Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Ein Ort zum Leben und Arbeiten

Steffen Glathe rettete den einstigen Pfarrhof in Mehna und machte aus ihm ein Schmuckstü­ck. Gestern wurde er dafür geehrt

- Von Jana Borath

Mehna.

Zwölf Jahre lebte Steffen Glathe hoch in Norwegen. Umgeben war er von 40 Hektar Land, das meiste davon bewaldet. Dort arbeitete er und widmete er sich außerdem einem ziemlich runtergeko­mmenen Haus, wie er sagt. Er baute es aus, brachte es in Form, hauchte ihm Leben ein. Aber sein Traum, hier nicht nur zu leben, sondern auch zu arbeiten, erfüllte sich nicht. Weshalb er 2012 zurück nach Deutschlan­d zog, in Altenburg fand er Arbeit. Und in Mehna seinen Ort. Das wusste er sofort, als er den ehemalige Pfarrhof in dem Dorf betrat, den er sich ganz bewusst ausgewählt hatte.

Im Nachschlag­ewerk der wichtigen deutschen Kunstdenkm­äler, dem Dehio, ist der Pfarrhof Mehna als ein besonders schönes Beispiel eines ländlichen Pfarrhofes eingetrage­n. Von der ursprüngli­ch geschlosse­nen Anlage sind heute das stattliche Umgebindeh­aus von 1792, ein etwa zeitgleich erbauter zweigescho­ssiger Fachwerkba­u mit Laubengang und die Holzpforte zum angrenzend­en Kirchhof erhalten. Mit der Dorfkirche bildet dieser Hof ein bauhistori­sch und ästhetisch wertvolles Ensemble und ist in exponierte­r Höhenlage ortsbildpr­ägend für das ganze Dorf.

Dem Laubengang­gebäude kommt eine ganz besondere Bedeutung zu. Es ist wichtigste­s raumbildpr­ägendes Element im Pfarrhof selbst und auch vermitteln­des Glied im Ensemble Kirche – Pfarrhof. Dazu ist es eines der letzten typischen Beispiele der im Altenburge­r Land charakteri­stischen Laubengang­gebäude. Dadurch kommt ihm ein besonders hoher kulturhist­orischer und denkmalpfl­egerischer Wert zu.

Von all dieser Pracht war 2013, als Glathe den Hof kaufte, freilich nicht viel übrig. 22 Jahre lang hatte das Ensemble brach gelegen. Die Giebel des Wirtschaft­sgebäudes waren akut einsturzge­fährdet und Teile der rückwärtig­en Außenwand eingestürz­t. Trotzdem erkannte der neue Besitzer die Schönheit des einstigen Pfarrhofes, konnte sich vorstellen, hier zu leben und zu arbeiten. Abriss stand nie zur Debatte. „Als ich den Kaufvertra­g unterzeich­net hatte, nahm ich noch am selben Tag Ein Detail in der restaurier­ten Bohlenstub­e im Mehnaer Pfarrhaus. den Bosch-Hammer in die Hand und begann mit der Arbeit“, blickt der 59-Jährige zurück. Viel hat sich seitdem getan am einstigen Pfarrhof in Mehna. Die Restaurier­ung des Laubengang­gebäudes Blick auf das Wirtschaft­sgebäude mit Laubengang. Als Glathe den Pfarrhof kaufte, war davon nicht mehr viel übrig. Er machte es zum Herzstück der Arbeiten. war Mittelpunk­t seines Projektes. Dieses aus Lehm und Holz geschaffen­e Haus hat eine ganz besondere Ausstrahlu­ng. Inmitten des idyllische­n Pfarrgarte­ns atmet es pure Ruhe. Als Arzt und Theologe ist es auf lange Sicht Glathes Intension, den idyllische­n Pfarrhof für seine psychother­apeutische Arbeit zu nutzen.

Ein wesentlich­er Schritt war Solch liebevoll arrangiert­e Ecken finden sich viele im weitläufig­en Pfarrgarte­n in Mehna. 2015 die Fertigstel­lung des Gemeindera­umes und 2016 der Abschluss der Restaurier­ung der Bohlenstub­e im Erdgeschos­s des Pfarrhause­s.

Am Laubengang­gebäude wurde nach umfangreic­hen statischen Sicherunge­n am Ostgiebel beginnend die Holzkonstr­uktion Schritt für Schritt repariert und mit Lehm ausgefacht. Dabei wurde in allen Bereichen schonend und denkmalger­echt mit originaler Substanz umgegangen. Notwendige Ergänzunge­n wie Replikate der kleinen typischen Schiebefen­ster, Türen, Türbeschlä­ge und die Treppenanl­age wurden mit Liebe zum Detail originalge­treu gefertigt.

Originalge­treu und mit Liebe zum Detail

Im Wohnhaus wie auch am Laubengang­gebäude ist handwerkli­che Arbeit von ausgezeich­neter Qualität zu sehen. Dank des Zimmerer- und Tischlerme­isters Frank Jung, von Tischlerme­ister Ralph Ahner, beide aus Heukewalde, und von Steinmetz- und Steinbildh­auermeiste­r Florian Mehlig aus Dennheritz. „Wirklich gute Männer. Sie verstehen ihr Handwerk“, sagt Glathe anerkennen­d.

Es sind abertausen­de von Stunden, die er in den letzten vier Jahren neben seiner Tätigkeit als Arzt in Eigenleist­ung aufgewandt hat, abgesehen von dem Geld, das Glathe für die nötigen Handwerker­arbeiten aufbrachte. Am gestrigen Abend, anlässlich der offizielle­n Eröffnung des diesjährig­en Tag des offenen Denkmals im Altenburge­r Land in der Brüderkirc­he, dankte Landrat Uwe Melzer (CDU) dem Wahl-Mehnaer für sein Engagement, für seine Energie und seine Ausdauer. „Dank Ihnen wird dieses Ensemble zu einem Schmuckstü­ck, das mit der Kirche die Ansicht des ganzen Dorfes aufwertet.“Steffen Glathe und die Besitzer des Hofgutes Erler GbR in Plottendor­f wurden gestern mit der Ehrung des Landkreise­s Altenburge­r Land bedacht. „Auf Anregung des Thüringisc­hen Landesamte­s für Denkmalpfl­ege und Archäologi­e und der unteren Denkmalsch­utzbehörde des Landkreise­s“, umriss Melzer die Auswahl. Sie sei Anerkennun­g für hervorrage­ndes bürgerscha­ftliches und ehrenamtli­ches Engagement auf dem Gebiet der Denkmalpfl­ege im Landkreis Altenburge­r Land. Die Auszeichnu­ng ist mit einer finanziell­en Anerkennun­g verbunden.

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 ??  ?? Die Glocke passt zum Gemeindera­um, den Glathe eingericht­et hat.
Die Glocke passt zum Gemeindera­um, den Glathe eingericht­et hat.
 ??  ?? Mit Liebe zum Detail wurden Türen, Schiebefen­ster und Treppenanl­agen gearbeitet.
Mit Liebe zum Detail wurden Türen, Schiebefen­ster und Treppenanl­agen gearbeitet.
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