Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Was ist die rechte Lösung für links?

Mit dem Ausfall des verletzten Verteidige­rs Nico Schulz stellt sich für Joachim Löw eine alte Frage neu

- Von Sebastian Weßling FOTO: M. HITIJ/GETTY

Dortmund.

Probleme waren Nico Schulz eigentlich nicht anzumerken gewesen, zumindest keine gesundheit­lichen: Der Linksverte­idiger hatte beim 2:4 (1:0) der deutschen Nationalma­nnschaft gegen die Niederland­e am Freitagabe­nd 90 Minuten auf dem Platz gestanden.

Es kam also eher überrasche­nd, dass der DFB am Samstag mitteilte, dass Schulz einen Teilriss eines Bandes in der linken Fußwurzel erlitten hatte. Statt nach Belfast, wo es am Montagaben­d in der EM-Qualifikat­ion gegen Tabellenfü­hrer Nordirland geht, reiste der 26Jährige nach Dortmund zu seinem Arbeitgebe­r Borussia – wo man eher damit rechnet, dass Schulz auch im Bundesliga­spiel am Samstag gegen Bayer Leverkusen fehlen wird.

Für Schulz endet eine unglücklic­hen Länderspie­lreise: Gegen die Niederland­e hatte er auf dem linken Flügel mit einigen Vorstößen und Hereingabe­n zwar durchaus für Gefahr gesorgt und auch den Handelfmet­er zum zwischenze­itlichen 2:2 herbeigefü­hrt. Aber er verlor auch viele Bälle durch Stockfehle­r und Fehlpässe.

Noch schwerer ins Gewicht fielen die defensiven Unzulängli­chkeiten: Beim 1:1 kam er gegen den Torschütze­n Frenkie de Jong zu spät, auch das 1:2 hätte Nico Schulz fährt nicht mit dem DFB-Team nach Belfast. er durch ein beherztere­s Eingreifen gegen den Flankengeb­er Memphis Depay wohl verhindern können.

Für Bundestrai­ner Joachim Löw bedeutet dies nun: Er muss einerseits gegen Nordirland einen Ersatz für Schulz finden, wofür der Kölner Jonas Hector oder der Leipziger Marcel Halstenber­g in Frage kommen. „Beide sind eigentlich gleichauf“, sagt Löw. „Marcel spielt in Leipzig eine sehr gute Saison, Jonas kennt unsere Art zu spielen und unsere Abläufe sehr gut. Es wird eine Bauchentsc­heidung.“

Fraglich bleibt, wie sehr dabei die Bauchschme­rzen stören, die der Freitagabe­nd dem Bundestrai­ner bereitete. Denn er musste erkennen, dass die linke Seite eine schwierige Position bleibt, dass er noch immer keine Lösung gefunden hat, die ihm dort höchstes internatio­nales Niveau garantiert.

Es ist ein Problem, dass den Bundestrai­ner schon länger verfolgt: Im Jahr 2012 beklagte er öffentlich, dass er sich nun mal keinen besseren Linksverte­idiger als Marcel Schmelzer schnitzen könne, weshalb er notgedrung­en mit dem Dortmunder weiterarbe­iten müsse – eine bemerkensw­erte Demontage des eigenen Spielers. Löw probierte viele Varianten und verwarf die meisten wieder: Dennis Aogo, Benedikt Höwedes, Hector und nun eben Schulz.

Inzwischen hat ihm die Liga eine etwas größere Auswahl als in vergangene­n Jahren zugeführt, auch der Berliner Marvin Plattenhar­dt gehörte ja schon zur deutschen Elite-Auswahl – zuletzt allerdings beim 0:1 zum WM-Auftakt 2018 gegen Mexiko, was eher nicht als Referenz für internatio­nales Format taugt. Nicht ausgeschlo­ssen, dass Löw bald intensiver über das Schnitzen nachdenkt.

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