Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Scheuers Kampf gegen Funklöcher

Höhere Bußgelder für zögerliche Konzerne und einfachere Genehmigun­gen sollen Mobilfunk-Ausbau beschleuni­gen

- Von Tim Braune und Jochen Gaugele

Berlin.

Für Loriot war ein Leben ohne Mops sinnlos, für Millionen Deutsche ist mittlerwei­le ein Dasein ohne Smartphone kaum mehr vorstellba­r. Umso ärgerliche­r, wenn mitten im Gespräch mal wieder die Verbindung abreißt, Facebook und Instagram nicht erreichbar sind oder der Download einer wichtigen Datei abstürzt. Ein Leben ohne Funklöcher, bleibt das Utopie in einem der reichsten Industriel­änder der Welt?

Der zuständige Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer kündigt nun Verbesseru­ngen an, damit die „weißen Flecken“bei der Mobilfunkv­ersorgung möglichst rasch verschwind­en. „In unserem Land muss unterbrech­ungsfreies Surfen und Telefonier­en natürlich selbstvers­tändlich werden – und zwar nicht in ferner Zukunft, sondern so schnell wie möglich“, sagte Scheuer unserer Redaktion. Der CSU-Politiker hat dazu einen Fünf-Punkte-Plan erarbeiten lassen.

Wichtigste Voraussetz­ung dafür, dass das superschne­lle 5GNetz aufgebaut werden kann, ist nach Einschätzu­ng der Bundesregi­erung zunächst die Vollendung des 4G/LTE-Netzes, in dem sehr viele Verbrauche­r und Firmen derzeit unterwegs sind.

Noch ist LTE aber nicht flächendec­kend, sondern nur auf 90 Prozent der Fläche Deutschlan­ds für 98 Prozent der Haushalte verfügbar. Studien zufolge soll Ende 2024 die Flächenabd­eckung oberhalb von 95 Prozent und eine Haushaltsa­bdeckung von etwa 99,7 Prozent erreicht sein. Scheuer will es dabei nicht belassen. Er will den Mobilfunkk­onzernen notfalls an den Geldbeutel gehen, wenn vereinbart­e Versorgung­sauflagen nicht erfüllt werden. Um Verstöße zu vermeiden, sollen die Buß- und Zwangsgeld­er bei der geplanten Änderung des Telekommun­ikationsge­setzes erhöht werden. „Die Regelung sieht eine deutliche Anhebung des Bußgeldrah­mens für Verstöße gegen Versorgung­sauflagen aus der Frequenzve­rgabe von derzeit bis zu 100.000 Euro auf bis zu 1 Million Euro oder bis zu 2 Prozent des Weltjahres­umsatzes vor“, heißt es in der Mobilfunks­trategie des Ministeriu­ms, die unserer Redaktion vorliegt. „Mit der Schließung der Lücken im 4G-Netz legen wir die Grundlage für den flächendec­kenden 5G-Ausbau und damit für die digitale Transforma­tion von Wirtschaft und Gesellscha­ft“, sagte Scheuer.

Was will er konkret gegen Funklöcher tun? Scheuer schlägt unter anderem vor, dass Telekom-Konzerne bestehende Frequenzen länger nutzen können. So könnten 2025 und 2033 frei werdende Flächenfre­quenzen aus dem 700-, 800- und 900Megaher­tz-Band vorzeitig verlängert werden. Der Bund würde dabei auf Einnahmen aus einer Frequenzau­ktion verzichten, im Gegenzug müssten Mobilfunkn­etzbetreib­er das Geld in die Schließung weißer Flecken investiere­n.

Das würde aber stärkere Kooperatio­nen der Netzbetrei­ber voraussetz­en. „Eines muss dabei klar sein: Wo kein Mast, da kein Empfang – darum brauchen wir mehr Akzeptanz beim Infrastruk­turausbau“, sagte Scheuer. Der Bau neuer Handymaste­n soll künftig in höchstens vier Monaten genehmigt sein. Bundesbehö­rden, Länder und Kommunen sollen Gebäude und Infrastruk­turen für Sendemaste­n anbieten, gegen „ein moderates Nutzungsen­tgelt“.

Neue Masten sollen viel schneller gebaut werden

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FOTO: DPA PA Infrastruk­turministe­r Andreas Scheuer (CSU) will ein flächendec­kendes Mobilfunkn­etz.

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