noch vergoldete Knopffibeln aus Silber gefunden worden, ein Exemplar davon wird am Sonntag in Kosma gezeigt werden. Außerdem können die Besucher einen Blick auf eine Höckerbestattung aus der Zeit der schnurkeramischen Kultur aus dem zweiten Jahrtausend vor Christus werfen, das derzeit noch von Erde befreit wird. Als Grabbeigaben wurden hier Beil, Axt und eine Feuersteinklinge gefunden, die ebenfalls gezeigt werden.
Auch Siedlungsspuren aus der Zeit vom dritten Jahrhundert vor und dem ersten Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung wurden ans Tageslicht befördert. So sind Pfostengruben entdeckt worden, wo vor etwa 2000 Jahren ein Haus stand und Überreste eines Ofens, wobei noch unklar ist, ob dieser zum Brennen von Ziegeln, Keramik oder Zubereiten von Nahrung verwendet wurde. Speichergruben, die frühen Vorläufer des Kühlschranks, finden sich in der Nähe. Eine Ausstellung der Funde im Herrenhaus Oberzetscha soll im nächsten Frühjahr erfolgen.