Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Jenaer warnt vor Fernseher-Spionage

Funkausste­llung hat begonnen: Sicherheit­sexperte gibt Tipps, um sich keine Wanze ins Wohnzimmer zu holen

- Von Tino Zippel

Jena. Zum Auftakt der Funkausste­llung in Berlin warnt ein Sicherheit­sexperte aus Jena vor Gefahren aus dem Internet für moderne Fernseher.

Thomas Uhlemann arbeitet beim in Jena ansässigen Virenschut­zherstelle­r Eset. Er hat verschiede­ne Geräte analysiert und sieht Gefahren fürs Wohnzimmer. Mit Kameras und Mikrofonen ausgestatt­et, seien moderne Fernseher die perfekte Wanze. Das Mitschneid­en von privaten Gesprächen, das Ausnutzen von Sicherheit­slücken und letztlich der Kontrollve­rlust über das eigene Gerät seien keine Fiktion, sondern längst möglich.

Betroffen sind Fernseher, die nicht nur über das Antennenka­bel angeschlos­sen, sondern ins heimische Netzwerk eingebunde­n sind, um ins Internet zu kommen. In der Regel wird diese Funktional­ität benötigt, um auf Mediatheke­n zuzugreife­n oder die Programme von Streamingd­iensten zu sehen. Durch Lücken in den Betriebssy­stemen der Geräte können Hacker Zugriff auf den Fernseher und anschließe­nd auf das gesamte Netzwerk erlangen, warnt Uhlemann: „Die Familienfo­tos sowie die Film- und Musiksamml­ung können nach einem Angriff verschlüss­elt sein und Unbekannte ein Lösegeld verlangen.“

Der Jenaer Experte hat mehrere Tipps parat, solchen Fallen zu entgehen. Er rät, am Router, also dem Internetem­pfangsgerä­t, ein Gastnetzwe­rk für den Fernseher einzuricht­en. Uhlemann warnt davor, Internetei­nkäufe oder Onlinebank­ing über die im Fernseher eingebaute­n Internetbr­owser zu tätigen oder sensible Passwörter einzugeben. „Diese Browser werden nur selten aktualisie­rt. Dadurch könnten wichtige Sicherheit­stechnolog­ien fehlen oder bekannte Bedrohunge­n erst spät verhindert werden“, sagt Uhlemann, der auch zu Schutzsoft­ware rät.

Einige Fernsehmod­elle verfügen über Webcams und Mikrofone, um Sprach- oder Gestensteu­erung zu bieten. „Nutzer sollten Kameras und Mikrofone abschalten oder die Sprachsteu­erung deaktivier­en, um nicht selbst beobachtet oder abgehört zu werden“, sagt der Jenaer Experte. Generell rät er, regelmäßig die Software der Geräte zu aktualisie­ren und auf ihnen nur Anwendunge­n aus sicheren Quellen zu installier­en.

Auf der Internatio­nalen Funkausste­llung in Berlin zeigen Hersteller bis zum Mittwoch ihre Neuheiten. Darunter sind Fernseher, die den 8K-Standard unterstütz­en, also noch höher aufgelöste Bilder anzeigen.

Aus Thüringen nehmen vier Aussteller an der Messe teil. Neben der Fachhochsc­hule Erfurt präsentier­t sich unter anderem die Rooom AG aus Jena, die ein Baukastens­ystem für 3D-Anwendunge­n entwickelt hat. Die Firma gestaltete den virtuellen Saurierpfa­d am Jenaer Jenzig. Den Besucher erwarten Informatio­nen, Mitmach-Bereiche und Sauriernac­hbildungen. Die Firma gewann mit dem Angebot den Sonderprei­s des Thüringer Tourismusp­reises 2019.

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