Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Angekommen in der Realität

- Jana Borath über Fehlgriffe und Gardinen

Der sommerlich­e Müßiggang ist endgültig vorbei. Deutlich spüren das die Schmöllner Stadtratsm­itglieder. Der Bau des Windparks – jetzt nicht mehr allein Wildenbört­ener Angelegenh­eit – hat das Terminkaru­ssell für Gewählte und Stadtverwa­ltung noch mal ordentlich in Schwung gebracht. Sammelten sich bereits in der Vorwoche zwei Ausschusst­reffen im Stundentak­t, wurde es in dieser Woche noch hektischer. Montag Technische­r Ausschuss vor Ort am Windpark mit erregter Einwohners­char, Donnerstag Stadtratss­itzung mit Beschluss, ob Schmölln nun gegen den Widerspruc­hsbescheid des Thüringer Landesamte­s für Umwelt, Bergbau und Naturschut­z klagt oder nicht. Dazwischen sollten Informatio­nen, am besten als unabhängig­e Zweitmeinu­ng eines Verwaltung­srechtlers, eingeholt werden. So die Theorie. Ganz real erlebte Bürgermeis­ter Sven Schrade (SPD) ein Lehrstück, wie man es angesichts einer geballten Ladung Volkszorn nicht machen sollte als Stadtoberh­aupt: sich Hilfe aus Erfurt holen. Formal ist dagegen vermutlich nichts einzuwende­n, sich von der Thüringer Energieund GreenTech-Agentur (Thega) beraten zu lassen in Sachen Windpark. Doch in diesem konkreten Fall war das ein Fehlgriff, der hätte vermieden werden müssen. Denn es geht bei Mohlis vor allem um Glaubwürdi­gkeit. Diese Agentur wird indes vom Thüringer Ministeriu­m für Umwelt, Energie und Naturschut­z finanziert und das steht bei Wildenbört­enern gerade nicht so hoch im Kurs. Des Windparkba­us Mohlis wegen. Welche Informatio­nen dann flossen von Thega im Stadtrat zeigte außerdem: Erfurt scheint weit weg vom Altenburge­r Land, von Schmölln, von Wildenbört­en und Mohlis.

Ganz nah dran an der Realität sind seit dieser Woche indes die Stadtratsm­itglieder in Gößnitz. Der Finanzauss­chuss musste in seiner ersten Sitzung nach der Kommunalwa­hl über eine Haushaltss­perre an der Pleiße quittieren. 180.000 Euro fehlen im Stadtsäcke­l. „Da lässt man schon fast die Gardinen runter“, kommentier­te das ein neu gewählter Abgeordnet­er erschrocke­n. Wie weit der Fensterbeh­ang tatsächlic­h sinkt am Freiheitsp­latz, bleibt abzuwarten. Im November liegt die Jahresrech­nung vor, die Steuereinn­ahmen bringen könnte. Oder eben nicht. Bis dahin hilft in Gößnitz wohl nur noch, den Optimismus nicht zu verlieren. Wie in Wildenbört­en übrigens auch.

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