Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
„Und dann bin ich nur noch gerannt“
Die Geraer Speedskater Ron Pucklitzsch und Josie Hofmann bringen EM-Bronze aus Pamplona mit nach Hause
Pamplona/Gera.
Nach WMBronze für Sabine Berg im Marathon standen die Speedskater des RSV Blau-Weiß Gera auch bei der Europameisterschaft im spanischen Pamplona zweimal auf dem Treppchen. „Wir mussten zwar lange warten, aber am Ende hat es noch gereicht“, freut sich Heimtrainerin Katharina Berg über die beachtlichen Erfolge ihrer Schützlinge.
Seine Sprintstärke stellte einmal mehr Ron Pucklitzsch unter Beweis. Nach Platz sechs über 200 Meter auf der Bahn schienen für den 21-Jährigen nach dem 500-Meter-Vorlauf die kontinentalen Titelkämpfe fast beendet. Nach einem Ziehen im Oberschenkel verzichtete er auf das erreichte Halbfinale.
„Da hat unser Physiotherapeut ganze Arbeit geleistet. In drei Tagen hat er mich wieder fit bekommen“, so der Sprintspezialist, der im Vorlauf über 100 Meter auf der Straße noch mit der viertschnellsten Zeit aufwartete, im Halbfinale aber auf Rang drei vorrückte, was den Einzug in den Endlauf und die sichere Bronzemedaille bedeutete.
Dort rutschte Pucklitzsch dann beim zweiten Schritt etwas weg, weshalb er den beiden Spaniern Ioseba Fernandez und Jonathan Galar nicht ganz folgen konnte und mit drei Zehntelsekunden Rückstand Dritter wurde. „Nach dem Finale habe ich mich dann gar nicht mehr so sehr gefreut. Schließlich wusste ich schon zwei Stunden lang, dass ich eine Medaille gewonnen habe“, sagt der Geraer, der seit zwei Jahren der Sportfördergruppe der Bundeswehr angehört und angesichts der Leistungen auf zwei weitere Jahre hofft. Nebenher studiert Ron Pucklitzsch in Jena Sport- und Wirtschaftswissenschaft.
Die Saison ist für den 21-Jährigen noch nicht ganz beendet. Im Rahmen des Berlin-Marathons am letzten September-Wochenende werden auch die offenen deutschen 100-Meter-Meisterschaften ausgetragen. „Darauf bereitete ich mich noch einmal vor. Das ist ein cooler Wettkampf für die Zuschauer.“
Ebenfalls eine Bronzemedaille brachte Josie Hofmann mit nach Hause. Allerdings musste sie wirklich bis zum letzten Wettkampf auf Edelmetall warten. Bis dahin hatte die 22-Jährige viel Pech. Über 1000 Meter auf der Bahn musste sie sich ebenso mit Rang vier begnügen wie in der 15.000-Meter-Ausscheidung auf der Straße. Hinzu kam noch die verpasste GoldChance mit der Bahnstaffel, wo dem Trio Josie Hofmann, Sabine Berg und Laethisia Schimek in aussichtsreicher Position ein Wechselfehler unterlief. „Josie Hofmann hat sich nicht unterkriegen lassen von all diesen Rückschlägen und auf die nächste Chance gewartet. Im Marathon war es dann so weit. Das muss man erst einmal schaffen“, freut sich Trainerin Katharina Berg mit ihrem Schützling.
„Es war ein relativ ruhiges Rennen. Wir haben uns aus allen Rangeleien rausgehalten, um Kräfte zu sparen“, erzählt Josie Hofmann, die Sabine Berg und Angelina Otto an ihrer Seite hatte, sich aber auch der vermeintlichen Übermacht von acht Italienerinnen ausgesetzt sah. Zwei Runden vor Schluss starteten zwei Französinnen und eine Spanierin einen Ausreißversuch. „Da hatte ich die Medaillen schon fast abgeschrieben. Als die Holländerinnen Druck machten, haben wir uns angeschlossen. Einen Kilometer vor Schluss war eine Französin eingeholt. Und dann bin ich nur noch gerannt“, verrät die Geraerin, die bergauf früh ihr Höchsttempo erreichte, aus der Kurve als Erste des Verfolgerfelds auf die 150 Meter lange Zielgerade einbog und sich von niemandem mehr überholen ließ. „Viel habe ich dann nicht mehr mitbekommen“, sagt sie. Rang drei hinter der Spanierin Maialen Onate und Juliette Pouydebat aus Frankreich war der verdiente Lohn. Den Angriff von SerienEuropameisterin Francesca Lollobrigida hatte Josie Hofmann abwehren können. Sabine Berg (12.) und Angelina Otto (15.) landeten ebenfalls im Vorderfeld. „Nach der Rückenverletzung im Vorjahr war es mein Ziel, mich für die Welt- und Europameisterschaften zu qualifizieren. Dass es jetzt noch EMBronze im Marathon geworden ist, ist eine tolle Zugabe“, freut sich die 22-Jährige.