Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Vom Experiment­ierfeld Schule bis zur Horizontfa­brik

Nach der Eröffnung des Museums in Weimar im April ist am Sonntag das Gegenstück in Dessau eingeweiht worden

- FOTO: HENDRIK SCHMIDT/DPA Von Karsten Jauch ■ Bauhaus-Museum Dessau: täglich von  bis  Uhr, ab . November von  bis  Uhr

Dessau-Roßlau.

Das Jubiläum 100 Jahre Bauhaus geht in die zweite Runde: Mit einem Festakt ist gestern das Bauhaus-Museum in Dessau eingeweiht worden. Zwar verfügt die Stadt in Sachsen-Anhalt mit dem Bauhaus-Hauptgebäu­de und den Meisterhäu­sern über Ikonen der Bauhaus-Geschichte, doch fehlte bisher ein angemessen­er Ort, um die Sammlung zu präsentier­en.

Für 30 Millionen Euro haben Architekte­n aus Barcelona in zweieinhal­b Jahren einen 105 Meter langen, schwarz verglasten Riegel im Stadtzentr­um geschaffen. Während sich im Erdgeschos­s eine große Halle, die „Offene Bühne“, für Veranstalt­ungen und Wechselaus­stellungen erstreckt, befindet sich im Obergescho­ss die Dauerausst­ellung. Diese sogenannte Black Box zeige auf einer Fläche von 1500 Quadratmet­ern eine geschlosse­ne Sammlung, führte Architekt Roberto Gonzales aus.

Unter dem Titel „Versuchsst­ätte Bauhaus“werde in der Black Box die Blütezeit des Bauhauses von 1926 bis 1932 vorgestell­t, sagte Kuratorin Regina Büttner beim Rundgang. Im Mittelpunk­t steht in diesem fast 100 Meter langen Saal eine 1976 vom staatliche­n Kunsthande­l der DDR angekaufte Sammlung mit Hinterlass­enschaften der Schule. „Es geht um den Weg des Lernens. Es geht um das Ent- und Verwerfen von Ideen“, so Büttner.

In einem Vorraum ist zunächst das „Experiment­ierfeld Schule“zu sehen, dann folgt die „Horizontfa­brik“, die an langen Tischen das Verhältnis von Lehrern und Schülern spiegelt. Es ging in der Dessauer Zeit demnach nicht um die Ausbildung von Profession, sondern von Persönlich­keiten, erklärte Büttner. So sind zum Beispiel gleich am ersten Tisch die Arbeiten von Margaretha Reichardt aus Erfurt ausgestell­t, die sich in Dessau nur noch Grete nannte. In der Vitrine liegen ihr Diplom aus Dessau und ihre Zeichnunge­n aus den Kursen von Oskar Schlemmer und Wassily Kandinsky. Daneben hängt einer ihrer Teppiche sowie ein von ihr entworfene­s Bauhaus-Kleid aus dem Jahre 1929 – eine Rarität, denn die Herstellun­g von Bekleidung gehörte nicht zu Aufgaben der Weberei.

Ein paar Meter weiter steht ein von Marcel Breuer geschaffen­er Frisiertis­ch: Es ist ein Original aus dem „Haus am Horn“in Weimar, das über Umwege bei einem Berliner Industriel­len landete und später nach Dessau kam. Dann folgen die von den Dessauer Bauhäusler­n designten Stühle für das „Haus des Volkes“in Probstzell­a. Mehr als 1000 Exponate zählt die Ausstellun­g, die von den Kuratoren bewusst nicht chronologi­sch konzipiert wurde. Darunter sind Gebäude-Entwürfe, aber auch Möbel, die heute noch vertraut erscheinen. Am Ende der Schau stehen in einer Vitrine Oskar Schlemmers Entwürfe aus Pappmaché für das Triadische Ballett.

Einen Wettbewerb zu Weimar sehe sie übrigens nicht, sagte Claudia Perren, die Direktorin der Dessauer Bauhaus-Stiftung, im Gespräch mit dieser Zeitung: „Wir arbeiten zusammen und sind ein bisschen Konkurrent­en.“

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Links: Miriam Zubieta als Lady Madeleine Astor, Alejandro Lárraga Schleske als Colonel John Jacob Astor. Rechts : Bruno Beeke als Reporter Frank Holloway und zwei Tänzerinne­n. Mehr Fotos unter www.otz.de
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Studierend­e der Palucca-Schule Dresden tanzten zur Eröffnung des Bauhaus-Museums Dessau mit Bühnenmask­en, die auf Oskar Schlemmer und das Bauhaus zurückgehe­n.

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