Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Ein Perfektionist mit Mut zum Konflikt
Christoph von Dohnànyi wird am Sonntag
Hamburg
. Er dirigiert nur noch selten – „aber umso lieber“, wie er sagt. Um Quantität ist es Dohnányi ohnehin nie gegangen. „Ob am Konzertpodium oder im Opernhaus: Christoph von Dohnányi ist Perfektionist“, bescheinigte ihm der Österreichische Rundfunk zum 80. Geburtstag. Sein Geist und sein Gehör sind unverändert scharf, sein Anspruch an sich und andere ist unverändert unerbittlich: An diesem Sonntag wird Dohnányi 90 Jahre alt.
Er ist durchaus gelegentlich als pedantisch, gar trocken kritisiert worden. Ihn hat das nicht beirrt: „Ein Schriftsteller oder Journalist wird sich, je bedeutender er ist, umso genauer jedes Wort anschauen, das er zu Papier bringt. Als Dirigent halte ich mich da an Goethe: „So mach ich mir denn zum reichen Gewinn, dass ich getrost ein Pedante bin.“
Die Kompromisslosigkeit ist Dohnányi gleichsam in die Wiege gelegt worden. Sein Großvater war der ungarische Komponist und Pianist Ernst von Dohnányi. Sein Vater Hans legte den Akzent auf dem „a“und die ungarische Aussprache des Namens ab. Er heiratete Christine Bonhoeffer, eine Schwester des Theologen Dietrich Bonhoeffer, und wurde wie dieser von den Nationalsozialisten als Widerstandskämpfer aus dem Kreise Oster-Canaris wenige Wochen vor Ende des Zweiten Weltkriegs ermordet. Da waren Christoph und sein Bruder Klaus, der spätere Hamburger Bürgermeister, 15 und 16 Jahre alt.
Mit 27 wurde Dohnànyi der jüngste Generalmusikdirektor Deutschlands in Lübeck. Zeitlebens setzte er sich mit Verve und Mut zum Konflikt für die Modernisierung des Musiktheaters ein.
Zu seinen Stationen zählen Frankfurt und Hamburg, das Cleveland Orchestra in den USA und das Philharmonia Orchestra London. 2004 kehrte Dohnányi als Chefdirigent des NDR-Elbphilharmonie-Orchesters nach Hamburg zurück. Für Januar 2020 ist sein nächstes Konzert angekündigt. (dpa)