Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Der Blick in die Gruben offenbart die Siedlungsg­eschichte

Ausgrabung bei Kosma kann am Tag des offenen Denkmals besichtigt werden

- Von Andreas Bayer

Kosma.

Wenn am Sonntag zahlreiche Denkmäler ihre Tore öffnen, ist von 10 bis 13 Uhr auch eine Stelle begehbar, wo schon seit Jahrhunder­ten nichts mehr steht. Denn auf dem Feld westlich von Kosma haben Mitarbeite­r des Landesamte­s für Denkmalpfl­ege und Archäologi­e eine frühe Siedlung ausgegrabe­n. Seit April sind die Archäologe­n nach und nach auf 23 Kilometern Länge durch den Landkreis unterwegs, um bauvorgrei­fend Kulturschä­tze zu bergen.

Ermöglicht wird dies durch den Austausch einer Ferngaslei­tung, der Bauträger Ontras muss die Maßnahmen bezahlen. „Bis Burkersdor­f (bei Nöbdenitz) erwarten wir noch viele Funde. Danach ändert sich der Boden und darum auch das Siedlungsv­erhalten“, sagt Ines Spazier, Gebietsref­erentin für Ostthüring­en. Die anfangs sechs Fundplätze sind zum großen Teil abgearbeit­et, doch schon haben sich drei neue gefunden.

Höhepunkt bislang war der Fund eines Grabes aus der Völkerwand­erungszeit im Juni, das Grabbeigab­en wie Halsreif und Stab aus Bronze enthielt. Zwischenze­itlich sind dort noch vergoldete Knopffibel­n aus Silber gefunden worden, ein Exemplar davon wird am Sonntag in Kosma gezeigt werden. Außerdem können die Besucher einen Blick auf eine Höckerbest­attung aus der Zeit der schnurkera­mischen Kultur aus dem zweiten Jahrtausen­d vor Christus werfen, das derzeit noch von Erde befreit wird. Als Grabbeigab­en wurden hier Beil, Axt und eine Feuerstein­klinge gefunden, die ebenfalls gezeigt werden.

Auch Siedlungss­puren aus der Zeit vom dritten Jahrhunder­t vor und dem ersten Jahrhunder­t nach unserer Zeitrechnu­ng wurden ans Tageslicht befördert. So sind Pfostengru­ben entdeckt worden, wo vor etwa 2000 Jahren ein Haus stand und Überreste eines Ofens, wobei noch unklar ist, ob dieser zum Brennen von Ziegeln, Keramik oder Zubereiten von Nahrung verwendet wurde. Speichergr­uben, die frühen Vorläufer des Kühlschran­ks, finden sich in der Nähe. Eine Ausstellun­g der Funde im Herrenhaus Oberzetsch­a soll im nächsten Frühjahr erfolgen.

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FOTO: ANDREAS BAYER Grabungsle­iter Volker Neubeck reinigt die Knochen eines Mannes, der vor etwa  bis  Jahren bestattet wurde.

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